Müsste man ihren Musikstil mit einem Wort beschreiben, wäre "relaxed" ein guter Kandidat: Diana Krall.

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Wien – Relaxed. Müsste man ihren Musikstil mit einem Wort beschreiben, wäre das ein guter Kandidat. Man könnte auch sagen, Diana Krall gibt sich tiefenentspannt – und wäre da vielleicht einem kleinen Widersinn auf der Spur. Es wäre leicht, bei der Klavier spielenden Sängerin die Nase zu rümpfen. Bei ihren Qualitäten wäre das aber nicht gerecht.

Gut: Was sie tut, ist von erwartbarer Art und überschaubarer Komplexität. Was sie anpackt, wird meist zur wattigen, swingenden Ballade. Ihr Klavierspiel bleibt immer schlicht gehalten, vollgriffige Akkorde, ein paar melodische Linien dort, ein paar Tupfer da. Und dass man bei ihrem Gesang vor lauter improvisierten Nebennoten und Skalen die Songs nicht mehr wiedererkennt, kann man ihr auch nicht vorwerfen. Aber: Das alles tut sie ungemein stimmig, mit ihrem typischen herben, dunklen Sound.

Sie schafft Gefühl und Stimmung und treibt vielen im Publikum im Großen Saal Tränen in die Augen, man lauscht ihr konzentriert und gebannt, von Richard Rodgers Where or When über Cole Porters Night and Day und I’ve Got You Under my Skin über Joni Mitchells A Case of You bis zu den zwei Gershwin-Zugaben: ’S Wonderful und I was Doing Alright.

Tiefgang

Man glaubt ihr beide Aussagen, und ihre leicht desorientiert wirkenden Moderationen unterstreichen ihre emotionsgeladene Entrücktheit. Und wenn man glaubt, es sei der Gipfel der Einfachheit erreicht, überrascht sie mit Tiefgang und Vokalfarben, die wie aus dem Augenblick zu entstehen scheinen.

Mit von der Partie auf dieser Tournee, die demnächst nach Tschechien, Ungarn oder Frankreich führt, sind Anthony Wilson (Gitarre), Robert Hurst (Kontrabass) und Karriem Riggins (Schlagzeug): sehr gediegen und fast immer unauffälliger, als es wohl ihren Fähigkeiten entspricht. (daen, 16.5.2023)