Das Flaggenmeer für gefallene ukrainische Soldaten in Kiew, das erneut Ziel russischer Angriffe wurde.

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Es war die zu erwartende Reaktion auf die – was Zusagen für Waffenlieferungen betrifft – äußerst erfolgreiche Reise Wolodymyr Selenskyjs durch Europa. Die Kiewer Militärverwaltung sprach von "komplexen, gleichzeitigen Angriffen mit Drohnen, Marschflugkörpern und wahrscheinlich ballistischen Raketen" aus Nord, Ost und Süd, die in Dichte, Anzahl und Zeitraum außergewöhnlich gewesen seien. Höchstarbeit also wieder einmal für Kiews Luftabwehrsysteme. In Anbetracht der wenigen Verletzten, die der Angriff am frühen Dienstagmorgen durch herabstürzende Trümmerteile forderte, wird klar, wie überlebenswichtig die vom Westen bereitgestellte Luftabwehr für die Ukraine ist.

In ukrainischen Sicherheitskreisen ist man nie glücklich, wenn Privatvideos der startenden Abfangraketen in sozialen Medien landen, könnten doch so Stellungen verraten werden. Doch auch diesmal geschah dies wieder. Sieht man sich die Videos an, so ist es vor allem eine Explosion in Bodennähe am Ende einer langen Salve an Abwehrraketen, welche die russische Erzählung stützt, ein ukrainisches Patriot-System vernichtet zu haben. Bestätigt wurde das allerdings bisher nicht. Laut Kiew wurden alle 18 russischen Geschoße abgefangen.

Afrika will vermitteln

Ob sich zur ukrainischen Luftabwehr neben polnischen und slowakischen MiG-29 aus sowjetischer Produktion demnächst auch westliche Kampfjets gesellen, ist noch unklar. Entschieden ist aber bereits, dass Frankreich und Großbritannien im Verbund mit westlichen Partnern ukrainische Piloten an modernen Kampfjets ausbilden wollen – ein Ergebnis der Selenskyj-Tour.

Während eine Gruppe afrikanischer Staats- und Regierungschefs – angeführt von Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa – offenbar nach Moskau und Kiew reisen will, um einen möglichen Friedensplan zu erörtern, stimmte das russische Parlament einem Putin-Vorschlag zur Kündigung des KSE-Vertrags zu, der die Stationierung schwerer Waffen in Europa deckelt. Die Schuld gibt Moskau dafür abermals dem Westen. (Fabian Sommavilla, 16.5.2023)