Der Name Motorola ist untrennbar mit dem Thema Mobiltelefonie verbunden. Hat das Unternehmen doch nicht nur vor mittlerweile rund 50 Jahren das erste wirklich in der Hand haltbare Mobiltelefon produziert. Auch in späteren Jahren sollte die Firma immer wieder eine wichtige Rolle einnehmen. So war etwa das Motorola Droid das erste – zumindest in den USA – wirklich erfolgreiche Android-Smartphone.

Eine wechselhafte Geschichte

Was folgte, war dann schon deutlich weniger ruhmreich. Nachdem Samsung den Android-Markt im Sturm erobert und Motorola immer stärker an Bedeutung verloren hatte, war die Firma irgendwann reif für einen Verkauf. Eine Situation, in der Google dankend zugriff, allerdings weniger wegen der Hardwarelinie, sondern vor allem aufgrund der zahlreichen grundlegenden Mobilfunkpatente, mit dem das Unternehmen sein Betriebssystem gegen Klagen von Mitbewerbern absichern wollte.

Eine Strategie, die für Google voll aufging, das Hardwaregeschäft blieb aber ein Nebenthema. Trotzdem wurden in der Zeit einige ganz gute Geräte mit vor allem für die damalige Zeit relativ gutem Update-Support produziert. Trotzdem entschloss sich Google – angeblich unter dem Druck anderer Hersteller – zum Verkauf von Motorola an Lenovo, wo die Marke mit stark wechselndem Erfolg bis heute weitergeführt wird.

Eine neuer Anlauf

Nachdem Motorola in den vergangenen Jahren vor allem in niedrigeren Preisregionen punkten konnte, würde Lenovo künftig gerne wieder im Premiumbereich mitspielen – also dort, wo es die wirklich großen Gewinnmargen zu holen gibt.

Das Motorola Edge 40 Pro will in der Riege der Top-Smartphones mitspielen.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Mit dem Motorola Edge 40 Pro gibt es nun einen neuen Vorstoß in diese Richtung: Mit einer High-End-Ausstattung und einem Preis, der mit 899 Euro auf dem Niveau des Pixel 7 Pro – zumindest zu dessen Marktstart – liegt, soll die Rückkehr in die erste Reihe der Smartphone-Hersteller gelingen. Beste Voraussetzungen also, das Gerät einem eingängigen Test zu unterziehen.

Design

Der Ersteindruck lässt sich trefflich mit dem Begriff "unauffällig" umreißen. Das Design ist dermaßen schlicht, dass es schon fast an "generisch" grenzt. Großen Wiedererkennungswert kann man insofern wahrlich nicht attestieren. Die Rückseite ist aus Glas, das zwar leicht aufgeraut, aber trotzdem sehr rutschig ist. Schlimmer wird dieses Problem dadurch, dass das Display seitlich stark abgerundet ist. Dieses Faktum hat wiederum zur Folge, dass die seitlichen Knöpfe sehr dünn sind und sich so relativ scharfkantig anfühlen.

Das klingt jetzt alles sehr negativ, generell ist das Motorola Edge 40 Pro aber durchaus gut verarbeitet. Erfreulich ist zudem, dass das Kameramodul vergleichsweise wenig stark heraussteht. Trotzdem liegt das Smartphone nicht gut auf, weil besagtes Modul nicht mittig angebracht ist. Beim Tippen am Tisch wackelt es also schnell.

Mit 161,16 × 74 × 8,59 mm liegt die Größe ungefähr im Bereich viele anderer Top-Smartphones, das Gewicht von 199 Gramm passt dazu. Durch das Seitenverhältnis des Displays von 20:9 mutet das Edge 40 Pro etwas länglich an. An Farben werden ein schlichtes Schwarz sowie ein relativ undefinierbarer Blauton namens "Lunar Blue" geboten.

Display

Dreh- und Angelpunkt des Smartphones-Alltags ist natürlich der Bildschirm. In diesem Fall handelt es sich um einen 6,67 Zoll großen pOLED, bei dem zunächst auffällt, dass die Auflösung "nur" 1.080 × 2.400 Pixel beträgt. Mit den QHD+-Displays anderer Hersteller kann man in diesem Zahlenspiel also nicht mithalten. Was man dazu aber auch wissen muss. Die meisten anderen Anbieter verwenden von Haus aus eine auf einen ähnlichen Wert reduzierte Auflösung, einfach weil das für Performance und Akkulaufzeit besser ist. Anders gesagt: Die Auflösung des Motorola Edge 40 Pro ist mehr als ausreichend.

