Wien – Mercedes bringt mit der E-Klasse den letzten neuen Verbrenner heraus, das hat der Stuttgarter Autobauer diese Woche bekräftigt. Die sechste Generation der meistverkauften Modellreihe wird im zweiten Halbjahr in Europa, Ende 2023 in den USA und 2024 in China auf den Markt kommen. Es wird die letzte neue Generation mit Benzin- und Dieselmotoren sein – ebenfalls elektrifiziert als milder Hybrid und als extern aufladbarer Plug-in-Hybrid.

2030 will Konzernchef Ola Källenius nur noch E-Fahrzeuge verkaufen, wenn die Nachfrage stimmt. Bei Volkswagen wird der neu anlaufende Golf 8 der letzte Verbrenner des Massenmodells sein. BMW hat sich auf kein konkretes Ausstiegsdatum bei Benzin- und Dieselmotoren festgelegt. Am Standort Steyr wird dennoch emsig in Sachen E-Mobilität investiert. Eine Milliarde schwer ist der Transformationsprozess. Bei Mercedes sollen die Investitionen in die Verbrennertechnologie von 2019 bis 2026 um 80 Prozent schrumpfen, während 40 Milliarden Euro von 2022 bis 2030 in die Elektromobilität fließen sollen. Die Energiewende hält die automobile Welt auf Trab.

Produktion der Mercedes E-Klasse in Sindelfingen. Die letzten neuen Verbrenner sind im Anrollen.
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Beim diesjährigen International Vienna Motor Symposium in Wien ist der Transformationsprozess ebenfalls eines der wichtigsten Themen. "Der Verkehr ist für rund ein Drittel des weltweiten Energieverbrauchs und rund ein Fünftel der CO2-Emissionen verantwortlich und damit eine der Hauptursachen für die Klimakrise", erinnert TU-Professor Bernhard Geringer, Vorsitzender des Österreichischen Vereins für Kraftfahrzeugtechnik, bei einer Pressekonferenz.

Die Debatte über die Antriebstechnologie der Zukunft in dem Sektor wurde jüngst auch hierzulande rund um das mit 2035 auf EU-Ebene verfügte überwiegende Aus des Verbrennermotors erneut hochemotional geführt. Geringer betont, dass sich die Autoindustrie klar auf das Thema Elektromobilität fokussiere. Dennoch sei es falsch, dies als den einzigen Weg zu sehen. Batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEVs) seien nicht immer "die Antwort auf eine nachhaltige Transformation". "Ein BEV mit einer Batterie, die aus Kohlestrom hergestellt wird, und einem E-Motor, der mit Kohlestrom angetrieben wird, hat schlimmere Auswirkungen auf die Umwelt als jeder Benzinmotor."

E-Produktion in einem VW-Werk in Zwickau in Sachsen. VW will sich nun voll auf E-Mobilität fokussieren.
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Batteriebetriebene E-Autos werden nicht die einzige Wahrheit sein, um die Klimaziele zu erreichen, sekundiert Thomas Pauer, Executive Vice President bei Robert Bosch. Es werde künftig verschiedene Antriebssysteme geben müssen. "Sie müssen den rechtlichen, ökologischen und sozialen Bedingungen der jeweiligen Region entsprechen – und sie müssen bezahlbar sein."

In Europa werde voraussichtlich 2030 mehr als jeder zweite neue Pkw elektrisch sein. Mit der geplanten Abgasnorm Euro 7 sei aber auch eine Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors "inklusive Abgasnachbehandlung" erforderlich. Wasserstoff werde nicht nur für Brennstoffzellen, sondern auch für Wasserstoffmotoren in Nutzfahrzeugen verwendet werden, so der Bosch-Manager. Bis 2025 will man aber auch mehr als 40.000 Bosch-Brennstoffzellensysteme auf der Straße haben.

Batteriewerke in Europa

Einer, der die Entscheidung Richtung E-Mobilität bereits getroffen hat, ist VW. VW-Technikvorstand Thomas Schmall ist Batteriebeauftragter im Konzern und unterstreicht, dass nun auch Geschwindigkeit in Sachen Batterieproduktion gefragt sei. VW will in Europa bis 2030 zusammen mit Partnern sechs Batteriezellenwerke hochziehen. Der VW-Konzern will die Hälfte seines Bedarfs an Batteriezellen selbst decken. Ziel sei es, so Schmall, auch in der E-Mobilität Technologieführer zu sein. (Regina Bruckner, 27.4.2023)