Soll vertrauliche Interna an Holger Friedrich ("Berliner Zeitung") geschickt haben: Ex-"Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt.

Foto: epa, FRIEDEMANN VOGEL

Berlin – Der Medienkonzern Axel Springer hat gegen den früheren "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt vergangene Woche, wie berichtet, eine Klage beim Berliner Arbeitsgericht eingereicht und auch eine Strafanzeige gestellt. Es gehe um unerlaubte Weitergabe interner Kommunikation, die nicht erfolgte Löschung sensibler Daten sowie Betrugsvorwürfe, fasst der "Spiegel" die Vorwürfe zusammen.

Jetzt wurde bekannt, dass Reichelt dem Verleger Holger Friedrich ("Berliner Zeitung") unaufgefordert vertrauliche Informationen übermittelt haben soll. Wie der "Spiegel" berichtet, hat der Berliner Verlag in der vergangenen Woche die Rechtsabteilung von Springer davon in Kenntnis gesetzt, dass Reichelt der "Berliner Zeitung" interne Nachrichten zur Veröffentlichung angeboten habe. Es soll sich dabei auch um Kommunikation des Axel-Springer-Vorstands und weiterer Führungskräfte über Unternehmensinterna gehandelt haben.

Gegenüber dem "Manager Magazin" sagt Friedrich, er habe das Material nicht verwenden wollen, weil dies "rechtsmissbräuchlich gewesen wäre", das Material sei nun vernichtet. Das Benennen Reichelts als Absender der Infos sei ein "Grenzfall" des Quellenschutzes, so Friedrich im "Manager Magazin", darüber sei auch intern diskutiert worden. Jedoch sei es "eine Frage professioneller Standards", das Gegenüber über unsaubere Infos zu informieren.

Reichelt musste im Herbst 2021 seinen Posten als Chefredakteur von Deutschlands größter Boulevardzeitung räumen und den Konzern verlassen. Hintergrund waren Vorwürfe des Machtmissbrauchs in Verbindung mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen. Der Journalist selbst hat die Vorwürfe zurückgewiesen und von einer "Schmutzkampagne" gegen ihn gesprochen. (red, 27.4.2023)