Freizeitaktivitäten wie Reisen sind deutlich teurer geworden – so stark, dass sie die Inflation im April nochmals nach oben getrieben haben. Einzig an der Zapfsäule sind derzeit günstigere Preise zu verzeichnen.

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Die Inflation ist in Österreich nach zwei Rückgängen in Folge wieder angestiegen. Im April erreichte sie 9,8 Prozent nach 9,2 Prozent im Vormonat. Verantwortlich für den zunehmenden Preisauftrieb waren vor allem deutliche Preissprünge bei Dienstleistungen. "Die Teuerung nimmt zunehmend in den Bereichen Freizeit, Reisen und Dienstleistungen an Fahrt auf", erklärt Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas am Dienstagmorgen die Entwicklung. "Im Gegensatz dazu sind die Preise für Treibstoffe und Heizöl erneut geringer als vor einem Jahr."

Genau deshalb könnte sich der Anstieg im April als das vorläufig letzte Aufbäumen des Preisauftriebs erweisen. Warum, erklärt Wifo-Inflationsexperte Josef Baumgartner: "Beginnend mit März hatten wir besonders starke Preissteigerungen bei Treibstoffen nach Beginn des Ukrainekriegs." Im Vergleich zu diesen sei das Preisniveau zuletzt wieder gesunken. Dazu lasse auch bei Nahrungsmitteln und bei industriellen Produkten der Preisauftrieb langsam nach.

Verglichen mit dem Rekordwert zu Jahresbeginn von 11,2 Prozent, dem höchsten Wert seit 1952, ist die Teuerung in Österreich damit zwar etwas gesunken. Dennoch, verglichen mit dem Rest der Eurozone, gibt Österreich kein gutes Bild ab. Im April lag sie nach einheitlicher Berechnungsmethode in der Währungsunion bloß bei sieben Prozent, in Österreich jeoch bei 9,6 Prozent – und damit um 2,6 Prozentpunkte höher, gab die Statistikbehörde Eurostat am späten Vormittag bekannt.

Inflation verliert an Schwung

Aber wie geht es in den folgenden Monaten weiter? Sollte die Teuerung bald an Schwung verlieren? Genau das erwartet Baumgartner. "Weil in Österreich die Erzeugerpreise vom Niveau zurückgehen, also gegenüber dem Vormonat Preissenkungen passieren", erklärt er. Eingesetzt habe diese Entwicklung tendenziell schon gegen Jahresende und sollte mit einer Verzögerung von etwa einem halben Jahr bei den Verbraucherpreisen ankommen. "Von dort sollte also eine Entlastung kommen", erwartet der Wifo-Experte.

Eine ähnliche Entwicklung sieht er im Bereich der Nahrungsmittel und ergänzt: "Es kann sogar sein, dass es bei einzelnen Produkten zu Preissenkungen kommt." Im März lagen diese zwar noch um 7,7 Prozent über dem Vorjahreswert, sind aber verglichen mit Februar um 0,9 Prozent gesunken. Auch bei der Haushaltsenergie dürfte das Schlimmste überstanden sein und der Kostendruck abnehmen. Im Gegenzug sollte bei den personalintensiven Dienstleistungen, also vom Friseursalon bis zur Gastronomie, weiterhin üppige Preiserhöhungen anstehen.

Vier bis fünf Prozent

Was das im Endeffekt bedeutet? "Für das vierte Quartal erwarte ich eine Inflation zwischen vier und fünf Prozent", sagt Baumgartner. Also einen merklichen Rückgang, aber immer noch deutlich mehr, als es das Teuerungsziel von zwei Prozent pro Jahr der Europäischen Zentralbank (EZB) vorsieht. Diese hat den Leitzins seit Juli zügig von null auf nunmehr 3,5 Prozent angehoben, um die Inflationswelle in der Eurozone zu dämpfen. Es wird erwartet, dass die Notenbank am Donnerstag einen weiteren Zinsschritt setzt, wahrscheinlich um einen Viertelprozentpunkt.

Wie sehr hat eigentlich der Tritt auf die Zinsbremse der EZB bisher zum Rückgang der Inflation beigetragen. Erst teilweise, sagt Baumgartner. Zwar habe dies den Euro gegenüber dem US-Dollar gestärkt, was sich etwa auf Treibstoffe preisdämpfend auswirke. Sonst gebe es beim privaten Konsum noch eine gute Entwicklung, aber in zinsempfindlichen Sektoren wie dem Bau Bremsspuren. Bis die Zinserhöhungen ihre volle Wirkung entfalten, dauert es dem Wifo-Ökonom zufolge ein bis eineinhalb Jahre. (Alexander Hahn, 2.5.2023)