Die Fans der Schwarzen fordern vehement ein eigenes Stadion für ihren Verein SK Sturm Graz.

Foto: Plankenauer

Es gibt einiges, worum Steirerinnen und Steirer die Kärntner beneiden. Die Seen wahrscheinlich, den Speck vielleicht, aber ganz sicher das große Oval in Klagenfurt. Da sind sich zumindest die Roten und Schwarzen in Graz einig. So etwas wie das Klagenfurter Fußballstadion würden die Communitys der "Schwarzen" des SK Sturm und der "Roten" des GAK auch in Graz gerne sehen. Ein Stadion, das zuletzt eine beeindruckende Kulisse beim Cupsieg der Schwarzen abgab. Noch dazu gegen den Lieblingsgegner Rapid Wien.

Der Cuperfolg gab natürlich den schon Jahre andauernden Debatten über ein neues Stadion in Graz ordentlich Feuer. Sturm und auch der Stadtrivale, der Zweitligist GAK, bespielen zurzeit die stadteigene Merkur-Arena – ehemals Schwarzenegger-Stadion, ehe die Grünen eine Namensänderung erzwangen.

Eine aus Sicht beider Vereine unbefriedigende Situation: hohe Mieten und kein Recht, eigene Akzente zu setzen. Und, so argumentieren die Hardcorefans, ein eigenes Stadion sei für jeden Fußballklub ein identitätsstiftender Kern der Vereinskultur.

Der rote Norden

Sturm möchte jedenfalls das 1997 eröffnete Stadion im Bezirk Liebenau mit einer Kapazität von 15.300 Sitzplätzen allein bespielen, es zu einer "Heimstätte", zu einem "Sturmstadion" machen. Die Roten besitzen zwar im Norden der Stadt, in Weinzöttl, ein Sportzentrum, ihre Heimspiele werden aber ebenso in der Merkur-Arena ausgetragen. Sollte der GAK in die höchste Spielklasse aufsteigen, wird’s zumindest sehr eng in Liebenau.

Der GAK drängt daher ebenfalls auf ein eigenes Stadion für rund 8.000 bis 10.000 Fans. Bisher sind beide Vereine bei der Stadtpolitik abgeblitzt. Das lag wohl auch ein wenig an den Rivalitäten im Stadtparlament, denn auch hier agierte neben der politischen eine schwarze und rote Fraktion. Nun aber signalisiert die neue Stadtregierung von KPÖ und Grünen zumindest Verständnis für die Wünsche der Vereine, wenngleich die Stadtkasse ziemlich leer ist. Eine Taskforce soll jetzt einmal ausloten, ob Graz tatsächlich zwei Stadien verträgt und ob dies örtlich und finanziell überhaupt machbar ist.

Die Prüfungen koordiniert SPÖ-Gemeinderat Michael Ehmann. "Wir schauen uns jetzt an – die Politik, die Vereine und die Verwaltung und alle betroffene Abteilungen der Stadt –, ob wir geeignete Liegenschaften finden und ob das Projekt überhaupt finanzierbar ist", sagt er.

Heikle Standortsuche

Bei einer ersten Durchsicht wurde 16 Liegenschaften identifiziert, die grundsätzlich für ein Stadion geeignet sein könnten. Übrig geblieben sind jetzt nur noch drei Objekte, weil auch alle Grundstücke südlich des Hauptplatzes automatisch wegfielen, heißt es in der Taskforce. Denn der GAK verstehe sich als "Nordklub", als Klub im Norden von Graz, und würde eben nie im Süden spielen. Das sei eben Vereinstradition. Denn: Der Süden gehöre Sturm Graz.

