Arnold Schwarzenegger: "Die nationale Sicherheit und die Umwelt haben viel miteinander zu tun."

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Arnold Schwarzenegger ist schon öfter in den Krieg gezogen. Als Filmheld John Matrix kämpfte er in "Phantom-Kommando" gegen einen südamerikanischen Diktator, in "Predator" schlug er sich als Vietnamveteran sogar mit einem Außerirdischen herum.

Als Privatmann und Klimaaktivist zeigt sich Arnold Schwarzenegger in der Frage von Krieg und Frieden deutlich nachdenklicher. Ein Thema bei seinem Austrian World Summit, der diese Woche in der Wiener Hofburg stattfand, war daher, wie sich der Klimawandel auf die globale Sicherheit auswirkt. Steuern wir auf eine Ära der Klimakriege zu?

Faktor Energie

Bei der Klimakonferenz teilte sich Schwarzenegger zu dieser Frage das Podium mit dem ukrainischen Ex-Boxer Wladimir Klitschko, dem finnischen Außenminister Pekka Haavisto und dem niederländischen Ex-General Tom Middendorp.

"Die meisten denken, dass die nationale Sicherheit nichts mit der Umwelt zu tun hat. Sie hat aber viel damit zu tun. Sicherheit hängt zum Beispiel mit der Energie zusammen", begann Schwarzenegger. "Wir sehen Europas Abhängigkeit von russischem Öl und Gas. Russland finanziert den Krieg mit seinen Energiegewinnen."

Armeen denken um

Der Klimawandel als Ursache von Krisen und Kriegen beschäftigt die Armeen der großen Mächte schon länger. Die Gleichung ist zugleich simpel und tragisch: Wenn Menschen ihre Lebensgrundlagen verlieren, entstehen Konflikte. Zusätzlich zu politischen, ethnischen und religiösen Konflikten droht die Erderhitzung immer öfter der Grund für Eskalationen zu werden. Das US-Verteidigungsministerium stufte den Klimawandel bereits im Jahr 2014 als Bedrohung für die nationale Sicherheit ein und warnte, dass es zudem zu mehr humanitären Krisen durch extreme Wetterereignisse kommen könnte.

Ex-Boxweltmeister Klitschko, der aus Kiew zugeschaltet war, sprach verständlicherweise mehr über die direkte Umweltzerstörung durch Kriegshandlungen. Sein älterer Bruder Witali ist Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt. "Die Ukraine ist das größte Land in Europa und hat den meisten fruchtbaren Boden, der leider durch die russischen Kriegshandlungen kontaminiert und vergiftet wird", sagte Klitschko.

"Grüner General"

Auch Staaten in Mittel- und Nordeuropa wären von einem sich verschärfenden Klimawandel massiv betroffen, sagte Finnlands Außenminister Haavisto. Wenn der Westen nicht genügend für den Klimaschutz mache, werde es eine "riesige Migration in Richtung Europa" geben, so der Grünen-Politiker.

Der holländische Ex-General Tom Middendorp ist sicher, dass eine schlagkräftige Klimapolitik militärische Konflikte und menschliches Leid abwenden könnte.
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Tom Middendorp war von 2012 bis 2017 der Befehlshaber der niederländischen Armee, durch sein Umweltengagement bekam er in holländischen Medien den Spitznamen "grüner General". Später gründete er zusammen mit anderen hochrangigen Militärs den "International Military Council on Climate and Security", den er bis heute leitet. "Der Klimawandel ist eine der Hauptursachen für Konflikte in der Zukunft", zeigte sich Middendorp bei der Diskussion in Wien überzeugt.

Schlachten ums Wasser

Middendorp, der laut eigenen Angaben in rund 20 Konfliktgebieten im Einsatz war, erzählte von einem beispielhaften Erlebnis in Afghanistan. "Wir hatten tagelang gekämpft, um ein bestimmtes Dorf von den Taliban zu befreien. Als wir es geschafft hatten, merkten wir, dass die Spannungen immer noch da waren." Die Taliban hätten laut Middendorp kein Problem gehabt, dorthin zurückzukehren.

Die Erkundungen seiner Soldaten hätten ihm dann gezeigt, wie Klima und Sicherheitspolitik verknüpft sind. "Wir fanden heraus, dass der Grund für die Spannungen die Wasserknappheit war. Als wir das Problem der Wasserversorgung gelöst hatten, wurde es im Dorf ruhig und friedlich, die Taliban kehrten nicht zurück", erzählte Middendorp.

Konfliktpotenzial: Äthiopien baut einen Staudamm, aber auch die Bevölkerung Ägyptens ist vom Wasser des Nils abhängig.
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Streitkräfte als Klimabotschafter

In einem Interview mit dem "Spiegel" erklärte der Niederländer einmal, weshalb er es für substanziell wichtig halte, dass die Staaten ihre Außen- und Sicherheitspolitik und ihre Klimapolitik künftig gemeinsam denken. "Wir müssen unsere Entwicklungspolitik mit unserer Verteidigungspolitik verzahnen. Und das Lagerdenken aufgeben. Das Gleiche gilt für den Klimawandel. Gegen ihn vorzugehen ist vor allem ein Thema von linken Parteien, Verteidigungspolitik mehr ein rechtes Thema. Wir müssen den Klimawandel entpolitisieren, weil er uns alle beeinflusst, und anerkennen, dass er enorme Auswirkungen auf unsere Sicherheit hat", sagte Middendorp.

Das Militär könne laut dem "grünen General" viel dazu beitragen, auch jene Menschen zu erreichen, die den Klimawandel nicht als Problem wahrnehmen und nichts tun wollen.

Ein Brückenschlag, den auch Actionstar Arnold Schwarzenegger versucht, wenn er dafür wirbt, "die Umweltverschmutzung zu terminieren". (Lukas Kapeller, 18.5.2023)