Wer sich bei Tech-Artikeln auf unbekannte Marken einlässt, der kann meist etwas erleben. Oft handelt sich dabei um eher enttäuschende Erfahrungen, wie zuletzt beim farblich beleuchteten Smartphone Unihertz Luna. Doch es gibt auch seltene Ausnahmen.

Eine davon ist der Beamer des chinesischen Herstellers Mecool. In "Importkreisen" hat dieser gewisse Bekanntheit mit soliden Android TV-Boxen erreicht, seit vergangenem Jahr umfasst das Angebot aber auch Beamer. Das neueste, im März auf den Markt gekommene Modell trägt die Modellbezeichnung KP2. Zum Importpreis von unter 300 Euro (im Falle des Testgeräts knapp 280 Euro) verspricht er ein Paket, das zumindest auf dem Papier mit wesentlich teureren Geräten mithält. Wir wagen einen weiteren Blick über den Tellerrand und haben es getestet.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Basics

Erstanden wurde der Mecool KP2 über den Importhändler Banggood. Nicht ganz drei Wochen vergingen zwischen Bestellung und Lieferung. Die Zustellung verlief ohne Probleme oder Zusatzkosten, da der Händler die Einfuhrumsatzsteuer bereits einkalkuliert und im Vorfeld abführt.

Der Projektor verspricht native Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) mittels LED-Array, das Teil einer verkapselten und staubdichten Optikkonstruktion ist. Die Helligkeit wird mit – in diesem Preisbereich – stolzen 600 ANSI-Lumen (entspricht rund 12.000 Lumen an der Lichtquelle) angegeben, die Lebensdauer mit "mehr als 20.000 Stunden". Gedacht ist er ob dieser Leistungsdaten damit für eher kleinere Räume, die sich einigermaßen gut gegen Lichteinfall abschotten lassen.

Dazu kommen Autofokus und automatische vertikale Trapezkorrektur. Der Hersteller wirbt weiters mit Netflix-Zertifizierung, die das Ansehen von Inhalten in voller Auflösung ohne Umwege erlauben soll. Zwei 5-Watt-Stereolautsprecher sollen Beschallung für Räume "mittlerer Größe" ermöglichen.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Bluetooth-Lautsprecher können angebunden werden, die WLAN-Verbindung läuft über Wifi 5 (802.11ac). Dolby Audio-Support ist vorhanden. Weiters gibt es auch einen 3,5-mm-Klinkenanschluss, einen HDMI-Port (DCP 1.4 und 2.2) sowie einen USB-Anschluss für die Wiedergabe von Inhalten auf passenden Datenträgern.

Unter der Haube steckt ein Mediatek MT9266-Quadcore-Prozessor, der auf einen GB RAM zugreifen kann und auf Flashspeicher mit insgesamt 8 GB Kapazität installiert ist. Das Betriebssystem ist Linux-basiert, allerdings nicht für Android oder Android TV. Beworben wird ein vorinstallierter Store mit hunderten Apps.

Einfache Inbetriebnahme

Der Beamer selbst ist ein kompaktes, gut verarbeitetes Gerät in Weiß. Er lässt sich entweder aufstellen oder dank des integrierten Stativgewindes auch auf diversen Halterungen befestigen. Im Testszenario bestrahlte er eine etwa 2,5 Meter entfernte weiße Wand, auf die er ein Bild mit einer Diagonale von rund 68 Zoll warf.

Die Einrichtung verläuft einfach. Der Beamer stellt sich selbst scharf und nimmt die vertikale Trapezkorrektur vor, was zwar einige Sekunden dauert, aber fast immer präzise gelingt. Anschließend wird die Fernbedienung durch das Drücken zweier Tasten verbunden. Sollte er die optimale Bildschärfe knapp verfehlen, kann man mit dem Steuergerät manuell nachjustieren. Sofern er nicht genau parallel zur bestrahlten Fläche hängt, muss die horizontale Trapezkorrektur in jedem Fall händisch erledigt werden.

