Tiefensonden, Solarabsorber und Wärmepumpen: Die neuen Wientalterrassen in Wien-Penzing sind ein Musterbeispiel für zukunftsorientierte ökologisch-bewusste Architektur. Und so wurde das Projekt der WBV-GPA nun mit dem Prädikat "klimaaktiv Gold" ausgezeichnet.

Von außen merkt man es der neuen Wohnhausanlage in Wien-Penzing nicht an, doch die neuen Wientalterrassen sind ein Beispiel für nachhaltige Architektur mit einem hocheffizienten Energiekonzept, welches vollständig ohne fossile Brennstoffe für die Wärme- und Kälteversorgung auskommt.

Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, wurde zu allen verfügbaren technischen Möglichkeiten gegriffen: Photovoltaik-Module erzeugen den Strom für die Wärmepumpen. Diese wiederum holen mit 64 Sonden aus einer Tiefe von 140 Metern Wärme aus Erdreich und Grundwasser. Und am Ende wurde selbst die Fläche des Gehwegs – dank integrierter Asphaltkollektoren – zur Energiequelle.

Entstanden ist das Projekt als Arbeitsgemeinschaft zwischen den Architekturbüros Christoph Lechner & Partner und Berger+Parkkinen. Ihr Entwurf gewann 2018 den von ÖBB Immobilienmanagement und Wohnfonds Wien ausgeschriebenen Bauträgerwettbewerb, in dessen Mittelpunkt die "Energieautarkie" stand.
Die von der Stadt Wien geförderte Wohnhausanlage besteht aus fünf Blöcken, die mit einem "Rücken" entlang der Nordseite zur Bahn verbunden sind. Dadurch entstehen Innenhöfe, die teils geschlossen und teils geöffnet sind. Hier gibt es nicht nur Grünflächen, sondern auch einen Spielplatz, verschiedene Sitzgelegenheiten – und sogar eine Hängematte.
Die Anlage besteht aus drei Bauteilen, deren Stiegenhäuser in unterschiedlichen Farben gestaltet sind. Neben 196 geförderten Mietwohnungen, 99 kleineren Smart-Wohnungen sowie zwei Wohngemeinschaften für Kinder und Jugendliche gibt es auch zwei vom Verein Balance betreute Einheiten für Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
Ein besonderes Plus sind die drei großzügigen Dachterrassen mit einem breit gefächerten Freiflächenangebot für die Bewohner. Neben den zahlreichen Pflanzen und Bäumen gibt es hier auch Tröge fürs Urban Gardening. Viel Natur zeigt der Panoramablick ins Wiental und in den Lainzer Tiergarten.
Der Dachgarten und die Terrassen sind als Ort der Begegnung und der sozialen Interaktion konzipiert. Deshalb gibt es neben einer großzügigen beschatteten Sitzgruppe auch eine Sommerküche, die zum gemeinsamen Kochen einlädt. Dazu findet sich auch ein Sportraum, eine Bar und für die Kinder eine Sandkiste.
Aufgrund der unmittelbaren Nähe zu den Gleiskörpern der ÖBB sind die Wohnungen ausschließlich nach Süden, Westen und Osten ausgerichtet. Trotzdem sind an der 174 Meter langen Nordwand auch zahlreiche Fenster vorhanden, die einen Blick auf das Allianz-Stadion, die Otto-Wagner-Kirche oder auf die vorbeifahrenden Züge erlauben.
Ein besonderer Ausblick auf die Bahnanlage erschließt sich aus dem multifunktionalen Kinder- und Gemeinschaftsraum im Bauteil 2, der sich auch zum Innenhof hin öffnen lässt. Ein wesentlicher Faktor bei der Konzeption der Wohneinheiten war Flexibilität. Daher kann bei vielen Wänden die Position auch an den aktuellen Bedarf angepasst werden.
Mit den Wientalterrassen liegt ein bedeutender Beitrag zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Baugeschehen vor. Ob und wie weit die nahezu hundertprozentige Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern auch langfristig gelingt, das werden die nächsten Jahre zeigen. (Michael Hierner, 4.5.2023)
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