Sei es aufgrund des gestiegenen Mietzinses oder der hohen Energiekosten: Wohnen ist aktuell für manche unleistbar geworden.

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Bregenz – Wegen der enormen Nachfrage wird in Ostösterreich die Zahl der "Wohnschirm"-Beratungsstellen aufgestockt. Das gab Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) am Montag bei einer Pressekonferenz in Bregenz bekannt. Er appellierte erneut an Betroffene, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen, um in der Teuerung einen Wohnungsverlust verhindern zu können. Noch diese Woche sollen zudem die Maßnahmen gegen Kinderarmut präsentiert werden. Man werde "punktgenau und ohne Gießkanne" helfen, so Rauch dazu.

Zwölf Millionen Euro für Mietzins und leistbare Wohnungen

Seit dem Start des Wohnschirms, der vor Delogierung schützen soll, im März 2022 habe man die Rückstände für über 3.600 Haushalte mit mehr als 8.300 Personen übernommen. Rund 430 Haushalte wurden beim Umzug in eine leistbare Wohnung unterstützt. Insgesamt seien dafür rund zwölf Millionen Euro ausbezahlt worden. Seit Erweiterung des Wohnschirms um die Energiekostenunterstützung im Jänner 2023 erhielten nach Angaben des Sozialministeriums rund 2.900 Haushalte und 7.800 Personen Hilfe bei Strom- und Heizkosten, insgesamt rund sechs Millionen Euro.

2.150 Haushalte hätten zudem eine Pauschale für künftige Vorauszahlungen erhalten, 890 Haushalte eine für künftige Energiekosten. Für 17 Haushalte wurden die Energiekostenrückstände übernommen. Bis Mitte Mai seien über 16.000 Personen mit rund 18 Millionen Euro unterstützt worden. Wegen der hohen Nachfrage infolge der Teuerung war der Wohnschirm von ursprünglich 24 Millionen Euro auf 164 Millionen Euro erweitert worden. Nun werden aus diesen Mitteln auch die Anlaufmöglichkeiten aufgestockt, das Beratungsnetz soll von 140 auf 163 Stellen anwachsen.

Wohnung bis zur letzten Minute zu retten

"Der Wohnsektor macht uns große Sorgen", sagte Rauch bei seinem Vorarlberg-Besuch. Ein Viertel empfinde die Wohnkosten laut Befragungen als schwere finanzielle Belastung, 27 Prozent rechneten mit Zahlungsproblemen, acht Prozent seien schon in Verzug. Man halte daran fest, dass jeder Mensch in Österreich das Recht auf eine warme Wohnung habe. Räumungen müssten verhindert werden, diese seien nicht nur die sozial teuerste Maßnahme, sondern auch ein traumatisierendes Ereignis für Betroffene.

Bis sich die Menschen meldeten, sei der Druck oft schon sehr groß. "Es ist bis zur letzten Minute möglich, die Wohnung zu erhalten", betonte Rauch und verwies auf "dutzende Beispiele", wo das gelungen sei. Dabei erwachse den Menschen kein großer bürokratischer Aufwand, "es wird rasch geholfen". Zu den Betroffenen gehörten oft Alleinerziehende und Familien mit Kindern. Über die angekündigten Maßnahmen gegen Kinderarmut habe man das ganze Wochenende verhandelt. Er sei zuversichtlich, dass das Paket noch diese Woche präsentiert werden könne, so Rauch. Man werde dabei bestehende Strukturen nützen, um "punktgenau und ohne Gießkanne" zu helfen.

Krise trifft nicht alle gleich

Vorarlbergs Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) erinnerte die anderen Bundesländer in dem Zusammenhang an ihre Spielräume bei den Kinderrichtsätzen der Sozialhilfe, in Vorarlberg habe man diese erhöht und überlege eine weitere Erhöhung. Auch sie lud ein, sich bei Problemen bei Wohnkosten jedenfalls beraten zu lassen. "Vor allem in diesen Zeiten" müsse sich niemand scheuen, um Unterstützung zu bitten. "Krisen treffen uns nicht alle gleich", sagte Wiesflecker.

Anspruchsberechtigt seien Personen aus dem unteren Einkommensdrittel. So könne etwa auch der Heizkostenzuschuss plus noch bis Ende Mai abgeholt werden. In Vorarlberg sei die Wohnungsberatung mit zwölf Stellen gut abgedeckt. Wiesflecker hob hervor, dass die Bundesmittel an bereits bestehende Strukturen andockten. Das und die enge Kooperation mit Systempartnern sei wichtig, um Wohnraum zu erhalten und zu vermitteln. Vorarlberg investiere über den Sozialfonds jährlich rund neun Millionen Euro in Delogierungsprävention und Wohnungsberatung. Seit Jänner 2023 erhielten in Vorarlberg 129 Haushalte Unterstützung aus dem Wohnschirm für Miete, 110 aus dem Wohnschirm für Energie. (APA, 15.5.2023)