Die New Yorker U-Bahn kann keine Echtzeitwarnungen mehr auf Twitter teilen.

Foto: SPENCER PLATT

Über eine Million Menschen folgen dem Twitter-Konto der New Yorker U-Bahn. Kein Wunder, werden doch hier Echtzeitwarnungen über Ausfälle und Verspätungen geteilt. Doch damit ist jetzt Schluss. Die New Yorker Verkehrsbetriebe, die Metropolitan Transportation Authority (MTA) stellt die Warnungen für U-Bahn, Zug und Busverkehr ein. Der Grund ist, dass Twitter in den Augen der MTA keine verlässliche Plattform mehr ist.

Dazu kamen auch noch hohe Gebühren: Twitter verlangte von der MTA eine Zahlung von 50.000 Dollar pro Monat, um weiterhin auf die Programmierschnittstelle (API) der Plattform zugreifen zu können. Gleichzeitig sei es in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit der Schnittstelle – und Verkehrswarnungen gingen nicht zeitgerecht online.

"Wir wollen mit unseren Kunden über alle Plattformen kommunizieren, aber wir brauchen eine Plattform, die zuverlässig, konsistent und auf dem neuesten Stand ist", sagte Shanifah Rieara, stellvertretende Chief Customer Officer und Senior Advisor der MTA, gegenüber "Bloomberg". Die MTA selbst ist ein defizitärer Betrieb: Das 600 Millionen US-Dollar große Finanzloch dürfte auf rund drei Milliarden Dollar im Jahr 2025 anwachsen, wenn die staatliche Pandemiehilfe ausläuft.

Musk auf Einnahmensuche

Aber auch Twitter ist defizitär, weshalb Elon Musk nach seiner 44 Milliarden Dollar schweren Investition dringend auf der Suche nach Einnahmen ist. Unter anderem hoffte der Milliardär den Zugang zur Programmierschnittstelle verkaufen zu können. Kleinunternehmen zahlen demnach 100 Dollar im Monat, Großbetriebe können sich ab 42.000 Dollar monatlich einklinken.

Der Abschied der MTA auf Twitter fiel wehmütig aus: "Wir haben es geliebt, Sie hier kennenzulernen. Aber wir lieben es nicht, nicht zu wissen, ob wir jeden Tag mit Ihnen kommunizieren können".

VIDEO: Elon Musks Twitter-Übernahme, ein Drama in sechs Akten.
DER STANDARD

Dorsey: "Musk hätte es lassen sollen"

Während Musk nun versucht Verlegern den Einzelverkauf von Artikeln via Twitter schmackhaft zu machen, kommt massive Kritik am seltsamen Verhalten des Milliardärs. Jack Dorsey, der Gründer und ehemalige CEO von Twitter übte am Samstag ungewöhnlich scharfe Kritik.

"Es ist alles den Bach runtergegangen", schrieb Dorsey auf Bluesky, der von ihm als Twitter-Alternative gegründeten Plattform. Außerdem kritisierte Dorsey das neue Abomodell von Twitter, das "Millionen, wenn nicht Milliarden von Menschen" ausschließen würde. Im Austausch mit mehreren Nutzerinnen und Nutzern kommt Dorsey zu dem Schluss: "Er hätte es lassen sollen." (pez, 1.5.2023)