Als "unverwundbar" hatte Russlands Präsident Wladimir Putin das Fluggerät namens Kh-47 bezeichnet, nicht einmal die modernsten westlichen Waffen könnten gegen die Kinschal (Dolch) genannte Hyperschallrakete etwas ausrichten, prahlte er.

2018 präsentiert, setzt die russische Armee ihr Prunkstück seit März 2022 gegen ukrainische Städte, Treibstoff- und Waffenlager ein. Bis zu 12.000 Kilometer pro Stunde schnell kann sie russischen Angaben zufolge fliegen und bis zu 2.000 Kilometer entfernte Ziele treffen – und das alles, ohne von feindlicher Abwehr behelligt zu werden, wie Moskau behauptet hatte.

Glaubt man dem US-Pentagon, hat die ukrainische Luftabwehr am 4. Mai erfolgreich den Gegenbeweis angetreten. Mithilfe einer von den USA gelieferten Patriot-Luftabwehrbatterie habe die ukrainische Armee über Kiew Russlands angebliche Wunderwaffe vom Himmel geholt. Die Ukraine hatte schon kurz danach aufgrund der auf dem Boden gefundenen Trümmer den Abschuss von Putins Prunkstück gefeiert.

Die Kinschal-Rakete wird von Kampfjets aus abgefeuert.
Foto: AP Photo, File

Für die USA ist er ein Beweis für die Effizienz der westlichen Waffenhilfe für die von Russland angegriffene Ukraine: "Die USA und unsere Verbündeten, wir werden weiterhin bodengestützte Luftverteidigungskapazitäten und Munition einsetzen, um der Ukraine zu helfen, ihren souveränen Luftraum zu kontrollieren und ihre Bürger vor russischen Marschflugkörpern und iranischen Drohnen zu schützen", sagte Pentagon-Sprecher Patrick Ryder.

Neue Militärhilfen

Die USA bereiten unterdessen neue militärische Unterstützungen im Wert von 1,2 Milliarden Dollar (1,09 Milliarden Euro) für die Ukraine vor. Damit sollen die ukrainische Luftverteidigung gestärkt und der Bedarf an Munition gedeckt werden, wie das US-Außenministerium am Dienstag mitteilte.

Auf dem Schlachtfeld in der Ostukraine meldet Kiew mittlerweile Erfolge seiner Truppen in der Nähe des besonders umkämpften Bachmut. Bei Vorstößen südwestlich der Stadt hätten ukrainische Truppen mindestens zwei russische Kompanien aufgerieben und Gefangene gemacht, hieß es in der Nacht auf Mittwoch. Das Territorium sei komplett frei von russischen Soldaten.

Zuvor hatte der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, ein Zurückweichen der regulären Armee an der Flanke seiner Einheiten beklagt. "Sie haben alles stehen lassen, sind davongerannt und haben die Front auf einer Breite von fast zwei Kilometern und einer Tiefe von fünfhundert Metern entblößt", klagte der 61-Jährige, der erst vergangene Woche mit dem Abzug seiner Söldner gedroht hatte.

Kiew dämpft Erwartungen

Auf die seit Wochen erwartete ukrainische Frühlingsoffensive angesprochen, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Dienstag in Washington, er glaube, dass die Ukraine über die notwendigen Mittel verfüge, um bei einer Gegenoffensive von Russland besetzte Gebiete zurückzuerobern: "Sie haben alles, was sie brauchen, um bei der Rückeroberung von Gebieten, die Russland in den letzten 14 Monaten erobert hat, erfolgreich zu sein", sagte Blinken.

Sein ukrainischer Amtskollege Dmytro Kuleba dämpft derweil die Erwartungshaltung des Westens an die bevorstehende Offensive. Nur wenn es gelinge, die von Russland besetzten Gebiete zu befreien, werde sie die letzte derartige Offensive sein. "Aber wenn nicht, dann bedeutet das, dass wir uns auf die nächste Gegenoffensive vorbereiten müssen." (Florian Niederndorfer, 10.5.2023)