Jetzt wird es auf alle Fälle heikel. Denn die infrage kommenden Areale sind vorwiegend Privatgrundstücke. Wenn die Besitzer Wind bekommen, dass sich die Stadt dafür interessiert, dürfte sich das nicht unwesentlich auf den Preis auswirken. Da werden sensible Verhandlungen nötig sein. Die Stadt ist ein gebranntes Kind und weiß um Grundstückbesitzer, die es verstehen, die Stadt ordentlich unter Druck zu sitzen, im Wissen, dass es für städtische Projekte ihre Immobilien bräuchte. "Wir gehen es auf alle Fälle wirklich sehr ernsthaft und vorsichtig an. Darum sind auch alle Verwaltungsbereiche vom Umweltamt bis zum Finanzressort im Vorfeld in die Entscheidungen eingebunden. Und natürlich die Vereine von Sturm und GAK", sagte Ehmann.

Im Juni soll nun die Situation ausgelotet sein, dann geht’s sozusagen ans Eingemachte. Wobei: Im Grunde wäre ja bereits ein ideales Areal für ein GAK-Stadion vorhanden. Nämlich das jetzige, stadteigene GAK-Zentrum in Weinzöttl. Dies auszubauen wäre jederzeit machbar, heißt es.

Naturschutzbedenken in Weinzöttl

Maximale Baukosten: 15 Millionen Euro für die erste Baustufe eines Modulsystems. Ein Drittel könnte die Stadt stemmen, ein Drittel das Land und ein Drittel der Verein, wobei die Stadt jene Einsparungen verwenden könnte, die bei einer Abgabe der Merkur-Arena an Sturm anfallen, heißt es in Verhandlerkreisen. Es ist von einer Million Abgang pro Jahr die Rede, die dann Sturm als neuer Hausherr übernehmen müsste.

Gegen eine naheliegende Stadionlösung am jetzigen GAK-Standort spricht allerdings noch der Natur- und Tierschutz. Es bestünden Bedenken wegen des Grundwassers. Auch seltene Tierarten seien vom Bau eines Fußballstadions betroffen, heißt es.

Die Schwarzen und Roten schauen aber nicht nur sehnsuchtsvoll über die Pack nach Klagenfurt, in Linz gehen die Uhren mittlerweile schneller als in der Stadt an der Mur.

Das neue "Oval Office" des LASK wurde im Rekordtempo von 16 Monaten auf der Linzer Gugl fertiggestellt. Weitaus länger dauerte allerdings der Streit rund um die neue Heimstätte der Schwarz-Weißen. Zunächst mussten die Leichtathleten von der Gugl weichen. 2021 kam es zum Bruch unter den Freunden des LASK. Teile der vergebenen Bauarbeiten mussten neu ausgeschrieben werden, es folgten Verzögerungen und Klagen. Kurz vor dem Spatenstich im Oktober 2021 endete der Rechtsstreit in einem Vergleich. Doch auf den Anpfiff folgte im März 2022 mit einem vorübergehenden Baustopp die rote Karte der Stadt Linz wegen einer nicht bewilligten Kellervergrößerung. Und vom Landesrechnungshof hagelte es Kritik, da die LASK-Arena, kolportiert wird aktuell eine Bausumme von rund 85 Millionen Euro, das reguläre Sportbudget bis 2031 mit insgesamt 20 Millionen Euro belaste.

Zwei Linzer Stadien

Im heurigen Juli folgt dann der Anstoß für das neue Donauparkstadion des Zweitligisten FC Blau-Weiß Linz. Der Kickertreff wird mit etwa 5.000 Plätzen zwar deutlicher kleiner, der Bau selbst aber nicht weniger spektakulär. Der Sockel des Gebäudes, in dem künftig das zweigeschoßige Möbellager der Firma XXXLutz Platz findet, stellt den Boden für das darauf entstehende Spielfeld dar. Die Gesamtkosten des Bauprojektes (Stadion, Möbellager, Gastronomie und Mietobjekte) belaufen sich auf mehr als 32,2 Millionen Euro. Die Kosten teilen sich Land, Stadt und Verein zu je einem Drittel. (Walter Müller, Markus Rohrhofer, 9.5.2023)