Die seitliche Biegung des Displays verzerrt nicht nur die Darstellung an dieser Stelle, sondern führt auch dazu, dass sich das Gerät nicht gut halten lässt. Liebe Hersteller: Bitte lasst das.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Weitere Eckdaten des Displays: Dieses unterstützt sowohl HDR10+ als auch Dolby Vision sowie den DCI-P3-Farbraum. Die Helligkeit ist ebenfalls mehr als okay. Der Hersteller gibt eine maximale Helligkeit von bis zu 1.300 Nits an, im Test konnten kurzfristig gar bis zu 1.800 gemessen werden. Dabei handelt es sich wie immer nur um einen kurzen Boost, bei längerer Betrachtung lag das Maximum im Test rund um die 1.000 Nits.

165 Hertz sind super, oder?

Die gebotene Bildqualität ist generell sehr gut, wirklich herausstechen will Lenovo aber mit einem anderen Punkt: Die maximale Bildwiederholfrequenz beträgt nämlich 165 Hz und damit deutlich über jenen 120 Hz, die die meisten Hersteller sonst in dieser Gerätekategorie anbieten.

Das macht sich in der Bewerbung des Geräts natürlich toll, muss aber ebenfalls mit ein paar Zusatzinformationen eingeordnet werden. Zunächst sind die 165 Hz gar nicht von Haus aus aktiviert, die Defaulteinstellung wechselt je nach Bedarf zwischen 60 und 120 Hz. Zudem mögen die 165 Hz bei irgendwelchen Spielen einen Vorteil bringen, in der allgemeinen Smartphonenutzung ist aber kein relevanter Unterschied mehr feststellbar – außer dem gesteigerten Akkuverbrauch.

Dazu kommt, dass das Display sonst eben nur statisch zwischen 60 und 120 Hz wechselt. Viele andere Topgeräte können zum Stromsparen die Frequenz deutlich weiter senken – und unterstützen mehr Zwischenwerte. Für die breite Masse wäre dies das wesentlich relevantere Feature als ein für die meisten eher theoretisches 165-Hz-Versprechen.

Erfreulich ist allerdings die recht hohe Touchrate von 360 Hz, wodurch das Gerät sehr schnell auf die Eingaben reagiert. Geschützt wird das Display durch gehärtetes Gorilla Glass Victus, das übrigens auch für die Rückseite verwendet wird.

Sehr flott

Die notwendige Performance soll ein Snapdragon 8 Gen 2 liefern – und tut es auch. In Kombination mit 12 GB RAM liefert das Motorola Edge 40 Pro sowohl im Alltag als auch in den gewohnten Benchmarks hervorragende Werte. Einmal mehr zeigt sich im Test, dass Qualcomms aktueller Topchip wirklich sehr gut geworden ist – und damit vor allem viel besser als die Vorgängergeneration.

In Benchmarks schneidet das Motorola Edge 40 Pro durchgängig hervorragend ab.
Screenshots: Proschofsky / STANDARD

Besonders positiv sticht dabei ein Benchmark-Wert heraus: Im "3DMark Wildlife Extreme Stress Test", der in mehreren Durchläufen testet, wie stabil die gelieferte Performance ist, kommt das Lenovo-Smartphone auf einen sehr guten Wert von 80,1 Prozent. Die Grafikleistung fällt also selbst bei längerer Intensivnutzung nur vergleichsweise wenig ab. Lenovo scheint die Wärmeentwicklung bestens im Griff zu haben.

Die Kamera

Kommen wir zu jenem Punkt, über den sich High-End-Geräte zunehmend vom Mitbewerb absetzen wollen, und der insofern auch bei der Kaufentscheidung oftmals eine entscheidende Rolle spielt: die Kamera. Wie bei so vielen anderen Geräten gibt es derer drei beim Motorola Edge 40 Pro. Aber der Reihe nach.Da wäre zunächst einmal die Hauptkamera, hinter der ein 50-Megapixel-Sensor mit einer Pixelgröße von 1,0 µm steckt. Es handelt sich dabei um dasselbe Modell, den Omnivision OV50A, der schon beim Vorgänger zum Einsatz kam. Von Haus aus werden dabei 2 × 2 Pixel am Sensor für einen Bildpunkt in der fertigen Aufnahme zusammengefasst – das bekannte "Binning". Die resultierenden Aufnahmen sind also erst recht wieder rund 12,5 Megapixel groß. Kombiniert wird das mit einer Blende von ƒ/1,8, omnidirektionalem PDAF sowie optischer Bildstabilisierung.

