Josef Penninger bei einem Vortrag 2020.
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Wenige österreichische Wissenschafter sind international so bekannt wie der Genetiker Josef Penninger. Er wirkte maßgeblich am Nachweis der genetischen Ursachen für Osteoporose mit und veröffentlichte zahlreiche Arbeiten in den großen Forschungsmagazinen "Nature", "Science" und "Cell". Von 2012 bis 2018 war er wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), seit 2018 Direktor am Life Science Institute der kanadischen University of British Columbia in Vancouver.

Nun wird Penninger in Österreich wieder aktiver: Ab 1. Juli übernimmt er eine Professur für "Personalisierte Medizin" an der Medizinischen Universität Wien, wie die Uni am Freitag mitteilte. Ob Penninger das kanadische Institut weiter führen wird, könne man nicht beantworten, hieß es seitens der Med-Uni Wien. Bei der Stelle in Wien handle es sich um eine "Teilzeitprofessur".

"Pionier personalisierter Medizin"

Der am 5. September 1964 im oberösterreichischen Gurten geborene Josef Penninger absolvierte sein Medizinstudium an der Uni Innsbruck. Als Post-Doc wechselte er nach Kanada und stieg in der Folge zum renommierten Wissenschafter auf. 2002 kehrte er nach Österreich zurück und übernahm das 2003 gegründete IMBA in Wien, das unter seiner Führung zum international angesehenen Forschungsinstitut wurde. Seit Ende 2018 leitet Penninger das Life Sciences Institute in Vancouver, führte aber weiterhin ein Labor am IMBA.

Man freue sich, mit Penninger nun einen "Pionier" auf dem Gebiet der personalisierten Medizin gewonnen zu haben, "der als weiterer Impulsgeber" die Uni stärken werde, wird der Rektor der Med-Uni Wien, Markus Müller, zitiert. Laut dem "Kurier" wird sich der Genetiker in Wien am Aufbau des Zentrums für Präzisionsmedizin am Campus der Meduni Wien beteiligen. Dort sollen ab Ende 2026 rund 200 Forschende individuell auf einzelne Patientinnen und Patienten zugeschnittene Präventions-, Diagnose- und Therapiemethoden entwickeln. Benannt wird das neue Institut nach dem in Wien geborenen und im Nationalsozialismus gefllüchteten US-Neurobiologen Eric Kandel, der im Jahr 2000 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhielt.

Prämierter Forscher

Auf Grundlage von Penningers Forschungsergebnissen "wurden neue Medikamente entwickelt", heißt es seitens der Med-Uni. Zuletzt bemühte sich Penninger mit Teammitgliedern und der von ihm gegründeten Wiener Biotechnologiefirma Apeiron, rekombinant hergestelltes ACE2 (Angiotensin Converting Enzyme 2) als Medikament gegen Covid-19-Erkrankungen einzusetzen. Das Coronavirus nutzt den sogenannten ACE2-Rezeptor, um in menschliche Zellen zu gelangen. Penninger begann an dem Rezeptor bereits Anfang der 2000er-Jahre intensiv zu forschen. Eine Zulassung des Wirkstoffes "APN01" steht aber noch aus.

Zu den herausragendsten wissenschaftlichen Leistungen Penningers zählt die Entschlüsselung der entscheidenden Rolle des körpereigenen Proteins RANKL bei vielen Körperfunktionen wie auch bei Krankheiten, etwa Osteoporose oder Brustkrebs. Zudem wurde er mit vielen Preisen ausgezeichnet: 2003 wurde er Wissenschafter des Jahres, 2014 erhielt er die höchstdotierte österreichische Forschungsauszeichnung, den Wittgenstein-Preis (bis zu 1,5 Millionen Euro). (APA, red, 5.5.2023)