Zum zweiten Mal finden am kommenden Wochenende vom 12. bis 14. Mai in Innsbruck die Internationalen Tage der Information statt. Hinter dem Event, das sich auch Journalismusfest Innsbruck nennt, stecken in diesem Jahr 50 Veranstaltungen an 15 Schauplätzen. "Vermittlerinnen und Vermittler von Information aus verschiedenen Regionen der Welt" finden sich in der Tiroler Landeshauptstadt ein und geben niederschwelligen Einblick in ihre Arbeit und Expertise, beschreiben die Verantwortlichen das Konzept auf der Website.

Ein Blick hinter die Kulissen

Besucherinnen und Besuchern soll das Journalismusfest Einblicke hinter die Kulissen bieten – Einblicke, die weiter gehen als "oft eilig und oberflächlich vermittelte Informationen zum internationalen Weltgeschehen". Es seien die "Unmittelbarkeit" und "Nahbarkeit" sowie der "Festivalcharakter", die die Veranstaltung auszeichneten, sagt Benedikt Sauer, Mitgründer und Leiter des Journalismusfests. DER STANDARD trifft ihn und die zweite Programmverantwortliche, Veronika Vogel, wenige Tage vor Beginn des Festes in einem Café in Innsbruck. "Angespannt vorfreudig" fühle er sich, sagt Sauer.

15 Standorte in Innsbruck werden bespielt, die Zentrale liegt im Treibhaus.
Foto: Alena Klinger

Im Spätsommer habe das Team mit der Programmplanung begonnen, nach der Premiere im vergangenen Jahr habe man sich inhaltlich weiterentwickelt. Heuer seien auch zahlreiche Institutionen und Personen von sich aus mit konkreten Ideen auf die Organisierenden zugekommen, erzählt Sauer. Außerdem habe man sich bemüht, Anregungen aus dem letzten Jahr umzusetzen. "Wir bieten mehr Zeit für Austausch und Vernetzung", nennt Vogel einen konkreten Ansatzpunkt. So findet am Samstagabend etwa ein professionelles Networking-Event des Anti-Corruption Data Collective statt.

120 Mitwirkende aus 20 Ländern

Das Programm ist dicht, sorgfältig abgestimmt und hochkarätig besetzt. 120 Personen aus 20 Ländern und drei Kontinenten bringen sich heuer ein, darunter erstmals auch Afrika und den USA. Eine Auswahl: Aus dem Exil in Riga kommen die Herausgeberin des größten russischen Exilmediums, "Meduza", Galina Timtschenko, und die Chefredakteurin des russischen Onlinemediums "Takie Dela", Maria Bobyleva. Erwartet werden auch Vertreter des belarussischen Exilmediums "Nexta", jetzt mit Hauptsitz in Warschau, und Roman Stepanovych vom selbstfinanzierten ukrainischen Onlineportal "Zaborona".

Am späten Samstagnachmittag tritt Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe vor das Publikum, um über ihre jüngste Essaysammlung "Black and Female. Gedanken zur postkolonialen Gesellschaft" zu sprechen. Es sei sein "persönliches Highlight", verrät Sauer. Erst am Montag wurde Dangarembga in ihrer Heimat freigesprochen. Die vielfach preisgekrönte 64-Jährige war im September wegen Aufrufs zur Gewalt, Friedensbruchs und Bigotterie zu sechs Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt worden.

Die Friedenspreisträgerin Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe wird über ihre jüngste Essaysammlung über die postkoloniale Gesellschaft sprechen.
Foto: Aaron Ufumeli/EPA

Geografisch führt das Programm auch nach Armenien, in den Iran und nach Osteuropa. Bei der Eröffnung am Freitag wird der polnische Intellektuelle Adam Michnik sprechen. Der Mitgründer der Gewerkschaft Solidarność kämpft nach wie vor als Gründer und Chefredakteur der liberalen größten Tageszeitung Polens, "Gazeta Wyborcza", gegen die Bedrohung von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie in seiner Heimat. Die Klimakrise mit ihren unterschiedlichen Auswirkungen nimmt mehr Raum ein als im Vorjahr. Erstmals in Österreich gibt es beim Festival zudem einen Reporter-Slam.

Mehr Journalistinnen und Journalisten sprechen weniger über Medien

Damit sollen dezidiert alle angesprochen werden. "Das Journalismusfest richtet sich nicht nur an Journalistinnen und Journalisten", stellt Vogel klar, sondern an alle am Weltgeschehen Interessierten. Heuer seien zwar mehr Journalistinnen und Journalisten geladen als im Vorjahr, diese sprächen aber "weniger über die Situation von Medien und mehr über andere Sachthemen". Natürlich lebe das Festival aber von der Kooperation und dem Netzwerk der zahlreichen Medienpartner, fügt Sauer hinzu.

Auch DER STANDARD bringt sich ein

Am Freitagnachmittag wird der Dokumentarfilm "The Human Trial" gezeigt. Am anschließenden Podiumsgespräch nimmt STANDARD-Wissenschaftsredakteurin Tanja Traxler teil, moderiert wird die Diskussion von Steffen Kanduth.

Der Samstag beginnt mit einem Zeitungsfrühstück. Rainer Schüller, stellvertretender Chefredakteur des STANDARD, und die Generalsekretärin des Presseclubs Concordia, Daniela Kraus, laden zur kritischen Presseschau in die Konditorei Munding. Am Nachmittag nimmt Videoredakteurin Verena Mischitz an einem Gespräch über Biodiversität und Massensterben teil. Mischitz ist auch Sprecherin des Netzwerks Klimajournalismus Österreich. Podcast-Redakteurin Antonia Rauth – ihre Stimme ist der Hörer:innenschaft der STANDARD-Podcasts "Inside Austria" und "Thema des Tages" bekannt" – spricht über "Podcast und andere Medien".

Am Abend desselben Tages referiert dann Fabian Sommavilla darüber, wie Sportereignisse die Welt verändern. Darüber hat er kürzlich ein Buch veröffentlicht, beim STANDARD berichtet er vor allem über Außenpolitik. Zur gleichen Zeit sitzt STANDARD-Journalist Markus Sulzbacher am Podium zum Thema "Rechtsextreme Strategien – und wie wir dagegen angehen können".

Am Sonntag schließlich lädt Steffen Kanduth zum "Trail Talk" und einer Mountainbikerunde. Zsolt Wilhelm, beim STANDARD Chef vom Dienst für Audio, stellt "Inside Austria" am Beispiel des Falles Sebastian Kurz vor. Antonia Rauth moderiert anschließend gemeinsam mit "Spiegel"-Redakteurin Lucia Heisterkamp ein Gespräch zwischen Julian Hessenthaler und Fabian Schmid, leitender Redakteur beim STANDARD, über die Hintergründe von "Ibiza". Auch andere Vertreterinnen und Vertreter namhafter Investigativredaktionen berichten im Rahmen des Journalismusfestes über abenteuerliche Recherchen und Herausforderungen.

Die Internationalen Tage der Information in Innsbruck werden von einem gemeinnützigen Verein getragen, dessen Name auch ein selbstgewählter Auftrag sein soll: nämlich den Qualitätsjournalismus, die Informationsfreiheit und die Demokratie zu stärken. Finanziert wird die Veranstaltung großteils öffentlich, nämlich durch Stadt, Land, Innsbruck Tourismus, Tirol Werbung, der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino und auch durch die Universität Innsbruck sowie durch die Erste-Stiftung und die in Berlin ansässige Taz Panter Stiftung. (Maria Retter, 10.5.2023)