Das Projekt in Wolfsberg läuft bereits seit mehr als zehn Jahren, ein Abbau liegt aber in weiter Ferne.

Foto: Jakob Pflügl

Elektroautos, Smartphones, Speicherbatterien: Lithium ist aus modernen Technologien kaum noch wegzudenken. Bislang ist Europa allerdings stark von Importen aus Südamerika, Afrika und Asien abhängig. Das australische Bergbauunternehmen European Lithium will das ändern: Bereits seit mehr als zehn Jahren arbeiten die Australier an einem Abbau an der Koralpe bei Wolfsberg. Jetzt sollen weitere drei Projekte dazukommen.

Wie European Lithium mitteilte, habe man vom kanadischen Unternehmen Ontario die Rechte an Projekten in Kärnten und der Steiermark erworben. Konkret im Bretstein-Lachtal (Murtal, Murau), auf dem Klementkogel (Voitsberg, Wolfsberg) und am Wildbachgraben (Deutschlandsberg). Die Gebiete hätten eine Ausdehnung von 114,6 Quadratkilometern. Ontario bekomme dafür 250.000 Australische Dollar, zwei Millionen Stammaktien an European Lithium und zwei Millionen Optionen, heißt es auf Anfrage.

Verzögerungen und Konflikte

Die Rechte am Lithium-Vorkommen in Wolfsberg hatten die Australier bereits 2011 erworben. Unumstritten ist das Projekt aber nicht, und auf große Ankündigungen folgten allerlei Verschiebungen: Zunächst war von einem Abbaubeginn im Jahr 2016 die Rede. Später wurde der Start zunächst auf 2020 und dann auf 2022 verschoben. Derzeit spricht das Unternehmen davon, dass man 2025 mit der Lithium-Gewinnung beginnen könne.

Geschäftsführer Wanke begründete die Verzögerungen unter anderem mit der Pandemie. Allerdings spielten auch rechtliche Konflikte eine Rolle: European Lithium lag in Kärnten jahrelang im Zwist mit dem Grundeigentümer. Probleme gab es zudem an der Wiener Börse: 2021 und 2022 verhängte die Finanzmarktaufsicht (FMA) zwei Geldbußen gegen das Unternehmen. Wegen der "Verbreitung von Informationen, die falsche und irreführende Signale" an den Markt ausgesendet haben und wegen eines Verstoßes gegen Meldepflichten. Mittlerweile hat sich das Unternehmen von der Wiener Börse zurückgezogen.

Umstrittenes Projekt

Kritisch sieht die Verzögerungen etwa Günther Vallant, Bürgermeister der Gemeinde Frantschach, die in der Nähe der ersten Mine im Bezirk Wolfsberg liegt. Er glaubt, dass es "nicht um den Abbau eines wertvollen Rohstoffs, sondern um Aktienkurse" geht, wie er im Februar auf eine Anfrage des STANDARD ausführte. European Lithium bestreitet das: Der Lithium-Abbau benötige eine jahrelange Vorlaufzeit und ausreichend Kapital für die Umsetzung.

Im März habe man die endgültige Machbarkeitsstudie für das Projekt in Wolfsberg abgeschlossen. Demnach seien rund 12,9 Megatonnen lithiumhaltiges Erz in der ersten von zwei möglichen Abbaustufen nachgewiesen worden. "Daraus sollen während einer Minenlaufzeit von etwa 15 Jahren insgesamt 129.000 Tonnen Lithiumhydroxid-Monohydrat in Batteriequalität für die Elektroautomobilindustrie produziert werden." Man habe einen Abnahmevertrag mit BMW unterschrieben und plane einen Gang an die US-Börse Nasdaq.

Staat vergibt Lizenzen

Bei Lithium handelt es sich um einen sogenannten bergfreien Rohstoff, der nicht dem Grundeigentümer gehört, sondern von jedermann gewonnen werden darf. Allerdings benötigen Bergbauunternehmen dafür eine staatliche Bewilligung. Unterschieden wird zwischen Schurfberechtigungen für die Untersuchung von Vorkommen und Bergwerksberechtigungen, die den tatsächlichen Abbau erlauben. Bereits vergebene Lizenzen können vom Inhaber an andere Unternehmen übertragen werden.

In Wolfsberg hat European Lithium bereits eine Bergwerksberechtigung. Für den tatsächlichen Abbau seien aber weitere Genehmigungen erforderlich, etwa ein Gewinnungsbetriebsplan und Bewilligungen für die Errichtung von Bergbauanlagen, heißt es auf Anfrage aus dem mittlerweile zuständigen Finanzministerium.

Lithium aus eigenen Lagerstätten ist eine Säule des "Masterplan Rohstoffe 2030", den die ehemalige Bergbauministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) im Jahr 2019 verkündete. Unterstützung bekam sie damals vom Generalsekretär der Wirtschaftskammer, Karlheinz Kopf. Der "Not in my backyard"-Zugang bei Rohstoffen sei "problematisch". Gerade bei schweren Mineralien sei es besser, die Transportwege kurz zu halten, hieß es. Passiert ist seither allerdings wenig. Vonseiten des Bundes gibt es derzeit keine Förderungen für die Gewinnung von Lithium. (Jakob Pflügl, 17.5.2023)