Mit Demonstrationen und anderen Aktionen machten die als IG24 organisierten 24-Stunden-Betreuerinnen auf ihre prekären Arbeitsverhältnisse aufmerksam.

Foto: Christopher Glanzl

Die Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen nimmt in Österreich stark zu, was die Tätigkeit von 24-Stunden-Betreuerinnen immer wichtiger macht. Die Arbeitsbedingungen der durch die Bank ausländischen Frauen sind jedoch weiterhin prekär, was die selbstorganisierte Initiative IG24 seit inzwischen drei Jahren aufzeigt.

Mit Beginn der Corona-Pandemie wurden die Defizite angesichts geschlossener Grenzen, Testpflichten und Quarantänemaßnahmen offensichtlich, IG24 fordert entsprechende Verbesserungen. Dafür und für ihre wichtige Beratungstätigkeit wird die Initiative IG24 mit einem diesjährigen Ute-Bock-Preis für Zivilcourage von SOS Mitmensch ausgezeichnet.

"Es ist erschütternd, wie ignorant vonseiten der Politik mit den Bedürfnissen von 24-Stunden-Betreuerinnen umgegangen wird", sagt SOS-Mitmensch-Geschäftsführerin Gerlinde Affenzeller: "Der IG24 ist es durch couragierten Einsatz gelungen, die Rechte der Betroffenen zum Thema zu machen."

Die Initiative Queer Base bietet LGBTIQ-Menschen auf der Flucht sichere Wohnmöglichkeiten – hier in der Türkis-Rosa-Lila Villa in Wien.
Foto: Marty Huber

Wichtige Wohngemeinschaften

Ein weiterer Ute-Bock-Preis 2023 geht an die Initiative Queer Base, die sich für die Rechte von geflüchteten Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und Interpersonen engagiert. In der Türkis-Rosa-Lila Villa in Wien ansässig, berät die Organisation seit 2015 LGBTIQ-Personen in Asylverfahren, unterstützt sie bei Behördengängen und betreibt queere Wohngemeinschaften, die für Angehörige sexueller Minderheiten oft die ersten sicheren Häfen auf ihrer Flucht sind.

"Queer Base trägt nicht nur zur konkreten Verbesserung der Lebenssituation von LGBTQI-Geflüchteten bei, sondern setzt sich auch massiv für ein konsequentes Qualitätsmanagement im Asylverfahren und für sichere Fluchtmöglichkeiten für besonders vulnerable Personen ein", begründet SOS-Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak die Auszeichnung.

"Zunehmende Schikanen"

Mit beiden Vergaben weise SOS Mitmensch auf "die zunehmenden Schikanen gegenüber Arbeitsmigrantinnen und die Bedrohung besonders vulnerabler Geflüchteter durch eine rechtspopulistisch geprägte Politik" hin, sagt Pollak. Letztere habe sich etwa in der von der früheren ÖVP-FPÖ-Regierung beschlossenen Indexierung der Familienbeihilfe für ausländische Arbeitsnehmende manifestiert, die vom Europäischen Gerichtshof aufgehoben wurde.

Die mit insgesamt 5.000 Euro dotierten Preise werden am kommenden Montag um 19 Uhr im Wiener Rathaus überreicht. Die Preisreden halten Doris Schmidauer und Mavie Hörbiger. Als prominenter Gast wird Conchita Wurst erwartet. Vergangenes Jahr waren die Flüchtlingsunterstützungsinitiativen SOS Balkanroute und Fairness Asyl mit dem Ute-Bock-Preis ausgezeichnet worden. (Irene Brickner, 17.5.2023)