Sturm Graz, Cupsieger 2023.

Foto: REUTERS/Lisa Leutner

Klagenfurt – Peter Guggi muss noch länger ein Held sein. Am 5. Juni 1995 hatte er für Rapid im Happel Stadion das goldene Tor im Cupfinale gegen Leoben erzielt. Am 30. April 2023 hätte er in Klagenfurt abgelöst werden sollen. Aber Sturm Graz war eindeutig dagegen, gewann hochverdient 2:0, holte den sechsten Titel. Rapid verharrt bei 14 Stück, die Sehnsucht konnte nicht gestillt werden. Beide Treffer schoss Manprit Sarkaria.

Die Stimmung im mit 30.000 Zuschauern ausverkauften Wörthersee Stadion war fantastisch, und das ist eine Untertreibung. Selten noch in der Geschichte des österreichischen Vereinsfußballs war es während eines Spiels derart laut (und auch davor), Rapid und Sturm Graz mobilisieren eben, da könnten Red Bull Salzburg oder auch Hartberg vor Neid erblassen. Rapids Trainer Zoran Barisic hatte gar von einer "Völkerwanderung" gesprochen, die Völker kamen logischerweise in erster Linie aus Wien und Graz angereist, Busunternehmen machten ein großes Geschäft. Zur Beruhigung des gewöhnlichen Klagenfurters und der gewöhnlichen Klagenfurterin sei erwähnt, dass die tausenden Fans (je 12.000 pro Verein) spätestens am 1. Mai wieder zurückwandern.

Rapids letztes Aufgebot

Der 38-jährige Christopher Jäger pfiff am 30. April sein erstes Cupfinale, als Salzburger musste er lange warten, denn seit 2014 standen immer die Bullen, quasi Jägers Landsleute, im Endspiel. Sturms Trainer Christian Ilzer konnte nahezu aus dem Vollen schöpfen, Kollege Barisic hatte Not in der Innenverteidigung, aufgrund diverser Ausfälle (Querfeld, Hofmann, Dibon) musste er auf Kevin Wimmer zurückgreifen, der war zuletzt im September in der Liga im Einsatz. Wimmer bildete mit Martin Moormann das zentrale Abwehrduo, beide sind Links-Füße, das ist nicht gerade ideal, wobei sie natürlich auch einen rechten Fuß haben, sonst würden sie ja umfallen.

Kampf.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Von der Statistik und der Papierform her war Sturm zu favorisieren, die Steirer gewannen in dieser Saison alle drei Liga-Duelle, sind seit neun Partien gegen die Hütteldorfer ungeschlagen. Ab das war völlig wurscht, ein Finale hat bekanntlich andere Gesetze, da geht es ausschließlich um Sein oder Nicht-Sein, die Tagesform spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Der gegenseitige Respekt war groß, Rapid und Sturm standen sich zum ersten Mal in einem Cupfinale gegenüber, es handelte sich somit um eine Premiere. Und nach der Bundeshymne ging es endlich los. Die Kapitäne Guido Burgstaller und Stefan Hierländer tauschten unfallfrei die Wimpel aus, Hierländer war übrigens am letzten Cup-Titel von Sturm 2018 maßgeblich beteiligt, er erzielte in der Verlängerung gegen Salzburg das goldene Tor.

Zerfahrene erste Halbzeit

Die Grazer erwischten den besseren Start, dominierten die ersten fünf Minuten leicht. Rapid erfing sich rasch und rechtzeitig, wurde ebenbürtig, es entwickelte sich eine Kampfpartie, beide Teams waren aggressiv und robust, nicht zuletzt aufgrund des hohen Tempos kam allerdings nicht jeder Pass an. 10. Minute: Rapids Nicolas-Gerrit Kühn legt ein Solo hin, der Schuss wird geblockt, also keine Gefahr.

Auch Sturms Fans brannten Feuerwerk ab, nahmen dabei aber keine Spieler ins Visier.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

19. Minute: Sturm kommt einem Treffer recht nahe, aber Niklas Hedl wehrt den Kopfball von Emanuel Emegha knapp vor der Linie ab, der VAR hat das bestätigt. Das Match blieb in der ersten Halbzeit arm an Chancen, im Spielaufbau herrschte auf beiden Seiten Steigerungsbedarf, es lebte von der Spannung, der Intensität und der Stimmung auf den Rängen.

Sturm dominiert nach der Pause

46. Minute: Eine Hundert- oder gar Tausendprozentige für Sturm, nach Zuspiel des durchbrechenden Emegha trifft Manprit Sarkaria aus sechs Metern nicht ins praktisch leere Tor, das war echt ein Kunststück. Die Grazer wurden generell aktiver, Alexander Prass prüfte mit einem Weitschuss Hedl, der bestand den Test. 64. Minute: Emegha vergibt nach Steilpass von Prass den nächsten Sitzer.

Manprit Sarkaria entschied die Partie.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

66. Minute: Haarsträubender Stellungsfehler von Moormann, Emegha passt quer auf Sarkaria, nun passt sein Schuss perfekt unter die Latte, Sturm führt völlig verdient mit 1:0. Barisic reagierte in höchster Not, brachte Ante Bajic für den müden Kühn (73.). Es blieb nur mehr die speziell in Hütteldorf legendäre Rapid-Viertelstunde, die mit Bengalen angekündigt wurde. Völlig egal, Sarkaria legte aus einem Konter das 2:0 nach (84.).

Rapid war speziell in der zweiten Halbzeit extrem schlecht und total von der Rolle. Ein aus dem Fansektor geworfener Bengale traf den eigenen Ersatzspieler Martin Koscelnik (er wärmte auf), zumindest dieser Unsinn hatte keine gravierenden Folgen. Sturm jubelte, Rapid weinte. (Christian Hackl, 30.4.2023)

Rapid (Symbolbild).
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Ergebnis:

SK Rapid Wien – SK Sturm Graz 0:2 (0:0)
Klagenfurt, 28 Black Arena, 30.000 Zuschauer (ausverkauft), SR Jäger.

Tore:
0:1 (66.) Sarkaria

0:2 (84.) Sarkaria

Rapid: Hedl – Schick, K. Wimmer, Moormann, Auer – Kerschbaum, Pejic – Kühn (73. Bajic), Greil (80. Druijf), Grüll (80. Strunz) – Burgstaller

Sturm: Okonkwo – Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Schnegg – Gorenc Stankovic – Hierländer, Kiteishvili (76. Horvat), Prass (89. Geyrhofer) – Sarkaria (92. Teixeira), Emegha

Gelbe Karten: Auer, Wimmer, Pejic bzw. Schnegg, Prass