Der Arlbergtunnel ist in die Jahre gekommen und wurde zwecks Generalsanierung bis Oktober gesperrt. Mit Verkehrsbehinderungen ist zu rechnen.

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Wien – Im Vorjahr wollte die Asfinag die Ladeinfrastruktur für Elektro-Pkws und -Lkws nur nach Bedarf bauen. Heuer legt der staatliche Autobahnen- und Schnellstraßenbauer einen Zahn zu: 300 Millionen Euro will man in den nächsten zehn Jahren in Stromversorgung und Ladeinfrastruktur investieren. Bereits jetzt gebe es mit 220 Ladepunkten an 36 Standorten alle 62 Kilometer eine Lademöglichkeit für Elektroautos, bis 2035 sollen es 3.000 sein, davon 1.500 für Pkws (150 kW) bis 2030 und 1.300 für Lkws (je bis zu 1.000 kW).

Darüber hinaus will man bis 2030 bei Elektrizität autark werden, kündigte das Vorstandsduo Josef Fiala und Hartwig Hufnagel bei Vorlage der Bilanz 2022 am Mittwoch an.

Den Energiebedarf gibt man mit 130 Gigawattstunden pro Jahr an, davon gehen 47 Prozent allein für Betrieb und Versorgung von Tunnelanlagen auf. Die Elektrifizierungspläne skizziert Hufnagel so: Die Netzbereitstellung für die E-Ladeinfrastruktur werde von der Asfinag geplant, gebaut und finanziert, dafür sind in den nächsten Jahren 300 Millionen Euro budgetiert. Danach denkt man an eine Konzessionsvergabe für die Erbringung dieser Leistung, beispielsweise an Energieerzeuger. Denn für den Peak-Bedarf, also zu Spitzenlastzeiten, brauche man Partner, das könne man über den eigenen Erneuerbaren-Ausbau nicht bewerkstelligen.

Straßenmaut wird kräftig teurer

Bei Lkw-Maut und Vignetten bahnt sich eine kräftigere Erhöhung an, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war: Um 8,6 Prozent wird die Straßenbenützungsabgabe erhöht. Das ist der hohen Inflation geschuldet, die sich bei der Asfinag – wie auch beim Klimaticket – zeitverzögert niederschlägt. Maßgeblich ist immer der harmonisierte Verbraucherpreisindex, der zuletzt 2,8 Prozent ausgemacht hat.

Die Blockabfertigung von Lkws in Kufstein führt regelmäßig zu Staus an der Grenze zu Bayern.
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Deutliche Steigerungen stehen auch bei den Kosten an: Während die Maut für das Jahr 2023 nur um 2,8 Prozent erhöht werden durfte, ist heuer aufgrund der hohen Inflation eine durchschnittliche Steigerung von Bau- und Energiekosten um elf Prozent zu gewärtigen. Auch die Zeit des billigen Geldes ist vorbei: Nach negativen Zinsen im Jahr 2021 ist heuer mit 3,0 bis 3,5 Prozent zu kalkulieren.

Zugleich zeichnet sich nach der Aufholjagd nach der Corona-Delle eine Dämpfung im Lkw-Verkehr (größer 3,5 Tonnen) ab, was auch die Einnahmen verringern wird. Die Asfinag-Führung spricht von einer Stagnation im Schwerverkehr

Mauteinnahmen steigen

Allerdings ist hat der Pkw-Verkehr kräftig aufgeholt, wenn auch noch nicht auf das Vor-Corona-Niveau. Die Fahrleistung von Pkws und Leicht-Lkws (bis 3,5 Tonnen) stieg 2022 um 10,6 Prozent auf 27,74 Milliarden Kilometer, während die Fahrleistung des Schwerverkehrs auf 3,998 Milliarden Kilometer nur marginal anstieg. Dementsprechend gestiegen sind die Vignettenerlöse: Die Einnahmen mit Pkw-Verkehr und Leicht-Lkws (bis 3,5 Tonnen) waren mit 540 Millionen Euro um 13,3 Prozent höher als 2021. Damit ist trotz einer Steigerung von im Schnitt 9,2 Prozent das Vor-Corona-Niveau von 32,9 Milliarden Kilometern nicht erreicht. Das dürfte auch auf die bisweilen sehr hohen Diesel- und Benzinpreise zurückzuführen sein.

Die fahrleistungsabhängige Lkw-Maut spielte 1,677 Milliarden Euro ein, das sind um knapp 1,3 Prozent mehr. Inklusive Sondermauten (226 Millionen Euro) nahm die Asfinag insgesamt 2,443 Milliarden Euro an Mauterlösen ein, das entspricht einem Plus von sechs Prozent.

Überschuss für Schuldenabbau

Der damit erzielte Überschuss stieg im Gesamtjahr von 755 Millionen auf 851 Millionen Euro – das zweitbeste Ergebnis seit Bestehen des staatlichen Infrastruktur-Errichters und -Betreibers. An Schulden wurden 293 Millionen Euro abgebaut, die Finanzverbindlichkeiten auf 10,46 Milliarden Euro leicht reduziert. Da die Asfinag als Sondergesellschaft für Erhaltungs- und Erneuerungsinvestitionen keine Vorsorgen bilden muss, ist der erzielte Überschuss nicht zur Gänze ein Gewinn. Dennoch wurden an die Republik 235 Millionen Euro an Dividende ausgeschüttet. Investiert wurden ins hochrangige Straßennetz 1,1 Milliarden Euro.

Lärmschutz, Sanierung und Neubau

Wiewohl das Asfinag-Bauprogramm abgespeckt wurde: An Bauprojekten mangelt es nicht, an die 1,4 Milliarden Euro sind dafür budgetiert. Neben massiven Lärmschutzmaßnahmen (etwa entlang der S33 bei Herzogenburg) im Volumen von 100 Millionen Euro und E-Ladeinfrastruktur werden Rastplätze gebaut. 72 Asfinag-eigene Anlagen soll es 2040 geben – das sind um fast 20 mehr, als es derzeit gibt.

Gut 780 Millionen Euro sind für Sanierungen reserviert, darunter große Brocken wie der Arlbergtunnel und einige Röhren der A10-Tauernautobahn sowie die längste Brücke der A1-Westautobahn über das Aurachtal, die generalsaniert wird. Die bereits vor Jahren angekündigte Sanierung der Europabrücke auf der Brennerautobahn steht noch nicht auf dem Plan. Laufende Untersuchungen zeigten, dass die Sicherheit gewährleistet sei und daher noch kein Bedarf für eine Generalsanierung bestehe, betonte Hufnagl.

Zu den wichtigen Neubauprojekten (653 Millionen Euro) gehören ein weiterer Abschnitt der S10 Mühlviertelschnellstraße (ab Freistadt-Nord; 334 Millionen Euro), der Linzer Westring (A26) und die S7-Fürstenfeld-Schnellstraße. (Luise Ungerboeck, 26.4.2023)