Und auch heuer wird wieder gemalt, gebastelt und Vers um Vers auswendig gelernt, um den Mamas einen unvergesslichen Muttertag zu bescheren. An einem Tag im Jahr sollen all die Mühen, die Fürsorge, die Arbeit der Mütter mit Liebesbekundungen und selbstgebastelten Geschenken gewürdigt werden.

"Oh, wie lieb!" Oder ist der Muttertag nur ein Aufzeigen noch immer nicht überwundener Rollenbilder?
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Freude übers Abfeiern der Mutterschaft?

Schon am frühen Morgen klappert es aus der Küche, weil das Frühstück vom Nachwuchs zubereitet wird, gespannt wartet man auf das obligatorische Muttertagsgedicht und nimmt freudig das Präsent entgegen – auch wenn man nicht auf Anhieb weiß, was es eigentlich ist. Man liest die lieben Zeilen des Kindes, herzt es und bedankt sich überschwänglich – und hofft ein bisschen, dass der Tag bald vorübergehen mag.

Schon Tage davor wird man in sämtlichen Geschäften daran erinnert, dass dieses Event naht – natürlich aus Vermarktungsgründen, schließlich hat sich der Muttertag zu einem umsatzstarken Fest gemausert. Als konsumkritischer Mensch tut man sich damit vielleicht schwer. Aber nicht nur diese Tatsache verleiht dem Muttertag einen schalen Beigeschmack. Es geht auch um die noch immer festzementierten Rollenklischees, die an diesem Tag abgefeiert werden und Mutterschaft dadurch überhöhen.

Und dann strecken einem die kleinen Händchen stolz das Selbstgebastelte entgegen, und man ist plötzlich völlig hin- und hergerissen. So viel Liebe und Mühe ist in die oft nicht ganz so brauchbaren oder hübschen Basteleien geflossen, und die kurzen Zeilen der Liebesbekundungen lassen dann doch das feministische Mutterherz höherschlagen. Und man findet sich wieder in dem Rollenklischee, dass "Mami halt doch die Beste ist".

Wie geht es Ihnen damit?

Freuen Sie sich auf den Muttertag und all die Vorurteile, die damit transportiert werden? Wie gehen Ihre Kinder damit um – und wie Ihr Partner? Was stört Sie an der Muttertagstradition? Und könnte dieser Tag zu einem politischen Aktionstag umgedeutet werden, um diese einzementierten Rollenklischees endlich zu überwinden? Erzählen Sie von Ihren Überlegungen dazu! (Judith Wohlgemuth, 11.5.2023)