Die Bank Pac West ist das vierte Institut innerhalb weniger Wochen, dass ins Taumeln gerät. Die gestiegenen Zinsen belasten die Häuser auf doppelte Weise: sie verteuern die Refinanzierungen und verringern den Wert der Anleihen.

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Wien – In den USA spitzt sich die Krise am Regionalbankenmarkt weiter zu. Die Pac West Bancorp befindet sich laut eigenen Angaben in Gesprächen mit Investoren, auch ein Verkauf steht zur Debatte. Es ist das vierte Institut innerhalb weniger Wochen, das ins Wanken gerät.

Die in Los Angeles ansässige Pac West mit Niederlassungen in Kalifornien sowie in Durham, North Carolina und Denver, Colorado, hatte Ende März eine Geldspritze von 1,4 Milliarden Dollar (1,3 Mrd. Euro) von der Investmentfirma Atlas SP Partners erhalten und in den vergangenen Tagen versucht, die Anleger zu beruhigen. Sie teilte mit, dass es seit der Rettung der First Republic am Montag keine ungewöhnlichen Abflüsse von Einlagen gegeben habe.

Doch das Vertrauen der Anleger in den Sektor ist dahin. Seit Beginn der Krise der Regionalbanken am 8. März (Zusammenbruch der Silicon Valley Bank) haben die Papiere der Pac West rund 90 Prozent ihres Werts verloren. Die Aktien notieren aktuell bei rund sechs Dollar – wobei es am Donnerstag vorbörslich bereits weiterhin steil bergab für die Titel ging. Die Unsicherheit zieht weitere Regionalbanken mit: Aktien von Western Alliance, Keycorp und Valley National sackten zuletzt ebenfalls ab. Die Institute Zions und Comerica verloren zweistellig. Mehrere Banken wurden aufgrund der hohen Schwankung vorübergehend vom Handel ausgesetzt.

Kredite und Anleihen

Die Regionalbanken haben gleich zwei Probleme: Sie sitzen auf enormen Volumina von Gewerbeimmobilienkrediten. Laut Bank of America halten US-Regionalbanken fast 70 Prozent dieser Kredite in ihren Büchern. Neben Büroimmobilien zählen Kredite für Einzelhändler, Shoppingcenter und Wohngebäude dazu. Heuer werden Kredite für Gewerbeimmos von rund 450 Milliarden Dollar fällig. Diese müssen im aktuellen Zinsumfeld mit einem Leitzins, der plötzlich zwischen fünf und 5,25 Prozent liegt, refinanziert werden. Zudem ist die Leerstandsquote bei Gewerbeimmos derzeit so hoch wie zuletzt in den 1980er-Jahren.

Zweites Problem der Banken sind deren hohe Bestände von Staats- und Hypothekenanleihen, deren Kurse aufgrund der Zinsanstiege gefallen sind. Für die Banken werden die Papiere damit weniger wert.

Die Anleihen waren auch bei der Silicon Valley Bank ein großes Problem. Nach deren Rettung beschlossen die Regulierer, dass Staatsanleihen trotz ihres Verfalls zum Nominalwert weiter als Sicherheiten für neue Kredite für die Banken hinterlegt werden dürfen. Laut Bloomberg liegen die aktuellen Verluste aller US-Banken für diese Papiere bei 600 Milliarden US-Dollar.

Große Banken und Private-Equity-Firmen weigern sich derweil, Regionalbanken ohne staatlichen Rückhalt Kapitalspritzen anzubieten. Sie befürchten Verluste aus den Krediten und Anlageportfolios der Geldhäuser. (Reuters, bpf, 4.5.2023)