Sieben von zehn jungen Menschen hätten laut der Umfrage gerne mehr Inhalte zu Themen wie psychische Gesundheit, Finanzen, Medien und Demokratie in den Lehrplänen.

Foto: IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Wien – Die Generation Z will heiraten und Kinder bekommen, einen sicheren Arbeitsplatz, neue Lehrpläne, die mehr Wissen über psychische Gesundheit, Finanzen und Medien vermitteln, ein Eigenheim, sieht dringenden Handlungsbedarf beim Klimawandel und fühlt sich von der Politik nicht gehört. Das sind zentrale Ergebnisse einer Ö3-Jugendstudie, an der gut 40.000 Personen im Alter von 16 bis 25 Jahren teilgenommen und 80 Fragen quer durch alle Lebensbereiche beantwortet haben.

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DER STANDARD

Lediglich 15 Prozent der Befragten aus der Gen Z fühlen sich demnach von der Politik sehr oder ziemlich gut vertreten, 17 Prozent vertrauen ihr. Dabei deklarieren sich zwei Drittel der 16- bis 25-Jährigen als politikinteressiert. Aktuelle Nachrichten bezeichnen 55 Prozent als "wichtig", um mitreden zu können. Drei von zehn Befragte bezeichnen sie als belastend, informieren sich aber trotzdem. 16 Prozent vermeiden Nachrichten so weit wie möglich. Generell macht die weltweite Situation 57 Prozent der 16- bis 25-Jährigen Angst.

Psychische Gesundheit wichtig

Dringenden Handlungsbedarf orten 77 Prozent beim Thema Klimawandel, 68 Prozent fordern Politikerinnen und Politiker dazu auf, "endlich Regeln für nachhaltige Veränderungen festzulegen". Dabei planen zwei Drittel, sich ein Benzinauto zuzulegen, 17 Prozent ein E-Auto und 17 Prozent gar keines. 62 Prozent sprechen sich gegen weitere Geschwindigkeitsbegrenzungen aus, und 36 Prozent können sich vorstellen, für das Klima auf Fleisch zu verzichten.

Mit ihren Lehrplänen sind nur drei von zehn aus der Gen Z zufrieden. Der Rest hätte diese gerne überarbeitet. Speziell zu den Themen psychische Gesundheit (82 Prozent), Finanzen (72 Prozent), Medien (58 Prozent) und Demokratie (36 Prozent) wünschen sich die Befragten mehr Inhalte. Druck in der Schule verspürt knapp mehr als die Hälfte, von Mobbing betroffen ist ein Viertel. Von sechs Prozent bzw. hochgerechnet 57.900 jungen Menschen wurden gegen deren Willen Nacktbilder verschickt oder hergezeigt.

Einfamilienhaus und Kinder

Ist die Schule geschafft, dockt man früher oder später in der Arbeitswelt an. Drei Viertel der Befragten wollen einen sicheren Arbeitsplatz und "etwas Sinnvolles tun". Auf genügend Freizeit wollen zwei Drittel aus der Gen Z nicht verzichten. Zum Thema Vier-Tage-Woche befragt, sprach sich ein Drittel für einen zusätzlichen freien Tag bei erhöhter Stundenanzahl in der verbleibenden Arbeitswoche aus. Ein Viertel will acht Stunden pro Tag viermal die Woche arbeiten. Sieben Prozent könnten sich eine Vier-Tage-Woche samt eines damit einhergehenden Gehaltsverzichts vorstellen. Ein hohes Einkommen bezeichnen 38 Prozent als wichtig. Ein Pflegeberuf kommt für sieben Prozent infrage, für weitere 26 Prozent, sofern Bezahlung und Arbeitsbedingungen besser werden.

Fast alle Befragten (92 Prozent) möchten in einem Einfamilienhaus oder einer Eigentumswohnung leben. Eine große Mehrheit (67 Prozent) will einmal heiraten, für knapp weniger (62 Prozent) gehören Kinder zu einem gelungenen Leben dazu. Hartnäckig hält sich auch bei einem Teil der Gen Z die Vermutung, dass Männer besser als Frauen Auto fahren (28 Prozent).

Fotobearbeitung macht unglücklich

Die sexuelle Orientierung frei leben zu können sehen 39 Prozent als vollumfänglich wichtig. 45 Prozent meinen, "von mir aus – aber man muss nicht so viel Wirbel drum machen". Dass man in Österreich noch weit von Gleichberechtigung von Mann und Frau entfernt ist, meinen 53 Prozent der Gen Z, wobei junge Frauen dieser Aussage stärker zustimmen (70 Prozent). Unglücklich mit ihrem Aussehen sind ein Drittel der 16- bis 25-Jährigen, wobei auch hier die Werte bei jungen Frauen etwas höher liegen (36 Prozent). Dass die Bearbeitung von Fotos mittels Photoshop oder Filter die Realität verzerrt und unglücklich macht, sehen vier von fünf Befragten so.

72 Prozent erachten die Digitalisierung in allen Lebensbereichen als überwiegend positiv. Relativ ausgewogen sind in der Gen Z die Freude und die Angst vor künstlicher Intelligenz. 32 Prozent der Schülerinnen und Schüler bzw. Studierenden verwenden ChatGPT oder andere KI-Chatbots.

Die Ö3-Jugendstudie wurde von 17. April bis 14. Mai unter wissenschaftlicher Begleitung des Sora-Instituts durchgeführt. Für die Auswertung wurden lediglich die Antworten von Personen, die zumindest 90 Prozent der Fragen beantwortet hatten, herangezogen. Im selben Zeitraum wurde eine repräsentative Telefon- und Onlinebefragung für die gleiche Altersgruppe durchgeführt, die bei zentralen Indikatoren laut Aussendung zu übereinstimmenden Ergebnissen gelangte. Ab sofort gibt es die Ö3-Jugendstudie jährlich im Frühjahr, wobei ein Pool an Basisfragen langfristige Vergleiche von Einstellungen und Werten ermöglichen soll. (APA, 16.5.2023)