Drei Forschende der Universität Wien erhalten die höchsten Auszeichnungen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Der älteste Preis der Akademie – der Ignaz L. Lieben-Preis – geht in diesem Jahr an den Chemiker Dennis Kurzbach. Zudem verleiht die Gelehrtengesellschaft gleich zwei Bader-Preise für Kunstgeschichte an die Kunsthistorikerinnen Larissa Mohr und Stephanie Sailer. Damit geht ein Preisgeld von je 36.000 US-Dollar, aktuell umgerechnet knapp 33.000 Euro, einher.
Der Lieben-Preis wird für herausragende junge Forschung aus den Bereichen Molekularbiologie, Chemie und Physik verliehen, während der Bader-Preis junge Forschende der Kunstgeschichte auszeichnet, die sich mit Malerei und Zeichnung im Zeitraum von 1500 bis 1850 befassen.
Spektroskopie, Dürer und da Udine
Kurzbach vom NMR-Zentrum am Institut für Biologische Chemie der Uni Wien wird "für seine Leistungen zur Weiterentwicklung der Methodik der NMR-Spektroskopie ausgezeichnet", heißt es seitens der ÖAW. Er verwendet verschiedene Techniken wie die Kernspinresonanz-Spektroskopie (NMR-Spektroskopie), um molekulare Prozesse zu untersuchen, die der Struktur und den Eigenschaften funktioneller Materialien zugrunde liegen. Damit lassen sich etwa schnelle und komplizierte biomolekulare Prozesse wie die Proteinfaltung sichtbar machen.
An einer Sammlungsgeschichte der Zeichnungen Albrecht Dürers (1471–1528) arbeitet Stephanie Sailer im Rahmen ihres Dissertationsprojekts. Dabei rekonstruiert sie nicht nur Provenienz und Sammlungswege der Blätter von der Dürer-Werkstatt bis zu ihrer Musealisierung im 19. Jahrhundert, sondern betrachtet die Sammlungsgeschichte auch aus einer sozial- und geschmacksgeschichtlichen Perspektive.
An der ersten systematischen Aufarbeitung des zeichnerischen Œuvres von Giovanni da Udine (1487–1561) arbeitet Larissa Mohr in ihrem Dissertationsprojekt. Der Künstler stieß 1514 zur Raffael-Werkstatt in Rom, die durch ihn und aufgrund der zahlreichen Aufträge an den berühmten Renaissancekünstler immer mehr an Bedeutung gewann. Die Kunsthistorikerin will die infrage kommenden Zeichnungen seiner gesamten Schaffenszeit zusammenzutragen.
Verfolgte Stifterfamilie
Der nach dem Gründer des Bankhauses Lieben benannte Ignaz L. Lieben-Preis wurde ursprünglich 1863 gestiftet. Seine Vergabe wurde 1938 wegen Verfolgung der Stifterfamilie während des Nationalsozialismus eingestellt. Durch finanzielle Unterstützung des US-amerikanischen Stifter-Ehepaares Isabel und Alfred Bader konnte der Lieben-Preis reaktiviert und 2004 erstmals neu ausgeschrieben werden. Der Lieben-Preis geht an naturwissenschaftliche Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich. Der Bader-Preis für Kunstgeschichte wurde erstmals 2007 verliehen. (APA, red, 28.4.2023)