"Gäbe es die letzte Minute nicht, so würde niemals etwas fertig", wusste schon US-Autor Mark Twain – und sprach damit Generationen von prokrastinierenden Menschen aus der Seele. Kaum jemand, der das Phänomen der Prokrastination oder Aufschieberitis nicht aus eigener Erfahrung kennt. Schließlich gibt es für jeden von uns die eine oder andere Notwendigkeit auf der To-do-Liste, die einen so sehr stresst oder auch nervt, dass man sie einfach unentwegt vor sich herschiebt.

Meist birgt das eigene Handy mehr Reiz als jede unliebsame Aufgabe.
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Aufschieberitis: Ein hausgemachtes Problem

Besonders perfide ist natürlich, dass diese unerledigten Verpflichtungen einen trotzdem ständig gedanklich quälen und verfolgen und man diese "Mental Load" bis zu ihrer Erledigung unentwegt mit sich herumträgt. Es kommt auch vor, dass man sogar andere, auch nicht erfreulichere Aufgaben lieber übernimmt, als das anzugehen, was man eigentlich tun sollte oder müsste. Menschen, die gerade eine Abschlussarbeit für Universität oder FH verfassen müssen, putzen schlagartig häufig sehr gründlich ihre Küche. Und bevor man seinen Lohnsteuerausgleich macht, der einem voraussichtlich gutes Geld einbringt, aber einige Stunden am Schreibtisch kostet, trifft man sich lieber mit einem Bekannten, dessen nervige Art man eigentlich auch schlecht aushält. Als Ausrede dafür können aktuelle Forschungsergebnisse dienen, die besagen, dass Prokrastination zum Teil anerzogen sei und womöglich vererbt sein kann. Ein geringer Trost, schafft die Aufschieberitis doch nicht selten Stress, Frust und Probleme und kann derart zur Gewohnheit werden, dass man sich zu bestimmten Dingen grundsätzlich nur schwer aufraffen kann.

Dass man sich damit unnötig selbst das Leben schwer machen kann, zeigt eine Erfahrung, die auch nicht wenige erleben, die lieber morgen als heute aktiv werden. Ringt man sich nämlich doch dazu durch, den inneren Schweinehund zu überwinden und die ungeliebte Aufgabe endlich in Angriff zu nehmen, ist man oftmals verwundert, wie rasch sie eigentlich erledigt werden konnte. Und diese lächerliche Kleinigkeit hat man nun ewig vor sich hergeschoben und sich deshalb ständig mit einem schlechten Gewissen gequält?

Natürlich gibt es auch Menschen, die mit großer Konsequenz immer gleich alles abarbeiten, was eben erledigt gehört, ohne sich zu beklagen oder sich selbst durch ständiges Aufschieben im Weg zu stehen. Angeblich.

Und was schieben Sie so auf?

Schieben Sie häufig etwas vor sich her? Was sind das für Aufgaben, die Sie so sehr nerven? Was sind Ihre liebsten Ersatzbeschäftigungen für lästige To-dos? Und gibt es vielleicht sogar etwas, das Sie eigentlich jetzt gerade dringender tun müssten, als diesen Artikel zu lesen? Posten Sie es im Forum! (Daniela Herger, 22.5.2023)