Die Polizei leitete eine Großfahndung ein.

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Belgrad – Nach einem erneuten Schusswaffenangriff in Serbien, der zweiten Attacke seit Mittwoch, mit acht Toten ist ein 21-Jähriger als mutmaßlicher Täter festgenommen worden. Dies meldete der staatliche TV-Sender RTS. Zuvor hatte die Polizei mit einem Großaufgebot nach dem Mann gefahndet, der in einem Dorf bei Belgrad mindestens acht Menschen getötet haben soll. Tatorte waren offenbar drei Ortschaften bei Mladenovac, etwa 50 Kilometer südöstlich der serbischen Hauptstadt.

Es ist der zweite Fall schwerer tödlicher Waffengewalt binnen zwei Tagen. Am Mittwoch hatte ein Schüler in einer Volksschule ein Massaker angerichtet. Angesichts der Häufung versprach der serbische Präsident Aleksandar Vučić in einer Ansprache am Freitagvormittag die "praktische Entwaffnung" der Menschen in seinem Staat. Er will die Abgabe von Waffen – von denen in Serbien auch infolge des Krieges noch viele verfügbar sind – regulieren und verpflichtende psychologische Überprüfungen für den Waffenschein einführen. Außerdem kündigte er die Einstellung von 1.200 neuen Polizistinnen und Polizisten an.

Rückkehr mit Schnellfeuergewehr

Vučić äußerte außerdem Bedauern, dass in Serbien vor Jahren die Todesstrafe abgeschafft worden ist. Von der Regierung sei er am Freitag informiert worden, dass eine Wiedereinführung nicht möglich sei, sagte er.

VIDEO: Die Polizei fahndete mit einem Großaufgebot nach dem mutmaßlichen Täter. Mehr als 600 Polizisten waren im Einsatz.
DER STANDARD

Der Verdächtigte wurde laut Medienberichten Freitagfrüh im Haus eines Onkels bei Kragujevac, rund 140 Kilometer südlich von Belgrad, gefasst. Laut Medienberichten begann er die Attacke am Donnerstag gegen 23 Uhr im Dorf Dubona bei Mladenovac. Der regierungsnahen Tageszeitung "Informer" zufolge war dem ein Streit mit einem Bekannten, einem jungen Polizisten, der sich allerdings gerade außer Dienst befunden hatte, vorausgegangen. Der Angreifer soll nach der Auseinandersetzung nach Hause gegangen sein, nur um mit einem Schnellfeuergewehr zurückzukehren und das Feuer auf Polizisten und andere Personen zu eröffnen.

Waffenarsenal sichergestellt

Laut noch inoffiziellen Angaben wurden acht Menschen, darunter der Polizist und dessen jüngere Schwester, getötet. 14 weitere Personen wurden verletzt. Der 21-jährige angebliche Angreifer soll seinen Amoklauf in zwei weiteren Dörfern – Malo Orašje und Šepšin – fortgesetzt haben. An der Fahndung nahmen seit der Nacht auf Freitag rund 600 Polizisten teil, hieß es in Medienberichten. Die Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Das Gesundheitsministerium habe die Bevölkerung zum Blutspenden aufgerufen.

Nach der Durchsuchung des Wochenendhauses des Verdächtigten im Dorf Šepšin bei Mladenovac und des Hauses seiner Verwandten bei Kragujevac teilte die Polizei mit, dass unter anderem ein Karabiner mit Optik, ein Schnellschussgewehr ohne Seriennummer, 164 Geschoße diverser Kaliber, 25 Stück Karabinermunition, vier Handgranaten, mehrere Schachteln mit Pistolenmunition, zwei Tondämmer und weiteres mehr sichergestellt worden sei.

Innenminister sieht "terroristischen Akt"

Innenminister Bratislav Gašić bezeichnete die Tat als "terroristischen Akt". Über die genauen Motive war zunächst nichts bekannt. Der Angreifer hatte seine Attacke laut Medienberichten unweit des Schulhofes in Dubona begonnen, offenbar von einem Fahrzeug aus. Die Opfer hätten nichtsahnend auf einer Bank im Zentrum des Dorfes gesessen, hieß es auf der Website der Tageszeitung "Blic".

In Serbien begann am Freitag unterdessen auch eine dreitägige Trauer nach einem Amoklauf in einer Belgrader Schule, bei der am Mittwoch neun Menschen – acht Schülerinnen beziehungsweise Schüler und ein Wachmann – getötet worden waren. Sieben weitere Menschen wurden teils lebensgefährlich verletzt. (APA, red, 5.5.2023)