Das Kameramodul ist im Vergleich zu anderen aktuellen High-End-Geräten fast schon dezent.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Theorie trifft Praxis

Nun mag es andere Top-Smartphones mit noch größerem Sensor geben, trotzdem liest sich das alles nicht ganz verkehrt. Tatsächlich liefert das Motorola Edge 40 Pro auf den ersten Blick durchaus ansehnliche Aufnahmen. Im Vergleich zu anderen aktuellen Topgeräten – etwa Googles Pixel 7 – offenbaren sich dann aber schnell die ersten Schwächen.

So tendiert die Kamera generell zu einer übertriebenen Farbdarstellung, bei hohen Grünanteilen läuft das zum Teil aber komplett aus dem Ruder. Die Detailerhaltung ist ok, im direkten Vergleich hat aber auch hier das Pixel die Nase vorne – zum Teil sogar deutlich. Dazu kommt, dass die Lenovo-Kamerasoftware dazu neigt, feine Details – wie etwa Gras oder Blätter – wenig natürlich wirkend zu reproduzieren.

Hinweis

Zwischendurch der gewohnte Hinweis: Wer die Testfotos wirklich im Detail samt allen Metadaten betrachten will, für den gibt es auch dieses Mal wieder alle Aufnahmen im Original in einem Google-Fotos-Album. Dort finden sich dann auch noch mehr Bilder sowie Vergleiche mit dem Pixel 7 Pro.

Tagsüber gelingen durchaus gute, aber auch nicht herausragende Bilder.
Foto: Proschofsky / STANDARD
Die Neigung zu einem sehr unnatürlichen Grünstich zeigt sich gerade auf solchen Fotos sehr stark.
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Generell hat die Software so ihre liebe Not mit vielen kleinen Details, in einigen Szenarien führte dies gar zu grobflächig verschwommenen Flächen auf den resultierenden Bildern. In diesen Fällen ist allerdings von einem Bug auszugehen, den der Hersteller mit einem Update bereinigen können sollte. Mit Optik oder Sensor sind diese Effekte jedenfalls nicht zu erklären.

Mit feinen Details hat die Motorola-Software so ihre Not, die Beschriftungen auf den Tafeln sind alle verschwunden.
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Zum Vergleich die gleiche Szene mit dem Pixel 7 Pro.
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Abend und mehr

Etwas besser stellt sich die Situation bei Abendaufnahmen dar. Ganz mit der Spitze kann man zwar auch hier nicht mithalten, die resultierenden Bilder sind aber im Schnitt wirklich gut, wenn auch oft viel zu stark aufgehellt. Ein Schwachpunkt ist allerdings, dass der dafür genutzte Nachtmodus im Vergleich zu entsprechenden Lösungen anderer Hersteller eher langsam agiert, man also viel Geduld haben muss. Trotzdem sei dringend angeraten, den automatischen Nachtmodus dauerhaft aktiviert zu lassen, sonst sinkt die Bildqualität massiv. Die Aufnahmen werden dann viel zu dunkel und kontrastreich, die Details verschwimmen.

Der Nachtmodus verrichtet sehr guten Dienst, ist aber auch im Vergleich zur Konkurrenz eher langsam.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Die Kamerasoftware ist sonst durchaus gut gelungen. Positiv fällt etwa der Pro-Modus auf, in dem viele Werte manuell eingestellt werden können. Übrigens gibt es auch noch die Möglichkeit, Bilder mit den vollen 50 Megapixel aufzunehmen. Das produzierte im Test aber selbst bei optimalen Lichtverhältnissen kaum mehr Details, dafür im Gesamteindruck noch mal schlechtere Aufnahmen. Die Nutzung dieses Modus rentiert sich insofern nicht, zumal die resultierenden Dateien natürlich erheblich größer sind.

Der weite Blick

Ultraweitwinkelkameras gehören mittlerweile zur Grundausstattung der meisten Smartphones. In diesem Fall steckt dahinter wieder ein 50-Megapixel-Sensor, allerdings einer, der physisch deutlich kleiner ist und so nur mit 0,64 µm großen Pixeln (erneut das 2×2-Binning nicht vergessen) aufwarten kann. Es wird ein Sichtfeld von 114 Grad erfasst, die Blende ist ƒ/2,2.

