Es war noch nie leicht, jung zu sein, doch momentan ist es, so scheint’s, besonders schwer. Kleben sich junge Menschen auf Straßen fest – großes Geschrei, weil: huch, wie radikal! Sagen sie im Rahmen der Ö3-Jugendstudie, dass sie sich ein Eigenheim wünschen, heiraten wollen und mehrheitlich ein benzinbetriebenes Fahrzeug kaufen wollen – auch nicht recht, weil: huch, wie konservativ!

Wie sie es machen, die Jungen, machen sie es für viele Ältere falsch. So scheint es, wenn man die Debatten in den Social-Media-Foren verfolgt. Doch sieht man sich die vom Meinungsforschungsinstitut Sora durchgeführte Studie im Detail an, kommt man zu einem anderen Schluss: Die Älteren sind es, die alles falsch machen. Das, was junge Leute am meisten bewegt in ihrem Leben, ist auch das, was etwa die Politik seit Jahr(zehnt)en hartnäckig ignoriert: neue, andere Lehrpläne, mehr Fokus auf Lehrberufe und bessere Lehrlingsausbildung.

Eine Ö3-Studie hat erhoben, was die Generation Z will: Heiraten, Kinder kriegen sind ihr ebenso wichtig wie neue Lehrpläne, ein sicherer Job oder ein Eigenheim.
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Junge Menschen wollen mehr darüber erfahren, wie sie ihre psychische Gesundheit erhalten können, sie wollen mehr über Finanzen und Medien erfahren – und sie halten Mobbing für eines der ganz großen Probleme, mit denen man sie in ihrem Alltag alleinlässt. Fasst man das alles zusammen, ergibt sich ein klares Bild: Bildung und Ausbildung, Schule und Lehre müssen dringend völlig neu gedacht werden. Junge Menschen fühlen stark, dass sie derzeit auf ihr weiteres Leben nur unzureichend vorbereitet werden.

Alleingelassen

Das müsste, übrigens schon lange, alle Alarmglocken schrillen lassen. Dass es das nicht tut, dass weiter mit viel Geld verwaltet wird, was schon lange nicht mehr so funktioniert, wie es sollte, mündet dann in einer logischen Konsequenz: Nur magere 17 Prozent der in der Studie befragten 40.000 Jugendlichen vertrauen noch der Politik.

Wer nicht glaubt, Gesellschaft und Politik vertrauen zu können, sucht Sicherheit im Privaten – daher der Wunsch nach Eigenheim und Familie. Das Problem dabei ist nicht etwa ein vermeintlich konservatives Weltbild – es ist der Vertrauensverlust. Junge Menschen müssen mit Zuversicht in die Welt schauen können. Sie müssen wild und ungeordnet denken, sich ausprobieren, unkonventionelle Lösungen für knifflige Probleme ausdenken dürfen – ohne Angst vor negativen Konsequenzen.

Wenn wir das als Gesellschaft nicht ermöglichen und fördern, wird Österreich auf vielen Ebenen zurückfallen und an Exzellenz verlieren. Dann werden die Älteren ihre grauen Köpfe schütteln und wieder tadelnd auf die Jungen zeigen, die sie selbst um ihre Zukunft betrogen haben. (Petra Stuiber, 18.5.2023)