Austria for Life wurde ein zu wilder wie zähflüssiger Ritt vor dem Schloss Schönbrunn.

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Die Idee zum Konzept des Spenden-Events "Austria for Life" muss dem Philanthropen und einstigem "Life Ball"-Mastermind Gery Keszler wohl zu Weihnachten gekommen sein. Spät am zweiten Feiertag, wenn der Magen brodelt wie gallige Ursuppe, weil er in den letzten drei Tagen in beliebiger Reihenfolge und pausenlos mit Keksen, Punsch, Gans, Knödeln und noch mehr Keksen gefüllt wurde. Super Showformat, muss er gedacht haben, als er sich ein wenig wampig und schlaflos im Bett wälzte: Einfach mal alles zusammenschütten, Pop und Operette und Klassik und Volkstanz und Ballett und Sketches irgendwo zwischen Burg und buntem Abend im Club Med. Immer rein damit! Verdaut wird dann morgen.

Quotendebakel

Je nach Geschmack des Betrachtenden war das zur Hauptsendezeit auf ORF1 und Puls4 übertragene Historien-Spektakel vor dem Schloss Schönbrunn also wahlweise eine von überzuckerten Showdesignern befüllte Wundertüte, eine Belangsendung der Bundesregierung, hehre Licht-ins-Dunkel-Gala, – oder eine auf zwei Stunden gestreckte Reihe fast schon liebenswerter, weil gar so patscherter "Oh no, they didn’t"-Momente.

In etwas zusammenhanglosen Theatereinlagen holperte sich das heimische "Seitenblicke"-Personal wie Christoph Fälbl, Marika Lichter oder Vincent Bueno durch ein paar wesentliche Etappen der österreichischen Geschichte: "Wir stecken noch im Absolutismus fest, da spielt’s keinen Kuschelkurs!" Dazwischen ging es durch die Genres, es wurde gesungen und backgroundtänzergepuschelt und geplaybackt, Teya und Selena verwurschtelten ihren Songcontest-Song "Edgar Allan Poe" in die Biedermeier-Zeit, Schauspieler Karl Markovics deklamierte ein Friedensgedicht, "Wanda" intonierten "Va Bene", alles kreuz und quer durcheinander.

Einziges auszumachendes Bindeglied war Schauspielerin Kristina Sprenger, die als Lehrerin eine Schulklasse durch diesen Geschichtsparcours manövrieren sollte. Half nix. Der Aufwand blieb umgekehrt proportional zur Schlüssigkeit der Handlung. Was sich in der Quote niederschlug: Nur 144.000 Zuseherinnen und Zuseher verfolgten die Spendengala auf ORF1.

Es war einfach ein zu wilder wie zähflüssiger Ritt, auch für die nicht weniger als elf Kutschen, die die 150 Stars auf die Bühne lieferten. Also alles weird? Aber nein. Da gab es auch Zoë Straub, die als Marie-Antoinette "Material Girl" von Madonna sang, den Auftritt des offenkundig rehabilitierten russischen Opern-Kalibers Anna Netrebko oder jenen des Polit-Sängers Marco Pogo als Nestroy. Vor allem aber gab es zahlreiche Spenden-Schecks, die hilfstätigen Organisationen für Kinder zugute kommen. Womit sich der Ritt vielleicht nicht für die Seherinnen und Seher, aber final dann doch gelohnt hat. (Nana Siebert, 30.4.2023)