Die Ultraweitwinkelkamera kann ganz ansehnliche Aufnahmen produzieren.
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Die Tendenz zu einem sehr kontrastreichen und zu stark nachgeschärften Bild schlägt aber auch hier oft durch.
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Auch in diesem Fall sind die Aufnahmen zwar wieder etwas zu farbstark, aber zumindest ist das konsistent mit der Hauptkamera. Feine Details mag diese Kamera nicht sonderlich, was mit ein Grund dafür sein mag, dass ein starkes Nachschärfen auf den resultierenden Aufnahmen zu erkennen ist. In Summe sind die Bilder trotzdem ganz gut – vor allem in Relation zu anderen Herstellern. Denn auch bei denen stellt diese Komponente meist nicht den Fokus des Kamerasystems dar

Zudem hat die Ultraweitwinkelkamera noch eine zweite Aufgabe: Sie dient dank des eigenen Autofokus gleichzeitig als Makrokamera, und da kann sie wirklich sehr ansehnliche Aufnahmen produzieren.

Bitte nicht zoomen

Der Absturz erfolgt dann aber zum Schluss. Die Telekamera des Motorola Edge 40 Pro ist einfach nicht gut. Die Optik bietet eine zweifache Vergrößerung, der Sensor hat 12 Megapixel bei einer Pixelgröße von 1,22 µm, und die daraus resultierenden Bilder sind durch die Bank schlecht. Im direkten Vergleich gewinnt das Pixel 7 Pro selbst bei 2×, wo das Google-Smartphone einfach einen Zuschnitt der inneren 12 Megapixel am Hauptsensor verwendet, deutlich.

Die Telekamera produziert selbst bei der optischen Vergrößerung von 2x viel zu stark nachgeschärfte Bilder.
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Die Kombination aus Telekamera (2x) mit der erwähnten Detailschwäche produziert manchmal grobe Fehler.
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Vor allem aber ist der für alles jenseits der optischen Vergrößerung verwendete Digitalzoom verblüffend schlecht. Die Bilder weisen zum Teil starkes Rauschen auf, sind gleichzeitig aber zu kontraststark. Bei ein paar der Aufnahmen scheint die Software gleich ganz versagt zu haben und unbrauchbare, verschwommene Bilder produziert zu haben. Anders gesagt: Wer irgendeine Form von Zoom bei seinem Smartphone braucht, sollte dem Motorola Edge 40 Pro fernbleiben.

Lenovo bewirbt diese Kamera aber auch für Porträtaufnahmen. Dafür eignet sie sich tatsächlich etwas besser, auch die Separierung des Hintergrunds ist ok. Gleichzeitig fällt aber auch hier auf, dass sehr viele Details verloren gehen.

Der Katzentest verläuft ok, die Aufnahme wirkt aber ebenfalls stark geschärft.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Selfies

Bleibt noch die Frontkamera, und relativ zu anderen Herstellern gesehen, ist das wohl die stärkste des Motorola Edge 40 Pro. Es wird ein 60-Megapixel-Sensor verwendet, der wieder 2×2-Binning betreibt, die einzelnen Pixel sind 0,61 µm groß, die Blende liegt bei ƒ/2,2. Die resultierenden Aufnahmen sind wie gesagt durchaus gut, wenn man mit den auch hier zu starken Farben leben kann – die sich aber auch leicht korrigieren lassen. Einzig das Fehlen eines Autofokus ist ein kleiner Minuspunkt.

Der Akku

Eine weitere sehr wichtige Kategorie ist die Akkulaufzeit. Insofern könnte Sorgen bereiten, dass der nominelle Wert beim Motorola Edge 40 Pro mit 4.600 mAh nicht über die Maßen groß ausfällt. Umso erfreulicher, dass das neue Smartphone im Akku-Benchmark von PCMark auf einen hervorragenden Wert von 15:51 Stunden kommt. Da zeigt sich erneut, welch großer Fortschritt der Snapdragon 8 Gen 2 gerade in dieser Hinsicht gegenüber seinen Vorgängern ist.

