UN-Sonderbeauftragter Volker Perthes wird wegen der Lage im Sudan kritisiert.

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Wirft man einen Blick in die sozialen Medien oder lauscht man den Stimmen der sudanesischen Zivilgesellschaft, so gilt die Wut nicht nur Abdelfattah al-Burhan und Mohammed Hamdan Dagalo (Hemeti), die mit ihren Streitkräften über unzählige Leichen gehen, um an die Macht zu gelangen. Auch Volker Perthes bekommt einiges ab.

Perthes dockte nach seinem Studium der Politikwissenschaften 1992 an der Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP) an – dem wichtigsten Thinktank in Deutschland, der auch die Bundesregierung berät. Von 2005 bis September 2020 leitete er die SWP.

Nur wenige Monate später folgte der Ruf der Uno, mit der er schon zuvor zusammengearbeitet hatte. Seit Anfang 2021 ist er Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs für den Sudan. In dieser Funktion sollte er mithelfen, dem Land nach der erfolgreichen Revolution gegen Langzeitdiktator Omar al-Bashir den Weg zur Demokratie zu ebnen.

Fulminant gescheitert

Mit seinem Posten in Khartum sollte Perthes, der brillante Theoretiker, zum ersten Mal in führender Rolle etwas umsetzen. Und er scheiterte fulminant, was man durchaus auch als persönliche Tragödie des 64-jährigen Deutschen bezeichnen kann. Wie sehr er selbst aber für die aktuelle Situation verantwortlich ist, da scheiden sich die Geister.

Vorgeworfen wird Perthes der von ihm 2022 eingefädelte Deal zwischen Burhan und Hemeti, der die Rückkehr zu einer Zivilregierung und Wahlen im Jahr 2024 vorsah. Auch sollte eine neue Verfassung geschrieben und der Sicherheitsapparat umstrukturiert werden. Ein großer Schritt, hieß es einerseits. Unausgegoren, meinten die anderen, weil die Revolutionsbewegung, die Zivilgesellschaft nicht in die Verhandlungen eingebunden war.

Deal oder kein Deal

Es sei daher nur eine Frage der Zeit gewesen, bis es wieder krachen würde, sagen nun Perthes’ Kritiker. Andere wiederum verteidigen ihn: Die Alternative zum Deal sei gar kein Deal gewesen, man habe es versuchen müssen.

Unbeliebt machte sich Perthes zudem mit der Aussage, dass es keine Anzeichen für eine Eskalation gegeben habe. Als "lächerlich" wird das auf Twitter von Sudan-Insidern bezeichnet, die schon vor Monaten Warnungen aussprachen.

Und während nun, mehr als zwei Wochen nach Ausbruch der Kämpfe, eine Deeskalation nicht in Sicht zu sein scheint, hat Volker Perthes einen Hoffnungsschimmer für ein Ende des Konflikts ausgemacht. Wer weiß, vielleicht liegt er diesmal richtig. (Kim Son Hoang, 1.5.2023)