Der Mecool KP2 erkennt nicht selbstständig, ob er stehend oder verkehrt hängend montiert wurde, doch bei der Einrichtung wurde das mitgedacht. Anhand einer gut verständlichen grafischen Darstellung kann hier aus vier Montageszenarien gewählt werden.

Bildqualität bei Optimalbedingungen (Nacht).
Dieses Foto ist aufgrund der Lichtbedingungen und kamerabedingten Abweichungen nur als Annäherung und nicht als lebensechte Abbildung zu verstehen.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Starke Bildqualität

Danach landet man auch schon im Hauptmenü. Generell bringt der Beamer eine beeindruckende Startzeit aus dem Standby mit. Nach einem Druck auf die Fernbedienung ist er nach rund zehn Sekunden – inklusive Autofokus – komplett betriebsbereit. Hier fällt auch gleich die Bildqualität auf, die für diesen Preisbereich exzellent ist. Dabei muss er sich nicht vor deutlich teurer Markenware wie dem vor kurzem an dieser Stelle besprochenen Xgimi Mogo 2 Pro verstecken, der im Gegensatz zum KP2 allerdings HDR-Support bietet.

Farben sind in der Standardvoreinstellung satt – teilweise auch etwas zu satt – und die Kontraste gut. Zu den Rändern hin gibt es nur minimale Verzerrungen, für deren Erkennung man schon sehr genau hinsehen muss. Die Darstellung lässt sich anpassen, entweder über verschiedene Profile wie "Film" oder "Sport", oder man setzt selber Detaileinstellungen.

Bildqualität bei mittlerem Einfall von Tageslicht.
Dieses Foto ist aufgrund der Lichtbedingungen und kamerabedingten Abweichungen nur als Annäherung und nicht als lebensechte Abbildung zu verstehen.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Auch die Audiowiedergabe lässt sich anpassen, der Nutzen ist hier aber begrenzt. Die integrierten Lautsprecher erreichen zwar eine hohe Lautstärke, erweisen sich bei der Wiedergabequalität aber als bieder. Bässe sind nicht sonderlich ausgeprägt, Höhen klingen bei lauterer Einstellung tendenziell blechern. Wer etwas höhere akustische Ansprüche hat, sollte eine externe Lautsprecherlösung heranziehen. Die Anbindung eines Bluetooth-Brüllzylinders klappte im Test reibungslos.

Der Mecool KP2 ist nicht der leiseste Beamer, allerdings auch nicht übertrieben laut. Einen Meter unter dem Gerät liegt der Geräuschpegel nach dem Warmlaufen recht konstant bei um die 20 Dezibel, also etwa auf dem Niveau von lautem Flüstern. Bei mittlerer Wiedergabelautstärke geht dieses "Grundrauschen" bereits unter. Wer mehr Abstand zwischen sich und dem Gerät schafft, beispielsweise per Deckenmontage, sollte auch bei leiser Filmkost auf der sicheren Seite sein.

Bildqualität in einem beinahe taghellen Raum.
Dieses Foto ist aufgrund der Lichtbedingungen und kamerabedingten Abweichungen nur als Annäherung und nicht als lebensechte Abbildung zu verstehen.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Netflix ab Werk in Full HD

Über das System lässt sich nur wenig herausfinden. Es läuft mit dem (nach wie vor gepflegten) Linux-Kernel Version 4.19 und wurde Ende Februar kompiliert. Ein Update wurde seitdem noch nicht veröffentlicht. Es handelt sich aber wohl um eine Variante, die auch auf Smart TVs zu finden ist. Das legt der vorinstallierter Store der deutschen Firma Netrange nahe, der vorwiegend auf ebendiesen Geräten, etwa von Sharp oder Loewe, zum Einsatz kommt.

Bereits vorinstalliert sind Netflix, Youtube und Amazon Prime. Die Verfügbarkeit der Apps anderer Anbieter von Audio- und Videostreaming ist lückenhaft. Disney+ etwa fehlt, für diesen Dienst scheint es aber generell noch keinen Netrange-Release zu geben. Auch die ORF TVthek war bei der Suche abgängig, obwohl sie laut Infoseite des ORFs über Netrange verfügbar sein sollte.