Das Motorola Edge 40 Pro von der Seite betrachtet.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Erfreulich ist zudem, dass Motorola weitgehend auf zweifelhafte Akkusparmaßnahmen verzichtet. Ein Wert von 74 Prozent im Test von "Don't Kill my App" ist zwar nicht perfekt, aber zumindest weit weg von jenen furchtbaren Ergebnissen, die etwa erst unlängst das Vivo X90 Pro produziert hat. Anders gesagt: Alarme und Benachrichtigungen sollten beim Motorola-Smartphone weitgehend so ankommen, wie sie gedacht sind.

Schnellladen

Wie viele andere chinesische Hersteller legt auch Lenovo viel Wert auf besonders schnelles Laden. In diesem Fall wird eine Ladeleistung von bis zu 125 Watt geboten, womit das Gerät tatsächlich in gerade einmal sechs Minuten bei 50 Prozent Ladung angekommen ist. Eine Vollladung liegt dann so um die 23 Minuten. Nun gibt es andere Hersteller, die eine sogar noch höhere Ladeleistung anbieten, aber ganz ehrlich: Der reale Unterschied ist dann schon enden wollend.

Drahtloses Laden wird natürlich ebenfalls angeboten, die 15 Watt sind allerdings schon weniger herausragend. Sie liegen auf dem Niveau vieler aktueller Geräte, manche bieten gar erheblich mehr. Ob so schnelles Laden aufgrund der hohen Hitzeentwicklung gerade drahtlos überhaupt eine gute Idee ist, wäre dann natürlich nochmal eine ganz andere Frage.

Vermischtes

Ein weiterer Pluspunkt: Das Motorola Edge 40 Pro wird mit 256 GB Speicherplatz ausgeliefert, dabei wird der besonders flotte UFS 4.0-Standard unterstützt. Das schlägt sich auch in Benchmarks mit hervorragenden Werten nieder. Das Smartphone ist bereits WiFi-7-fähig, also auf die kommende Generation des WLAN-Standards vorbereitet. Bluetooth 5.3 wird ebenso unterstützt wie 5G-Mobilfunk. Dual-SIM ist in der Kombination aus klassischer Nano-SIM-Karte und E-SIM möglich. Dual-E-SIM wird hingegen nicht unterstützt.

Ein Always-on-Display mit nützlichen Zusatzfunktionen gibt es ebenfalls. In diesem Fall könnten etwa über einen Druck auf das Wolken-Icon schnell mehr Details zum Wetter eingeblendet werden. Ebenfalls zu sehen: der recht weit unten angebrachte Fingerabdrucksensor.
Foto: Proschofsky / STANDARD

Der Fingerabdrucksensor ist unter dem Bildschirm angebracht und verrichtet seine Arbeit flott und zuverlässig. Wenn es etwas zu kritisieren gäbe, dann am ehesten die Position des Sensors. Ist dieser doch recht weit unten angebracht, etwas höher wäre mit einer Hand angenehmer zu nutzen.

Das Motorola Edge 40 Pro ist nach IP68 vor Staub und Wasser geschützt, der USB-C-Anschluss unterstützt USB 3.2. Es gibt Stereo-Lautsprecher, die für ein Smartphone tatsächlich recht gut klingen. Diese mit Dolby-Atmos-Tuning zu bewerben, schrammt aber angesichts der überschaubaren Qualität, die solche Lautsprecher schon alleine aufgrund ihrer Größe liefern können, knapp an der Kategorie "goldene Ethernet-Kabel" vorbei.

Android 13

Als Software wird das Motorola Edge 40 Pro mit Android 13 ausgeliefert – und zwar in einer durchaus gut gelungenen Variante. Lenovo hält sich dabei recht nah an die Google-Vorlag, erweitert dieser aber in einigen Punkten. So gibt es etwa mehr Anpassungsmöglichkeiten für die Oberfläche sowie eine eigene Sicherheitszentrale. Alles jetzt nicht die ganz großen Unterschiede und natürlich muss man im Gegenzug auf einige Pixel-Spezifika verzichten, in Summe aber ein gut gelungenes Paket.

Ein schlankes Android mit einigen netten Erweiterungen – das gefällt. Weniger erfreulich ist der mehrfache Versuch, die Kunden zu Werbespam zu drängen.
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Das zeigt sich auch bei der App-Auswahl, die auf unnötige Dopplungen verzichtet, und für die meisten Aufgaben einfach die entsprechenden Google-Programme verwendet. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann am ehesten, dass wirklich sehr viele Google-Apps vorinstalliert werden. Einige davon lassen sich zwar restlos entfernen, trotzdem wäre hier eine Wahlmöglichkeit schon beim Einrichten wünschenswert. Zwar präsentiert das Motorola Edge 40 Pro beim Setup einen solchen Dialog, in dem aber alles unveränderlich angewählt ist – womit der gesamte Dialog keinen Sinn mehr hat.

