Eher die Ausnahme denn die Regel: die 56-jährige Schauspielerin Salma Hayek.

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Sandra Bullock, Sofía Vergara, Angelina Jolie, Reese Witherspoon. Sie alle verdienen jenseits der 30 Millionen für ihre Schauspielerei – und sind auch jenseits der 40. Und da wären natürlich auch noch weitere Superstars wie Julia Roberts, Nicole Kidman, Cate Blanchett, Viola Davis oder Salma Hayek. Hat sich seit älteren Studien zur Diskriminierung von Frauen in der Filmbranche generell und insbesondere von älteren Frauen in der Filmindustrie inzwischen was zum Besseren verändert? Das betrifft freilich nicht nur die Schauspielerinnen selbst, sondern unzählige Zuseher:innen, die nur ein beschränktes Bild der menschlichen Lebenswelten repräsentiert bekommen.

2015 berichtete eine Untersuchung von UN Women, der Rockefeller Stiftung und dem Geena Davis Institute, dass nur 30 Prozent der Charaktere in US-amerikanischen Produktionen Frauen sind. In amerikanisch-britischen Produktionen sind es mit 23,6 Prozent noch weniger. Weit präsenter sind hingegen nackte Frauen, die doppelt so oft wie nackte Männer gezeigt werden. In Rollen, in denen sie eine Führungsposition innehaben, sind Frauen laut dieser Studie hingegen kaum sichtbar.

Jüngere Protagonistinnen

Sieben Jahre später zeigt sich für die Präsenz und Darstellung von Frauen in US-amerikanischen Filmproduktionen noch immer kein rosigeres Bild. Das Center for the Study of Women in Television and Film nahm eine inhaltliche Analyse von 2.100 Charakteren aus Filmen des Jahres 2022 vor – und verglich sie mit Erhebungen seit 2002.

Immerhin gab es 2022 mit 38 Prozent um drei Prozentpunkte mehr weibliche Hauptfiguren als 2021. Allerdings zeigten 80 Prozent der Filme mehr männliche als weibliche Charaktere, und nur elf Prozent der Filme hatten mehr weibliche als männliche Charaktere. Bei neun Prozent der Filme war das Geschlechterverhältnis bei den Charakteren ausgeglichen.

Rückgang nichtweißer Filmfiguren

Zudem zeigte sich, dass in den analysierten Filmen weibliche Charaktere jünger als ihre männlichen Kollegen waren. Der Frauenanteil in den Filmen nahm insbesondere ab 40 Jahren "alarmierend" ab, wie es in der Studie heißt. 36 Prozent der weiblichen Charaktere waren in den Dreißigern, doch nur 14 Prozent in den Vierzigern. Dieser Anteil ist sogar stark zurückgegangen im Vergleich zu 2015, damals lag er noch bei 20 Prozent.

Noch einmal schlechter wird die Präsenz von weiblichen Protagonistinnen, wenn sie nicht weiß sind. Schwarze Frauen machten im Vorjahr 21,6 Prozent aller wichtigen weiblichen Charaktere aus, hier gab es einen klaren Anstieg: 2021 lag der Anteil nur bei 16,4 Prozent. Bei lateinamerikanischen Charakteren ging der Frauenanteil hingegen zurück, von 12, 8 Prozent im Jahr 2021 auf nur sieben Prozent im Jahr 2022. Ebenso eine zusätzliche Verringerung einer ohnehin schlechten Präsenz gab es bei asiatisch-amerikanischen Frauen: Von zehn Prozent im Jahr 2021 auf 6,6 Prozent im Jahr 2022. (beaha, 9.5.2023)