Er ist eine Fraktion, die bei den Hochschulwahlen traditionell wenige Stimmen bekommt: der Ring Freiheitlicher Studenten. Bei der letzten Wahl zur Österreichischen Hochschüler_innenschaft (ÖH) vor zwei Jahren erhielt er 2,7 Prozent der Stimmen. Damit ist der RFS mit einem Mandat im bundesweiten Studierendenparlament vertreten – wobei der aktuelle Mandatar Matthias Kornek seit 2022 bei keiner Sitzung anwesend war und sich der RFS auch sonst rar machte.

Für die diesjährige Wahl geht der ausgebildete Polizist Peter Leskosek als Spitzenkandidat ins Rennen. Der 27-Jährige studiert im Master Public Management an der Fachhochschule Campus Wien. Die Sicherheit werde auch bei Studierenden immer mehr zum Thema, da könne er sein Fachwissen einbringen, wird Leskosek im Wahlprogramm des RFS zitiert. Mit "Lieber Frauenrechtler als 72 Geschlechter" gibt es einen für blaue Ohren ungewohnten Slogan. Der RFS stellt sich gegen den "Genderwahn" und die sogenannte Cancel-Culture.

In einer STANDARD-Serie stellen sich alle neun Fraktionen, die bundesweit zur ÖH-Wahl antreten, durch die schriftliche Beantwortung eines Fragenkatalogs vor.

STANDARD: Ihr Vorgänger Matthias Kornek begründet sein Fernbleiben von den vergangenen Bundesvertretungssitzungen damit, "an den Sitzungstagen terminlich eingebunden und teilweise gar nicht in Österreich gewesen" zu sein, der STANDARD berichtete. Das erweckt den Anschein, dass es dem RFS nicht so wichtig sein dürfte, sich abseits der ÖH-Wahl einzubringen – was entgegnen Sie?

Leskosek: Eine derartige Arbeitsweise passt nicht zum RFS, weshalb Herr Kornek nun auch keine politische Rolle mehr innerhalb des RFS spielt. Alle Kandidaten auf unserer Liste sind nun umso motivierter, wieder im Sinne der österreichischen Studenten zu arbeiten und sich für ihre Interessen einzusetzen.

STANDARD: Was fordern Sie für die Unis?

Leskosek: Die Abschaffung des sogenannten allgemeinpolitischen Mandats der ÖH sowie die damit einhergehende Entideologisierung der Unis sind längst überfällig. Dabei ist uns eine Transparenzdatenbank für die Verwendung der ÖH-Zwangsbeiträge – die leider immer noch für linksextreme Ideologieprojekte zweckentfremdet werden – besonders wichtig. Genauso wollen wir eine Abschaffung der Verpflichtung, bei wissenschaftlichen Arbeiten zu gendern (Anm. d. Redaktion: es gibt keine Pflicht, lediglich an manchen Unis Empfehlungen zur geschlechtergerechten Sprache). Es ist uns ein Anliegen, Studenten auch in finanzieller Hinsicht besser zu unterstützen, denn die Teuerung sowie die oft horrenden Mietpreise in Studentenstädten bereiten vielen Studenten große Schwierigkeiten.

Polizist Peter Leskosek geht für den RFS ins Rennen um den ÖH-Vorsitz. Der 27-Jährige studiert an der FH Campus Wien Public Management.
Foto: RFS

STANDARD: Was sind Ihre zwei wichtigsten Forderungen für die FHs?

Leskosek: Die Forcierung einer besseren Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Studium ist uns schon immer ein großes Anliegen. Dafür fordern wir unter anderem bessere Möglichkeiten, digital den Vorlesungen zu folgen, sowie Lehrmaterialien ebenfalls digital zur Verfügung gestellt zu bekommen. In diesem Zusammenhang ist für uns auch der Erhalt der Qualität im Studium ein wichtiger Punkt.

STANDARD: Mit wem würde der RFS (k)eine Koalition eingehen?

Leskosek: Da wir einen hohen Wert auf die demokratische Pluralität der Meinungen und Fraktionen legen, schließen wir nicht von vornherein eine Koalition aus. Sondern wir sind offen für jegliche konstruktive Zusammenarbeit im Sinne der Studenten – eine mögliche Koalition wird also nicht an uns scheitern. Leider teilt der Großteil der anderen Fraktionen diese Sichtweise nicht. So wurde nämlich beispielsweise vor der letzten Wahl von den anderen ÖH-Fraktionen in antidemokratischer Manier eine Zusammenarbeit mit dem RFS bereits ohne vorhergehende Gespräche ausgeschlossen.

STANDARD: Wie hoch ist das Wahlkampfbudget, und wer finanziert es?

Leskosek: Wahlkampfkosten sind bundesweit im niedrigen fünfstelligen Bereich geplant. Finanziert werden sie aus Rücklagen, Eigenbeiträgen und der Zusammenarbeit mit der FPÖ.

STANDARD: Wie nahe steht der RFS der FPÖ sowie Burschenschaften?

Leskosek: Wir sind keine Vorfeldorganisation und daher frei in unserer politischen Entscheidungsfindung. Mit unserem Alleinstellungsmerkmal als patriotische und freiheitlich gesinnte Kraft in der ÖH – die sich als einzige Fraktion effektiv gegen die linkslinke Mehrheit stellt – pflegen wir aber natürlich ein freundschaftliches Verhältnis mit der FPÖ sowie mit den verschiedensten Studentenverbindungen. (Selina Thaler, 1.5.2023)