Der palästinensischer Außenminister Riyad al-Malki wird nach dem Treffen der Arabischen Liga von Reporterinnen und Reportern umringt.

Foto: REUTERS/Amr Abdallah Dalsh

Damaskus – Die Außenminister der arabischen Länder haben eine Rückkehr Syriens in die Arabische Liga beschlossen. Das sagte Gamal Rushdi, Sprecher des Generalsekretärs der Organisation, der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag in Kairo während eines außerordentlichen Treffens auf Ministerebene.

Damit endet die Isolation der syrischen Regierung von Präsident Bashar al-Assad, die wegen ihres gewaltsamen Vorgehens gegen die eigene Bevölkerung 2011 aus der Organisation ausgeschlossen wurde. Dieser könne bereits am Gipfel der Arabischen Liga am 19. Mai teilnehmen, sagte Liga-Generalsekretär Ahmed Abul Gheit.

In der Entscheidung vom Sonntag hieß es, Jordanien, Saudi-Arabien, der Irak, der Libanon, Ägypten und der Generalsekretär der Arabischen Liga würden eine ministerielle Kontaktgruppe bilden, um mit der syrischen Regierung Verbindung aufzunehmen und schrittweise Lösungen für die Krise zu suchen.

Auflagen für Assad

Die Liga fordert eine Lösung der Probleme infolge des Bürgerkrieges – wie der Flucht von Menschen aus Syrien in dessen Nachbarländer und des Drogenschmuggels in der Region. Das Ende der Suspendierung von Syriens Mitgliedschaft ist ein wichtiger Schritt hin zur Normalisierung der Beziehungen zu dem Land und seinem Präsidenten Assad.

Laut Berichten des Nachrichtenkanals Al-Arabiya und der emiratischen Zeitung "The National" ist der Schritt an mehrere Auflagen geknüpft. Syrien soll demnach verpflichtet werden, Gespräche mit der Opposition über eine neue Verfassung wiederaufzunehmen und den Weg zu Wahlen zu ebnen. Zudem soll die Regierung Flüchtlingen die Rückkehr sowie grenzüberschreitende humanitäre Hilfe ermöglichen und den Drogenschmuggel in benachbarte Länder eindämmen. Im Gegenzug wollen die arabischen Länder den Wiederaufbau in Syrien finanziell unterstützen und verbündete Staaten zum Abzug aus Syrien bewegen.

Ausländische Eingriffe verschärften Krise

Die Arabische Liga hatte die Mitgliedschaft der Assad-Regierung 2011 wegen ihres gewaltsamen Vorgehens gegen die eigene Bevölkerung ausgesetzt. Syrische Regierungstruppen hatten seinerzeit Proteste im Land gewaltsam niedergeschlagen. Aus den Aufständen entwickelte sich ein bis heute andauernder Bürgerkrieg, in dem mehr als 350.000 Menschen ums Leben kamen. Mehr als 14 Millionen Menschen wurden durch die Kämpfe vertrieben, davon 6,8 Millionen im eigenen Land. Nach UN-Angaben lebt mehr als 90 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Eine politische Lösung sei der "einzige Weg" zu einer Einigung, sagte Ägyptens Außenminister Sameh Shoukry bei Eröffnung der Sitzung in Kairo. Eingriffe ausländischer Staaten hätten die Krise in Syrien verschärft. Die Hauptverantwortung für eine Lösung liege bei der Regierung in Damaskus. Diese kontrolliert mit Verbündeten inzwischen wieder etwa 70 Prozent des zersplitterten Bürgerkriegslandes.

Nächstes Treffen mit syrischer Delegation

Das nächste Gipfeltreffen der 22-köpfigen Organisation ist für den 19. Mai in Saudi-Arabien angesetzt. Das Königreich kann Assad mit der Entscheidung vom Sonntag zu diesem Treffen einladen. Al-Arabiya zufolge können syrische Delegationen ab sofort wieder an Treffen der Organisation teilnehmen. Eine weitere Zustimmung etwa der Staats-und Regierungschefs oder Monarchen in den arabischen Ländern ist nicht erforderlich.

Die formelle Rückkehr Syriens in die arabische Gemeinschaft zeichnet sich schon seit Wochen ab. Vor rund einer Woche hatten sich bereits die Außenminister Jordaniens, Saudi-Arabiens, Ägyptens und des Iraks mit ihrem syrischen Amtskollegen Faisal al-Miqdad getroffen, um eine Normalisierung der Beziehungen zu besprechen. Assad hatte auch die verheerenden Erdbeben vom 6. Februar in Syrien und der Türkei genutzt, um wieder zunehmend öffentlich aufzutreten. Hinzu kam die Annäherung zwischen den eigentlichen Rivalen Saudi-Arabien und Iran, die im Syrien-Krieg zuvor unterschiedliche Seiten unterstützten.

Offenbar Kompromiss zwischen mehreren Positionen

Unter anderem die Vereinigten Arabischen Emirate drangen auf eine Rehabilitierung Syriens und Assads. Andere Staaten wie Katar lehnten dagegen eine vollständige Normalisierung der Beziehungen ohne eine politische Lösung des Syrien-Konflikts ab.

Die Arabische Liga wurde 1945 gegründet und hat ihren Sitz in Kairo. Ihr gehören 21 Staaten an sowie das international nicht anerkannte Palästina, das durch die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO vertreten wird. (APA, 7.5.2023)