Waldhäusl im September am Landesgericht St. Pölten.

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St. Pölten – Niederösterreichs Zweiter Landtagspräsident Gottfried Waldhäusl (FPÖ) sieht sich offenbar mit einer erneuten Anzeige konfrontiert, die zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen führen könnte. Laut einem Onlinebericht der "Kronen Zeitung" vom Mittwochabend hat die Staatsanwaltschaft Wien ein Auslieferungsersuchen an die Landtagsdirektion gesandt. Bestehen dürfte aufgrund von Aussagen des Freiheitlichen in einer Talksendung vom 2. Februar der Verdacht der Verhetzung.

Waldhäusl war an diesem Tag – damals noch als Asyllandesrat – Gast in einer Ausgabe von "Fellner! Live" bei oe24.tv. Eingebracht wurde die Anzeige dem Medienbericht zufolge von SOS Mitmensch. Waldhäusl soll Syrer und Afghanen in der Sendung in generalisierender Weise als Gewalttäter hingestellt haben, so der Tenor. Es gehe um Aussagen wie: "Sie sind nicht bereit, unsere Werte, unsere Kultur und unsere Religion zu akzeptieren und wenn jemand nicht bereit ist, hier das zu akzeptieren, dann hat er bei uns nichts verloren. Und noch einmal. Wenn die tatsächlich auf der Flucht sind, warum schmeißt man dann den Pass weg, alle Unterlagen nur das Messer nicht. Das Messer wird nie weggeschmissen."

Mehrfach angezeigt, aber nie verurteilt

In seiner Zeit als Landesrat von 2018 bis zum diesjährigen März wurde Waldhäusl mehrfach angezeigt. Ermittlungsverfahren rund um die medial platzierte Forderung nach einer "Asyl-Triage" – Vorrang bei Unterbringungsplätzen für Frauen und Kinder aus der Ukraine – sowie um Zahlungen an einen Betreiber eines Flüchtlingsquartiers wurden eingestellt.

Im Zusammenhang mit der Verlegung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in die mit Stacheldraht begrenzte Asylunterkunft Drasenhofen (Bezirk Mistelbach) im November 2018 war Waldhäusl und einer ehemaligen Landesbediensteten Amtsmissbrauch angelastet worden. 2022 folgte ein monatelanger Prozess am Landesgericht St. Pölten, der mit rechtskräftigen Freisprüchen endete. (APA, 26.4.2023)