Ein zerstörtes Haus im Gazastreifen.

Foto: REUTERS/Ibraheem Abu Mustafa

Tel Aviv/Gaza – Im erneut eskalierten Konflikt zwischen Israel und der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Jihad deutet sich dank einer von Ägypten vermittelten Waffenruhe vorerst Entspannung an. Trotz gegenseitiger Angriffe mehr als eine Stunde nach Inkrafttreten am Samstag um 22 Uhr Ortszeit (21 Uhr MESZ) beruhigten sich die Kämpfe, die fünf Tage lang anhielten, am frühen Sonntagmorgen. Auf beiden Seiten der Grenze kehrte wieder schrittweise Normalität ein.

Israel: "Ruhe wird mit Ruhe" beantwortet

Jihad-Anführer Ziyad al-Nakhalah erklärte die Kämpfe mit Israel nach Inkrafttreten der Waffenruhe am Abend für beendet. "Unser Volk hat standgehalten und wurde nicht zerschlagen", sagte Nakhalah in einer Videobotschaft. "Wir haben ertragen, was wir ertragen haben, um unsere vereinte, starke und unerschütterliche Haltung zu bewahren."

Israels Nationaler Sicherheitsberater Tzachi Hanegbi warnte laut Mitteilung aus dem Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, dass Israel sich im Fall weiterer Angriffe verteidigen werde. Ihm zufolge soll aber "Ruhe mit Ruhe" beantwortet werden.

Tagelange Angriffe

Israel war seit Dienstag in einer groß angelegten Militäroffensive gegen den Islamischen Jihad im Gazastreifen vorgegangen. Nach Armeeangaben wurden mehr als 420 Stellungen angegriffen und mehrere hochrangige Mitglieder gezielt getötet. Der Jihad gilt nach der Hamas als zweitstärkste militärische Kraft im Gazastreifen und strebt die Zerstörung Israels an. Die militanten Palästinenser feuerten in den vergangenen Tagen laut Militär mehr als 1.400 Raketen und Mörsergranaten Richtung Israel, 1.100 davon überquerten die Grenze.

Im Gazastreifen wurden 33 Menschen getötet, darunter sechs Kinder, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Es gebe 190 Verletzte. Auf israelischer Seite kamen eine Frau und ein palästinensischer Arbeiter aus dem Gazastreifen bei Raketeneinschlägen ums Leben. Laut Rettungssanitätern wurden mindestens 32 Menschen verletzt, weitere Dutzende wegen Angstzuständen behandelt.

Grenzen wieder geöffnet

Am Sonntag schien zeitweise wieder etwas Alltag einzukehren. Im Gazastreifen öffneten Geschäfte, die aus Sorge vor Attacken über fünf Tage geschlossen waren. Die Anrainer des schmalen Küstenstreifens feierten die Waffenruhe oder holten Einkäufe der vergangenen Tage nach. Auch der Verkehr setzte wieder regulär ein.

Israel öffnete den Erez-Grenzübergang und den Warenübergang Kerem Shalom zum Gazastreifen. Der israelische Zivilschutz lockerte laut Medienberichten seine Regeln für Anrainer nahe der Grenze teilweise.

Ägypten hatte sich kurz nach Ausbruch der Gewalt am Dienstag und wie schon oft zuvor als Vermittler ins Spiel gebracht. Die Verhandlungen über eine Waffenruhe verliefen zunächst jedoch stockend.

Im Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen unter sehr schlechten Bedingungen. Die Hamas riss in dem palästinensischen Gebiet 2007 gewaltsam die Macht an sich. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die von Ägypten mitgetragen wird. (APA, Reuters, red, 14.5.2023)