Was ebenfalls nicht gefällt: Gleich mehrfach versucht Lenovo, die Nutzer dazu zu bringen, sich für die Zusendung von Produktinfos anzumelden. Das muss generell nicht sein, in dieser Preiskategorie fällt dies aber besonders negativ auf.

Die Update-Frage

Alles gut? Mitnichten. Ein neues Smartphone, das Ende April noch einen Patch-Level von Februar hat, bereitet Sorgen in Hinblick auf die Update-Versorgung.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Bleibt ein Punkt, der sich bei Motorola über die Jahre leider zu einem echten Schwachpunkt entwickelt hat: die Update-Versorgung. Dabei gibt es zunächst einmal einen erfreulichen Fortschritt zu berichten. Lenovo zieht dem Markttrend nach und verspricht drei große Android-Updates sowie vier Jahre an Sicherheitsaktualisierungen. Das ist zwar noch immer schlechter als die fünf Jahre von Samsung oder Google, aber zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.

Das eigentliche Problem dabei bleibt, dass der Supportzeitraum nicht der einzige relevante Faktor für die Qualität der Update-Versorgung ist. So zählte Lenovo/Motorola zuletzt sowohl bei der Frequenz der Sicherheitsaktualisierungen als auch beim Upgrade auf neue Softwaregenerationen zu den schlechteren Herstellern. Auf eine Nachfrage des STANDARD betont der Hersteller denn auch, dass man weiter keinen monatlichen Update-Rhythmus verspricht, sondern bei zweimonatlichen Sicherheitsaktualisierungen bleibt – und im letzten Jahr dann vierteljährlich.

Schlechte Anzeichen

Doch selbst da bleibt die Frage, ob man dieses Versprechen wirklich einhalten kann. Dass die Software Ende April noch auf einem Sicherheits-Patch-Level von Februar festhängt – also schon zwei und bald drei Runden an kritischen Updates hinten nach ist – ist in dieser Hinsicht wenig vertrauenerweckend. Laut Lenovo liegt das daran, dass ein aktuelles Update verschoben wurde, wann dieses folgt, konnte man zunächst nicht sagen.

Dass der genutzte Linux-Kernel viele aktuelle Bugfix-Updates nicht nachgezogen hat, sei noch verziehen, bis auf Google macht das in der Android-Welt eigentlich niemand auch nur halbwegs richtig. Keine Ausrede gibt es hingegen dafür, dass der derzeit auf dem Gerät installierte Kernel bereits vergangenen November erstellt wurde, also noch deutlich älter ist als die restliche Software.

Die Rückseite macht sich auf Fotos nicht so gut, in der Realität sieht das alles besser aus.
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Fazit

Das Motorola Edge Pro 40 hat viel zu bieten. Eine erfreulich gut gelungene Android-Variante sowie die hervorragende Akkulaufzeit und tolle Performance sind echte Highlights. Auch am Bildschirm gibt es wenig auszusetzen. Und doch reicht das nicht aus, um in der Riege der Besten mitzuspielen.

Das liegt vor allem an der Kamera, die in allen Bereichen – mindestens – eine Stufe unter Google- oder Apple-Geräten anzusiedeln ist. Aber auch die Updateversorgung bleibt trotz eines deutlichen Fortschritts ein Unsicherheitsfaktor. Einfach weil Lenovo zuerst beweisen müsste, dass man dieses Thema jetzt auch in der Praxis besser im Griff hat – und nicht bloß in der Theorie. Und die ersten Anzeichen in dieser Hinsicht sind leider nicht sonderlich vertrauenerweckend.

Ausblick

Aber wer weiß: Falls Lenovo in den kommenden Monaten den Beweis antreten kann, dass man dem Updatethema endlich die notwendige Relevanz zukommen lässt, und wenn man dann auch noch bei der Kamera nachbessert – dann könnte die nächste Hardwaregeneration ein ernsthafter Herausforderer für Samsung, Google und Co werden. (Andreas Proschofsky, 29.4.2023)