Um 0,3 Prozent verringerte sich die Wirtschaftsleistung im Bereich Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie.

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Wien – Es lief schon besser in Sachen Konjunktur. Die wirtschaftliche Dynamik hat im ersten Quartal 2023 weiter nachgelassen; das heimische Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent. Das teilt das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) in seiner aktuellen Schnellschätzung mit. In den beiden Quartalen davor habe die Wirtschaft stagniert. Im Vergleich zum Jahresstart 2022 gibt es trotzdem noch ein Wachstum von 1,8 Prozent.

Herrscht somit eine Rezession in Österreich? "Eindeutig ja", sagt Wifo-Ökonom Marcus Scheiblecker im STANDARD-Gespräch. Von einer Rezession spricht man, wenn das Wirtschaftswachstum in einem Land in mehreren Quartalen hintereinander im negativen Bereich liegt oder bei null verharrt. Dies ist in Österreich derzeit der Fall – auch wenn besagte Rezession nicht besonders tief ausfällt.

Es herrscht Rezession

Es wäre trotzdem die erste Rezession seit dem Jahr 2012 – abgesehen vom besonders tiefen wirtschaftlichen Einbruch von 2020, der mit der pandemiebedingten Sondersituation zusammenhing.

Neben Rückgängen in konsumnahen und wirtschaftlichen Dienstleistungsbereichen stagnierte heuer in den ersten drei Monaten laut Wifo auch die Entwicklung in der Industrie. Auf der Nachfrageseite habe der Außenhandel die Konjunktur belastet. Hier mache sich die schwache Entwicklung der Weltwirtschaft "auch in Österreich bemerkbar", sagt Wifo-Experte Scheiblecker.

Außenwirtschaft bremste sich ein

Das zeigt sich daran, dass sich die Außenwirtschaft zwischen Jänner und März deutlich einbremste. Die Exporte sanken laut Wifo mit 1,8 Prozent stärker als die Importe (minus 0,1 Prozent) – eine Entwicklung, die das BIP belastete. "Leicht stabilisierend" habe sich hingegen die Konsumnachfrage der privaten Haushalte ausgewirkt (plus 0,7 Prozent). Der öffentliche Konsum war allerdings nach drei von Zuwächsen geprägten Quartalen zuletzt rückläufig (minus 0,6 Prozent).

Auf dem Dienstleistungsbereich ruht nun die Hoffnung, dass es bald wieder leicht bergauf gehen könnte. Zwar geht auch hier laut Wifo-Schnellschätzung die Wirtschaft zurück: Im Bereich Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie verringerte sich die Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent, bei den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen um 0,2 Prozent. Aber: "Ausgehend von den Dienstleistungen erwarten wir bald wieder einen Schub nach oben", so Scheiblecker.

Leichtes Plus im dritten Quartal erwartet

Konkret rechnet das Wifo mit einem leichten Plus im dritten Quartal des heurigen Jahres. Für das Gesamtjahr 2023 wird ein kleines Minus vorhergesagt. Exportwirtschaft und Industrie sollen später wieder anziehen als die Dienstleistungen.

Woran liegt es, dass die Dienstleistungen die derzeit schwache Wirtschaft im Land bald stützen könnten? Hier kommen unter anderem die vergleichsweise hohen Lohnabschlüsse und staatlichen Hilfen ein Stück weit zum Tragen. Sie sorgen dafür, dass die Menschen in Österreich ihre finanziellen Ausgaben nicht allzu sehr zurückfahren. "Das gilt für die EU insgesamt, und auch für Österreich", sagt Scheiblecker. (Joseph Gepp, APA, 28.3.2023)