Die Kämpfe gehen weiter.

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Tel Aviv – Die Hoffnung auf eine Waffenruhe scheint in weite Ferne gerückt: Die Kämpfe zwischen militanten Palästinensern im Gazastreifen und Israels Armee gehen derzeit unaufhörlich weiter. "Wir befinden uns in einer Kriegssituation", sagte ein Armeesprecher am Donnerstagabend. Zuvor hatte es noch unbestätigte Meldungen über die Einigung auf eine Waffenruhe gegeben. Seit Beginn der israelischen Militäroffensive starben nach palästinensischen Angaben 30 Menschen, darunter sechs Kinder.

Israels Luftwaffe griff in den vergangenen Tagen Militärangaben zufolge mehr als 150 Ziele im Gazastreifen an und tötete dabei auch mehrere hochrangige Mitglieder des Islamischen Jihad. Mehr als 90 Menschen seien bei den Angriffen verletzt worden, hieß es vom Gesundheitsministerium im Gazastreifen. Bei mindestens 17 der Toten handelte es sich palästinensischen Informationen zufolge um Zivilisten. Israels Armee sagte, vier zivile Opfer seien von fehlgeleiteten Jihad-Raketen getötet worden. Unabhängig war dies zunächst nicht zu überprüfen.

Militante Palästinenser feuerten Armeeangaben zufolge mehr als 800 Raketen und Mörsergranaten Richtung Israel, 620 davon überquerten demnach die Grenze. Auch im Großraum Tel Aviv waren in den vergangenen Tagen mehrfach Sirenen zu hören. Bei einem Raketeneinschlag in ein Wohnhaus in der israelischen Stadt Rehovot wurde nach Angaben von Rettungskräften ein Mensch getötet. Sieben weitere seien verletzt worden. Seit Beginn der Angriffe wurden demnach 22 Menschen in Israel verletzt.

40.000 Konzertbesucher trotz Raketendrohungen

In Tel Aviv sorgte auch ein Open-Air-Konzert des israelischen Musikers Aviv Geffen für Unmut, zu dem am Donnerstagabend Medienberichten zufolge trotz Raketendrohungen 40.000 Besucher kamen. Die Fans wurden demnach angewiesen, sich im Falle von Raketenalarm auf den Boden zu setzen und ihre Köpfe zu schützen. Sie seien gebeten worden, nicht zu laufen, um keine Massenpanik zu riskieren. Gegen die Organisatoren wurde Kritik laut, die Veranstaltung sei "unverantwortlich".

Der Islamische Jihad erklärte seine Bereitschaft, die Angriffe auszuweiten. "Egal wie lange der Kampf dauert und was auch immer die Kosten für uns sind." In einem Propagandavideo zeigte die militante Gruppierung zudem, wie Mitglieder Raketen zum Abschuss vorbereiten und damit drohen, Israel "mit Raketen zu ertränken".

Experten zufolge kommt es für den weiteren Verlauf des Konflikts aber vor allem darauf an, ob sich auch die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation Hamas beteiligt. Dies sei derzeit nicht der Fall, sagte ein Armeesprecher am Donnerstagabend. "Wir schauen auf alle Fronten, der Fokus liegt aber auf dem Jihad im Gazastreifen". Die Hamas gilt als militärisch deutlich stärker.

Mehrere Länder verlangten Waffenruhe

Deutschland, Frankreich, Ägypten und Jordanien verlangten am Donnerstag eine sofortige Waffenruhe. "Mit jedem neuen Tag, an dem Menschen sterben, wird es nur weitere Verlierer geben und keine Gewinner", sagte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock. Gespräche über eine Waffenruhe blieben ägyptischen Angaben zufolge jedoch erfolglos. Nach Angaben des Jihads scheiterten die Gespräche, weil Israel sich geweigert haben soll, gezielte Tötungen zu beenden.

Unter Experten sind gezielte Tötungen umstritten. Die Vereinten Nationen bemängeln beispielsweise, dass damit Rechtsgrenzen verwischt würden. Sie sprechen zudem von einer Verletzung des Völkerrechts.

Ein Sprecher der israelischen Armee sagte, am Mittwoch habe es eine Art Erklärung über eine Waffenruhe gegeben, an die sich Israel auch gehalten habe – bis erneut Raketen aus dem Gazastreifen geflogen seien.

Die Hamas und der Islamische Jihad werden von den USA, der EU und Israel als Terrororganisationen eingestuft. Beide Gruppierungen haben sich die Zerstörung Israels auf die Fahne geschrieben. (APA, 12.5.2023)