Seine Ernennung zum Präsidenten der nächsten Weltklimakonferenz (COP 28) war die Erfüllung eines Albtraums für die Umweltaktivismusszene: Sultan Ahmed Al Jaber, der soeben bei den Petersberger Klimagesprächen seinen Auftritt an der Seite der deutschen grünen Außenministerin Annalena Baerbock hatte, ist Chef der Adnoc (Abu Dhabi National Oil Company). Das ist das staatliche Erdölunternehmen der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), eines der größten Ölproduzenten und -exporteure der Welt.
Alleine dass die COP 28 im Dezember in Dubai stattfindet, riecht für Umweltschützer und -schützerinnen nach "Greenwashing". Dass Öllobbyisten eifrige Besucher von Klimaevents sind, zeigte sich auch bei der COP 27 in Ägypten. Aber mit Al Jaber, der auch noch emiratischer Industrieminister ist, habe man definitiv den Bock zum Gärtner gemacht, klagen sie.
Anzug und Krawatte
Das sehen nicht alle so: "Beurteilen Sie ein Buch nicht nach seinem Cover", appellierte der Klima-Sonderbeauftragte der USA, Ex-Außenminister John Kerry, im Jänner in Davos. Was könne man sich Besseres wünschen als einen Petrostaat, der sich zur Energiewende bekennt? Ganz so einfach ist es natürlich nicht: Auch wenn der hochgebildete und in westlichen Foren meist mit Anzug und Krawatte auftretende Al Jaber den Klimafachjargon perfekt beherrscht, so geht es den VAE bei näherem Hinhören doch vor allem um "Nachhaltigkeit" in der Energiepolitik. Das schließt den Ausbau konventioneller Energie keineswegs aus. Sein zweites Ressort als Minister ist die "Zukunftstechnologie". Aber auch das beinhaltet Wege wie etwa das CO2-Einspeichern, die Klimaaktivisten ablehnen.
Unbestreitbar ist Al Jaber aber auch ein Profi, was erneuerbare Energien betrifft. Er war der erste CEO des 2006 gegründeten emiratischen Unternehmens Masdar, das weltweit in diesem Bereich investiert. Die Liste seiner Funktionen in den miteinander verflochtenen Energiefirmen, der Aufsichtsräte, in denen er sitzt, scheint unendlich.
Bedingungsloser Loyalist
Wie alle Elite-Emiratis hat der Vater von vier Kindern, der heuer seinen 50. Geburtstag begeht, im Ausland studiert, in den USA und in Großbritannien, woher sein Doktorat in Wirtschaftswissenschaften stammt. Ohne Zweifel ist "Sultan" ein sehr mächtiger Mann. Aber das ist er als ein von Mohammed bin Zayed Al Nahyan eingesetzter bedingungsloser Loyalist. Es ist immer der Emir von Abu Dhabi und Präsident der VAE, der das Licht ein- oder ausschaltet. (Gudrun Harrer, 4.5.2023)