Seit dem Zerfall der Sowjetunion gibt es immer wieder Konflikte zwischen Aserbaidschan und Armenien um die Grenzregion Bergkarabach.

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Eriwan – Wenige Tage vor geplanten Gesprächen über ein dauerhaftes Friedensabkommen in Brüssel haben sich Armenien und Aserbaidschan gegenseitig vorgeworfen, entlang der Grenze geschossen zu haben. Die Verteidigungsministerien beider Kaukasusrepubliken erklärten am Donnerstag, die jeweils andere Seite habe den Beschuss gestartet.

Das Verteidigungsministerium in Eriwan gab an, aserbaidschanische Streitkräfte würden "armenische Stellungen in der Region Sotk mit Artillerie und Mörsergranaten" beschießen. Drei armenische Militärangehörige seien durch den Beschuss verletzt worden. Die armenischen Soldaten hätten demnach "angemessene Verteidigungsmaßnahmen" ergriffen.

Das Verteidigungsministerium in Baku beschuldigte wiederum Armenien, mit "großkalibrigen Waffen" auf die aserbaidschanischen Stellungen an der Grenze zu schießen, und bezeichnete dies als "Provokation". Die armenische Seite habe "erneut gegen die vereinbarte Feuerpause verstoßen", erklärte das Ministerium. Ein aserbaidschanischer Soldat sei am Mittwochabend durch armenische Schüsse verletzt worden, das "Mörserfeuer" halte auch am Donnerstagvormittag weiter an.

Blinken sieht greifbare Fortschritte

Der Vorfall ereignete sich nur wenige Tage vor einem Treffen von Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew am Sonntag in Brüssel. Die Friedensgespräche unter EU-Vermittlung sollen nach Angaben von EU-Ratspräsident Charles Michel dazu beitragen, "die Stabilität im Südkaukasus und die Normalisierung zwischen beiden Staaten" zu befördern.

Erst in der vergangenen Woche hatten sich Vertreter Armeniens und Aserbaidschans nahe der US-Hauptstadt Washington zu von den USA vermittelten Gesprächen getroffen. US-Außenminister Antony Blinken hatte nach dem Treffen von "greifbaren Fortschritten in Richtung eines "dauerhaften Friedensabkommens" gesprochen.

Die beiden Kaukasusrepubliken Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Grenzregion Bergkarabach und lieferten sich bereits zwei Kriege um das Gebiet. Nach den jüngsten Kämpfen mit mehr als 6.500 Toten im Jahr 2020 hatte Russland ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang. Dennoch gibt es immer wieder tödliche Konflikte an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze. (APA, red, 11.5.2023)