Tarek Leitner und Nadja Bernhard in der "ZiB 1".

ORF TVthek
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In der Übersicht jener 15 Politikerinnen und Politiker, die im vergangenen Jahr in den beiden meistgesehenen Nachrichtensendungen des Landes am längsten zu Wort gekommen sind, findet er sich nicht. FPÖ-Chef Herbert Kickl kam im ganzen Jahr 2022 464 Sekunden in der "ZiB 1" um 19.30 Uhr vor, Platz neun in den O-Ton-Charts, direkt vor Vizekanzler Werner Kogler. In der "ZiB 2" sprach er 292 Sekunden, erhoben die Medienbeobachter von APA Defacto. Umso deutlicher liegt Kickl mit der FPÖ in Umfragen vorne.

Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) sprach im Gesamtjahr 2022 mit mehr als 2.000 Sekunden in der "ZiB" und fast 3.000 in der "ZiB 2" am längsten, in der "ZiB-Watch"-Jahreswertung für den STANDARD gefolgt von Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne).

Regierung redet mehr in der "ZiB 1"

Der Regierungsanteil an den O-Tönen in der "ZiB 1" ist 2022 im Vergleich zum Vorjahr von 75 Prozent wieder auf 77 Prozent gestiegen und damit zurück auf dem Niveau von 2020. In dem Wert sind neben Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierungsparteien ÖVP und Grüne auch jene von Landesregierungen. In der "ZiB 2" ist der Regierungsanteil indes deutlich von 83 auf 76 Prozent gesunken.

Es ist nicht ungewöhnlich, beim ORF wie privaten Medien, dass Mitglieder der Bundesregierung, das hohe operative Exekutivorgan der Republik, häufiger und länger in den Nachrichten zu Wort kommen. Und O-Töne in den TV-Nachrichten gereichen nicht unbedingt zum Vorteil des Politikers oder der Politikerin – zu nicht selten kritischer Berichterstattung oder auch in Interviews in der "ZiB 2".

APA Defacto beobachtet seit mehr als zwei Jahrzehnten wie international üblich Politikerauftritte in den wichtigsten TV-Nachrichten – den Langzeittrend in der "ZiB" finden Sie in der folgenden Grafik. Ebenso lange veröffentlicht der STANDARD die Jahresanalysen zum Thema, in diesem Jahr aus organisatorischen Gründen ein Stück später als gewohnt.

1,35 Millionen bei "ZiB"

Die "ZiB 1", durchgeschaltet auf beide Hauptprogramme des ORF, erreichte im Schnitt 2022 1,35 Millionen Menschen. Das waren 55 Prozent aller Menschen vor dem Fernseher, 42 Prozent der Fernsehenden unter 50. Die "ZiB 2" verfolgten im Schnitt 2022 680.000 Menschen, Marktanteil: 28 Prozent und ein Fünftel des Fernsehpublikums zwischen zwölf und 49.

Die meistgesehenen privaten TV-Nachrichten hat Servus TV mit im Schnitt 186.000 Zuschauerinnen und Zuschauern um 19.20 Uhr, Marktanteil: acht Prozent.

FPÖ-TV auf Youtube, gerade von der Plattform gesperrt, haben nach Parteiangaben gut 194.000 Menschen abonniert.

Ukraine, Teuerung, Pandemie

Dominierende Themen waren im Jahr 2022 die multiplen Krisen: der Ukrainekrieg und seine Auswirkungen, damit zusammenhängend die Teuerung/Energiekosten sowie, rückläufig, die Corona-Pandemie.

Darüber hinaus finden sich O-Töne von Politikerinnen und Politikern insbesondere zu Politskandalen und Korruptionsvorwürfen sowie deren Aufarbeitung.

Gute Nachrichten von den Nachrichten gibt es durchaus: Der Frauenanteil an O-Ton-Sekunden ist 2022 sowohl in der "ZiB 1" als auch in der "ZiB 2" deutlich gestiegen. Die nicht ganz so gute: Rund 63 Prozent waren 2022 männlich.

(Harald Fidler, 16.5.2023)