Die Netflix-App entspricht fast 1:1 der Version, die man von Android TV kennt. Und in der Tat: Wie versprochen können Shows und Filme ohne Probleme in der vollen Auflösung des Beamers genossen werden. Wie es Mecool geschafft hat, hier offenbar von Netflix zertifiziert zu werden, während ein international etablierter Anbieter wie Xgimi dem User nur eine dubios anmutende Sideloading-Lösung anbieten kann, ist schwierig nachzuvollziehen.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Auch Amazon Prime lässt Full-HD-Wiedergabe zu. Youtube funktioniert ebenfalls ohne Probleme. Hier steht auch die Cast-Funktion zur Verfügung, um Videos vom Handy aus auf den Beamer "schicken" zu können, was ebenfalls gut funktioniert. Diese App unterscheidet sich ebenfalls kaum von der Android-TV-Ausgabe.

Was allerdings abgeht, sind vereinheitlichte Eingabe und Spracheingabe. Jede App hat eine eigene Variante einer virtuellen Tastatur, über die man sich beim Suchen mit der Fernbedienung arbeiten muss. Die bringt kein integriertes Mikrofon mit, mit dem man schneller am Ziel sein könnte. Auch die Möglichkeit, mehrere Streamingdienste gleichzeitig nach dem gewünschten Inhalt zu durchsuchen, fällt weg.

Sicherheit schwer prüfbar

Eine Sicherheitseinschätzung – zumal es sich ja um ein hier wenig bekanntes chinesisches Unternehmen handelt – ist schwierig. Problematische Drittsoftware ist zumindest nicht sichtbar vorinstalliert, allerdings fehlen Bordmittel, um einen genaueren Blick auf das System zu werfen. Der integrierte Browser erlaubt keine Downloads, und der Versuch, den freien Malware-Scanner ClamAV und andere Tools per USB-Stick zu installieren, scheiterte ebenfalls bereits daran, dass die Anzeige von Dateien auf externen Speichern sich auf Bilder, Audio und Videos beschränkt.

Das wiederum bedeutet, dass User, die auf Nummer sicher gehen wollen, den Beamer selbst am besten gar nicht erst ins WLAN hängen, sondern stattdessen in Kombinationen mit Googles Chromecast with Android TV, Amazons FireTV oder einem anderen Streaminggerät der eigenen Wahl betreiben. Je nach gewählter Lösung stehen somit auch mehr Apps und Spracheingabe zur Verfügung.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Fazit

Der Mecool KP2 hat sich im Test als echte Überraschung entpuppt. In Sachen Helligkeit und Bildqualität muss er sich vor kompakten Beamern, die mitunter das Doppelte kosten, nicht verstecken. Die eher zweckdienlichen Lautsprecher gehen für den Preis von rund 300 Euro ebenfalls in Ordnung, zumal es einfach ist, die Ausgabe per Kabel oder Bluetooth auf ein anderes Gerät zu verlagern.

Die Betriebslautstärke könnte geringer sein, mit etwas Abstand zum Beamer sollte sich dieser Kritikpunkt aber relativieren. Pluspunkte gibt es auch für die einfache Einrichtung nebst sehr zuverlässigem Autofokus, und ebenso für die sehr flotte Startzeit.

Das Linux-System am Gerät funktioniert gut und bringt eine Netflix-App mit, in der sich ohne Umwege oder Fehlermeldungen Inhalte in Full-HD ansehen lassen. Der Drittanbieter-Store der deutschen Firma Netrange bietet auch die meisten anderen Streamingdienste an, es gibt aber auch Lücken. Verzichten muss man auf HDR oder Spracheingabe per Fernbedienung. Die Sicherheit der Plattform lässt sich allerdings schwer einsetzen – wer auf Nummer sicher gehen will, sollte stattdessen ein eigenes Streaminggerät an den HDMI-Port anhängen. (Georg Pichler, 5.5.2023)