Nicht mal aus einem Glas trank Bex, sondern aus der Flasche. Wobei nicht daraus die Empörung entstand.

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Schwangere und stillende Frauen trinken es häufig: alkoholfreies Bier. Es ist ein isotonisches Getränk, enthält Magnesium und der Gerstensaft enthält zudem verschiedene B-Vitamine. In sehr geringen Mengen enthält es manchmal auch Alkohol, in etwa so viel, wie auch bei Vergärungsprozessen in manchen Fruchtsäften entsteht. Und: So manche Biertrinkerin erinnert der Geschmack an pränatale Zeiten, wo man noch weniger auf Ernährung achten musste. Trotzdem erhitzt allein der Anschein von Alkohol in der Hand einer Mutter offenbar die Gemüter.

Etwa diese Woche im Innsbrucker Gemeinderat. Die stellvertretende Klubobfrau der Grünen, Janine Bex, trank am Dienstag bei einer Gemeinderatssitzung aus einer Bierflasche, Inhalt: Bier, mit 0,0 Prozent Alkohol, wie Bex am Tag darauf betonte. Bex war am Vortag mit ihrem Baby in einer Gemeinderatssitzung, trank dort aus einer Bierflasche – und wurde dafür scharf kritisiert. Laut einem Bericht der "Tiroler Tageszeitung" rief SPÖ-Gemeinderätin Irene Heisz der Grünen zu: "Du kannst doch hier nicht ein Bier trinken, Janine." Empört reagierte auch Helmut Buchacher, ebenfalls von der SPÖ, und betonte seine Rolle als Opa und Vater. Gerald Depaoli (Gerechtes Innsbruck) fragte indessen, was überhaupt ein Kind im Gemeinderat zu suchen habe.

Keine Karenz für Politiker:innen

Andere kritisierten wiederum die Kritik am Getränk von Bex scharf, es gab laut "Tiroler Tageszeitung" heftige Wortgefechte, die Sitzung wurde unterbrochen. Bex sagte am Tag darauf: "Es ist ungeheuerlich, dass ich mich hier rechtfertigen muss." Frauen würden oft strenger beurteilt als männlichen Kollegen – und sie "werden für Entscheidungen kritisiert, die gefeiert werden sollten, wie zum Beispiel die Vereinbarkeit von Mutterschaft und einer Karriere in der Politik."

Ihre Parteikollegin Viktoria Spielmann, grüne Abgeordnete in Wien, forderte auf Twitter eine öffentliche Entschuldigung der SPÖ-Gemeinderät:innen Helmut Buchacher und Irene Heisz. Sie wies auch darauf hin, dass es für Politiker:innen keine Karenz gibt.

Es bleibt also nur die Wahl zwischen dem Fernbleiben von Sitzungen, einem Babysitter – was während der Stillzeit schwierig ist – oder das Baby mitzunehmen. (beaha, 27.4.2023)