Starpianist Daniil Trifonov musizierte gemeinsam mit...

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...seinem Lehrer und Mentor Sergei Babayan.

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Wien – Im Großen Konzerthaussaal erwartete das Publikum ein ungewöhnliches Bild. Zwei Konzertflügel standen einander zugewandt auf der Bühne, auf dem einen prangte der Name Steinway & Sons, auf dem anderen: Bösendorfer. Beiden eilen Zuschreibungen von Eigenschaften voraus, die nicht unbedingt zusammenpassen: dem einen stählerne Brillanz, dem Wiener Original hingegen Wärme und Vielschichtigkeit.

Dass sich beide Instrumente am Mittwochabend so gut zusammenfügten, hatte mehrere Gründe – zum einen eine grandiose Vorbereitung durch den Klaviertechniker oder die Klaviertechnikerin, die ganz darauf gerichtet war, die Klangspektren klar und doch weich miteinander harmonieren zu lassen und sie zugleich unterscheidbar zu halten. Und dann natürlich die beiden Musiker: Starpianist Daniil Trifonov, der in den Konzertsälen mit seiner Virtuosität und seiner besessenen Gestaltungswucht regelmäßig für blankes Staunen sorgt, kam gemeinsam mit seinem Lehrer und Mentor Sergei Babayan.

Feuerwerk an Farben

Die beiden bilden ein Duo wie aus einem Guss – und formten mit ihrem reinen Rachmaninow-Programm ein rekordverdächtiges Superorchester. Allein schon quantitativ dürfte es kaum eine größere Menge an Klaviertönen pro Zeiteinheit geben. Vor allem aber entfalteten beide ein Feuerwerk an Farben bei gleichzeitiger gestalterischer und klanglicher Homogenität.

Die Stücke reichten über fast das ganze Leben des Komponisten, dessen Geburtstag sich heuer zum 150. Mal jährte – von den Suiten Nr. 1 und 2, deren erste noch aus dem 19. Jahrhundert stammt, mit ihrer Überfülle an Einfällen und Rauschwerk, bis hin zu den Symphonischen Tänzen, dem letzten, tiefer schürfenden Werk aus dem Jahr 1940, das bei aller Vitalität einen traurigen Grundton besitzt. Mit dem Adagio aus der 2. Symphonie, von Trifonov selbst bearbeitet, fanden die beiden zu einer elegischen Abrundung. Großer, beeindruckter Applaus. (Daniel Ender, 4.5.2023)