Immer wieder gehen in Berlin Mieterinnen und Mieter auf die Straße.

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Der Berliner Wohnungsmarkt ist immer für eine Schlagzeile gut. Unlängst waren es Fotos einer 150 Meter langen Schlange an Wohnungssuchenden, die sich bei der Besichtigung einer Wohnung gebildet hatte. Immer wieder sorgen auch Wohnungsinserate für Aufsehen, bei denen ein Badezimmer, ein Zelt oder auch nur ein Balkon vermietet werden – zu stolzen Preisen. Und dann gibt es noch andere, eigenwillige Forderungen: Ein Wohnungssuchender berichtete auf Twitter jüngst, dass sich der potenzielle neue Vermieter seine bisherige Wohnung anschauen wollte, um ihn besser einschätzen zu können. Janz schön dreist, wa?

Schrumpfende Stadt

In Berlin wurden aber eben schon in den letzten Jahrzehnten viele Fehler gemacht. Der schwerwiegendste: Man ließ sich einreden, dass die Stadt schrumpfen würde – und hat mancherorts schon mit Abrissen von Wohnblöcken begonnen und, noch fataler, sozialen Wohnbau, der heute Milliarden wert ist, sowie Grundstücke verscherbelt. Solche Fehler lassen sich nie wieder korrigieren. Und Mieterinnen und Mieter müssen heute dafür zahlen. Man muss sich das vorstellen: Da werden alte Häuser aufgekauft, Menschen nach und nach aus ihrem Zuhause, ihrem Kiez, ihrem sozialen Umfeld verdrängt und diese Wohnungen vergoldet, als würde es sich dabei um eine bloße Ware handeln.

Wohnen als Luxus

Längst geht ein Riss durch die Gesellschaft – auch in Österreich, wo allerdings die Härte der Entwicklungen durch den sozialen Wohnbau und mieterfreundlichere Gesetze abgemildert wird. In Salzburg haben die Kommunisten Erfolge gefeiert, weil sie sich auf das Thema gesetzt haben. Wo sind die Ideen der anderen, wo die realistischen Konzepte? Denn warum noch Vollzeit arbeiten, wenn man sich damit kein qualitätsvolles Wohnen mehr leisten kann? Wovon träumen, wenn Wohnen zum Luxus wird? Wohnen ist so viel mehr als ein Dach über dem Kopf. (Franziska Zoidl, 12.5.2023)