Ja, alles klar, Sprache ist immer im Wandel begriffen, und das Oldie-Gejammere darüber, dass sich Wiener Maturanten, Pardon, Abiturientinnen, anhören, als seien sie deutschen Werbespots für das leckerste Brötchen entstiegen, hat einen langen Bart. Wo das bei uns doch "das Panini" heißt! Auch die heutigen Silberrücken und -rückinnen haben in ihrer holden Jugend Ausdrücke und Wendungen gebraucht, die ihre Altvorderen auf die Palme gebracht hätten. Laut Wiktionary sagt man das auch erst seit den 1930ern so.

Auch bei "kleineren" Wörtern zeigt sich der Sprachwandel.
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Aber dokumentieren wird man ja noch dürfen. Apropos "erst". Auch bei "kleinen" Wörtern gibt es Wandel. Nicht nur, wie unsere österreichische Leserschaft oft beklagt, geht man heutzutage "an Weihnachten" nicht "zur Schule", sondern "aufs Konzert". Auch Partikel, Adverbien und Bindewörter müssen dran glauben.

"Erst" ist so ein Opfer. Schon länger ist niemand mehr "erst zehn Jahre alt": "gerade einmal" ist zumindest journalistische Pflicht. Ein Schild an der Geschäftstür mit "Am Montag nur um 11 Uhr geöffnet" ist allerdings verwirrend. Wirklich nur um 11? Das ist auch in Work-Life-Balance-Zeiten kurz!

Gespart werden muss überall. In der Station Pilgramgasse der U4 in Wien gibt es "keinen Aufzug, nur eine Rampe". Alles klar. Werde trotzdem demnächst bei der Fundstelle der Wiener Linien vorstellig werden und fragen, ob vielleicht ein "sondern" gefunden und abgegeben wurde. (Gudrun Harrer, 17.5.2023)