Was die KI in einem Anwendungsbeispiel aus einer Suchanfrage über zwei Ausflugsziele macht: ein abwägender Antworttext und rechts drei Links zu Quellen.

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Was bedeutet die Mittwochabend präsentierte, KI-gestützte Suche von Google für Medien und Medienunternehmen? Branchenreaktionen und eine Analyse der US-Journalismusplattform Nieman Lab gehen in die Richtung: nichts sonderlich Gutes.

Die bei der Google-Entwicklerkonferenz I/0 vorgestellte KI-Suche beantwortet Anfragen vor allem mit eigens generierten, vor allem textbasierten Inhalten. Als Anwendungsbeispiel erklärt die KI etwa auf die Frage nach dem für Kinder geeigneteren Ausflugsziel unter zwei Möglichkeiten die Vor- und Nachteile. Links als Suchergebnis treten in den Hintergrund – wenige Quellen für die Beantwortung, im Beispiel drei, werden rechts angezeigt. Ein Klick auf ein Icon rechts oben zeigt allerdings die Quellen für die Antwort detaillierter Satz für Satz.

Massivste Veränderung für Medien

Diese neue Suche könnte, wenn breit ausgerollt, die massivste Veränderung des Internets für Medien seit langem bedeuten, schreibt Laura Hazard Owen von Nieman Lab. Google könnte signifikant weniger Traffic auf Medienseiten leiten, wenn das Google-Suchergebnis selbst die Antworten liefert. Zudem könnte die neue Suchausgabe die Einnahmen von Medienunternehmen mit Produktempfehlungen treffen.

Traffic auf Medienseiten bedeutet Werbeeinnahmen, und Google bringt Medienseiten einen großen Teil ihres Traffics, neben anderen Formaten über die Suche. Nic Nguyen und Heidi N. Moore vom "Wall Street Journal" verweisen auf wirtschaftliche Konsequenzen für Medien:

Peter Kafka (Recode Media, oben) lieferte den historischen Kontext zur Ausrichtung von Online-Inhalten nach den wechselnden Traffic-Hoffnungen von Yahoo und Facebook bis immer wieder Google.

"Nur noch Google"

Die KI-Suche von Google könnte darauf hinauslaufen, dass – insbesondere auf Mobiltelefonen – im Suchergebnis erst einmal keine Links aufscheinen. "The Verge"-Autor James Vincent skizziert ein Szenario, in dem die Suche keine Suchergebnisse mehr zeigt – "sondern nur Google":

Und die Urheberrechte?

Sprachmodelle wie ChatGPT oder die Google-KI-Suche SGE basieren auf vorhandenen Texten – was große Fragen nach Urheberrechten aufwirft, die zuletzt etwa auch das Journalismusfestival in Perugia beschäftigten.

Die Aktivistin und Autorin Alex Arrellia brachte die Konsequenzen auf einen sehr pointierten Nenner: "Dein Zeug, das du im Internet schreibst, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen, gehört jetzt einfach ihnen."

Die neue KI-Version der Suche ist derzeit noch in einer Art Teststadium, "Search Generative Experiment" genannt. Es ist vorerst nur in den USA über die Search Labs zugänglich; Interessierte können sich in eine Warteliste eintragen. Sie zeigt aber eindeutig die Richtung für die Zukunft der Google-Suche.

Wo bleibt das Positive?

Laura Hazard Owen verweist in ihrer Analyse für Nieman Lab aber auch darauf, dass Google seinen Suchfilter "Perspective" für usergenerierte Inhalte etwa auf Reddit, Youtube und Blogs in den Suchergebnissen betonen will. Sie wirft die Frage auf, ob dieser Fokus auf personalisierte Inhalte auch Journalistinnen und Autorinnen von etablierten Medien gilt.

225 Milliarden Werbedollar

Google-Mutterkonzern Alphabet dominiert den globalen Werbemarkt mit 2022 rund 225 Milliarden Dollar Werbeeinnahmen. Das ist fast doppelt so viel wie bei der Nummer zwei Facebook und vielfach mehr als bei den größten klassischen Medienunternehmen – die mit Werbeeinnahmen ihre Inhalte finanzieren.

100 Millionen für "New York Times"

Alphabet/Google zahlt Medienunternehmen inzwischen über Leistungsschutzvereinbarungen und andere Abgeltungen für die Nutzung von Inhalten, aber etwa auch Förderungen und Kooperationen wesentliche Beträge. Wie viel die "New York Times" im Rahmen einer neuen Kooperation von Google bekommt, berichtete nun das "Wall Street Journal": Rund 100 Millionen Dollar soll der Deal schwer sein. Er soll etwa Abo- und andere digitale Vertriebsmodelle, Marketing- und Werbetools umfassen. (fid, 12.5.2023)