JPMorgan übernimmt die taumelnde First Republic Bank in höchster Not.

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Zum dritten Mal innerhalb von nur zwei Monaten ist in den USA eine größere Bank in die Knie gegangen: Die ins Wanken geratene First Republic Bank wurde am Wochenende in einer Notrettung von JPMorgan übernommen. Die größte US-Bank setzt damit ihren Akquisitionsreigen fort und übernimmt laut eigenen Angaben alle Einlagen der First Republic, einschließlich der nicht versicherten, und im Wesentlichen alle Vermögenswerte, heißt es.

JPMorgan-Chef Jamie Dimon erklärte, dass sein Institut von der First Republic Kredite im Wert von 173 Milliarden Dollar, Wertpapiere über 30 Milliarden Dollar und Einlagen von 92 Milliarden Dollar übernimmt. JPMorgan erwartet nach der Transaktion einen Einmalgewinn nach Steuern von etwa 2,6 Milliarden US-Dollar. Die geschätzten Restrukturierungskosten von zwei Milliarden Dollar nach Steuern, die in den nächsten 18 Monaten wahrscheinlich anfielen, seien darin nicht widergespiegelt. Die 84 Filialen der First Republic in acht Bundesstaaten sollen als Filialen von JPMorgan betrieben werden.

Einen Teil der entstehenden Verluste wird die US-Einlagensicherung FDIC übernehmen, vor allem für Häuserkredite und Gewerbeimmobilien. Nach Angaben der First Republic hatte die Bank Vermögenswerte von rund 230 Milliarden Dollar (etwa 208 Mrd. Euro) und Einlagen in der Höhe von etwa 92 Milliarden Dollar. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.

Hohe Mittelabflüsse

Die First Republic kämpfte damit, dass viele Kunden ihr Geld abgezogen haben. In einer konzertierten Aktion hatten Großbanken bereits 30 Milliarden Dollar in die Bank gesteckt. Zu Beginn vergangener Woche hatte die First Republic jedoch einen Einlagenabfluss von mehr als 100 Milliarden Dollar im ersten Quartal offenbart. Anleger trennten sich massenhaft von den Aktien der Bank, der Kurs stürzte ab. Weil die FDIC eine weitere Verschlechterung festgestellt hatte, wurde eine Rettungsaktion in Gang gesetzt.

Hintergrund der Probleme sind die gestiegenen Leitzinsen. Sie haben etwa bei der Silicon Valley Bank ältere Anleihen zu Verlustposten gemacht. Als bekannt wurde, dass die Bank auf enormen "stillen Lasten" sitzt, setzte der Bank-Run ein. Seither ist das Vertrauen in die Bankbranche rapide gesunken. Regulierer fordern nun höhere Garantien für Firmen, um das Finanzsystem sicherer zu machen.

Vor der First Republic mussten im März die Silicon Valley und Signature Bank aufgefangen werden, nachdem Kunden Milliarden abgezogen hatten. Das schürte Angst vor einer neuen Bankenkrise, zumal in Europa die Credit Suisse von der UBS gerettet werden musste. (Bettina Pfluger, 2.5.2023)