Österreich ist in eine "Worstcase-Situation" hineingeraten, sagt Lukas Sustala. Die Regierung habe mit ihrer Politik in den vergangenen Monaten die Inflation erst recht angetrieben. Durch die vielen Hilfszahlungen wurden Kaufkraftverluste teilweise überkompensiert, das räche sich jetzt: "Es beschert uns in einer zweiten Runde eine Inflationsrate, die höher ist als in vielen anderen EU-Ländern." Damit zeige sich: Das Thema Treffsicherheit bei den Hilfen, das von der Regierung abgetan wurde, sei in Wahrheit zentral, so der Chef des Neos-Lab.

Ein Vorwurf, den Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) nicht stehen lassen will: Die Kaufkraft im vergangenen Jahr zu stützen sei richtig gewesen. Noch im Sommer 2022 hätten alle Experten eine Gasmangellage erwartet für Österreich, mitsamt einbrechendem Konsum. Deshalb habe weitgehende Einigung darüber bestanden, dass die Politik mit Geld die Kaufkraft der Bürger stärken müsse. Aber der Konsum sei nicht eingebrochen. Und nun seien tatsächlich neue Strategien im Kampf gegen die Inflation gefragt.

Niedrigere Preise durch höhere Steuern?

Barbara Blaha, Chefin des arbeitnehmernahen Momentum-Instituts, meint, dass die Debatte darüber, ob die Hilfen die Inflation treiben würden, eine Themenverfehlung sei. Unternehmen hätten ihre Preise stärker erhöht, als ihre Kosten gestiegen sind. Die Regierung habe in der Teuerungskrise zu lange tatenlos zugesehen. Da liege das Problem.

Kocher, Blaha und Sustala sind diese Woche zu Gast beim Videotalk "STANDARD mitreden". Die große Frage, um die es geht: Wie kommen wir aus der Teuerungskrise raus?

Die Ideen der Gäste lassen sich in vier Kategorien einteilen: mehr staatliche Eingriffe in den Markt um Preise zu drücken, mehr Wettbewerb, höhere Steuern auf Übergewinne und mehr Initiative der öffentlichen Hand, dort, wo sie eingreifen kann – bei Landesenergieversorgern und administrierten Preisen.

160 Produkte und der gleiche Preis

Sehen Sie im Video: Wieso glaubt Kocher, dass höhere Übergewinnsteuern dabei helfen, Preise zu dämpfen, und warum bezweifelt das der Wifo-Ökonom Josef Baumgartner? Warum gibt es kaum einen Wettbewerb am Energiemarkt, und wie könnte man das ändern? Warum kritisiert Blaha, dass bei mehr als 160 Artikeln der Eigenmarken S-Budget (Spar) und Clever (Rewe) die Preise exakt ident sind im Supermarktregal – was hat das mit der Teuerungskrise zu tun? Alle Antworten gibt es im Video. Moderation: András Szigetvari. (Video: Laura Schmidt, 21.5.2023)