Die Ghriba-Synagoge in Djerba auf einem Archivbild aus 2022.

Foto: Reuters / Jihed Abidellaoui

Tunis – Bei einem Angriff nahe einer Synagoge während der jährlichen Pilgerfahrt auf die tunesische Insel Djerba sind am Dienstag Regierungsangaben zufolge mehrere Menschen getötet worden. Ein Sicherheitsbeamter hat demnach zunächst einen Kollegen umgebracht und dann "willkürlich" vor der Synagoge um sich geschossen, bevor er von Sicherheitskräften erschossen wurde. Demnach wurden auch weitere Gläubige sowie mehrere Wachleute verletzt.

Der Sicherheitsbeamte einer Marineeinrichtung habe mit seiner Waffe zunächst einen Kollegen erschossen und dessen Munition an sich genommen, bevor er zur Synagoge ging, teilte das Innenministerium des nordafrikanischen Landes am Dienstag mit.

Der Angreifer habe dann wahllos auf Sicherheitskräfte in der Nähe der Synagoge gefeuert und zwei Gläubige und einen weiteren Wachmann erschossen. Nach Angaben des tunesischen Außenministeriums handelt es sich bei den getöteten Gläubigen um einen Franzosen und einen Tunesier.

Ein verwundeter tunesischer Sicherheitsbeamter ist ebenfalls gestorben, berichtete die Nachrichtenagentur TAP am Mittwoch unter Berufung auf Krankenhausquellen. Damit steigt die Zahl der Todesopfer – einschließlich des Schützen – auf sechs. Die Behörden nannten zunächst kein Motiv für die Tat.

Keine diplomatischen Beziehungen zu Israel

Die jährliche Wallfahrt zur ältesten Synagoge Afrikas zieht regelmäßig Hunderte von Juden aus Europa und Israel nach Djerba, einem Urlaubsort rund 500 Kilometer von der Hauptstadt Tunis entfernt. Sie wird streng überwacht, seit militante Al-Kaida-Kämpfer die Synagoge 2002 mit einer Lastwagenbombe angriffen und dabei 20 westliche Touristen töteten. Israelischen Medienberichten zufolge hielten sich während der Tat rund 1.000 Menschen in dem Gotteshaus auf.

Tunesien unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Israel, lässt dessen Bürger aber im Rahmen organisierter Touren zum Fest ausnahmsweise ins Land. (APA, 10.5.2023)