Die 47-jährige Regisseurin Maïwenn ermöglichte Johnny Depps Kino-Comeback in "Jeanne du Barry".

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Spucke geht auf großen Filmfestivals gerade um. Wo letzten Herbst noch der vermeintliche Spuckskandal rund um Harry Styles während der Venedig-Premiere von Don’t Worry Darling verwunderte, macht nun die französische Regisseurin Maïwenn Schlagzeilen, weil sie dem Journalisten Edwy Plenel auf den Kopf gespuckt hat. Das gab die 47-Jährige erst jüngst lachend im französischen Fernsehen zu. Wohl nach dem Motto, dass auch schlechte Werbung Werbung ist, denn sie steht kurz vor der Premiere ihres neuen Films Jeanne du Barry, der die Filmfestspiele von Cannes Dienstag eröffnet.

Maïwenn als Jeanne du Barry und Johnny Depp als König Louis XV. im Cannes-Eröffnungsfilm.
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Der Film hat bereits im Vorfeld einige Augenbrauen hochschnellen lassen, ist es doch das Comeback Johnny Depps nach seiner Prozessschlammschlacht gegen Ex-Frau Amber Heard, die zwar für ihn gut ausging, aber dennoch seinem Ansehen schadete. Maïwenn ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt in der französischen Filmbranche, wo derzeit eine Missbrauchsmeldung die nächste jagt. So schlug sie sich etwa auf die Seite von Roman Polanski oder von Catherine Deneuve, die in MeToo eine Gefahr der sexuellen Befreiung sieht und in einem offenen Brief "die Freiheit, zu belästigen", einforderte.

Die kindliche Ehefrau von Luc Besson

Maïwenn Le Besco stammt aus einer franco-algerischen Familie, ihre Schwester ist die Schauspielerin Isild Le Besco. Schon als Kind wurde Maïwenn, die ihren Nachnamen wegen Differenzen mit den Eltern ablegte, auf Filmsets verräumt. Mit zwölf lernte sie dort den 17 Jahre älteren Regisseur Luc Besson kennen, mit 15 begann ihre Beziehung, mit 16 folgten Hochzeit und Baby.

Die lolitahafte Mathilda in Bessons Durchbruch Léon – Der Profi war von Maïwenn inspiriert. In seinem Sci-Fi-Klassiker Das fünfte Element verkörperte sie mit 20 noch die Alien-Sopranistin, aber da bandelte Besson schon mit (dem ebenso 20-jährigen) Topmodel Milla Jovovich an.

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In die Bresche springen

Obwohl die Ehe schon Jahrzehnte zurückliegt, ist Luc Besson der Grund für Maïwenns Spuckattacke, denn das Opfer ist Gründer von Mediapart, einem Investigativmedium, das über die (eingestellten) Ermittlungen gegen Besson wegen Vergewaltigung berichtete.

Dabei hatte sich Maïwenn doch freigespielt vom ersten Ex-Mann und sich als anerkannte Filmregisseurin etabliert. Ihr Eröffnungsfilm in Cannes sendet dennoch ein zweideutiges Signal: Zwar führte eine Frau Regie, aber eine, die umstrittenen Männern den Steigbügel hält und MeToo ablehnt. (Valerie Dirk, 16.5.2023)