Keri Russell als Botschafterin Kate Wyler und Ato Essandoh als Stuart Heyford.

Foto: Netflix

Über das Wetter zu reden ist ein Minenfeld geworden. Sagt man, dass "früher" zu dieser Zeit längst Abhilfe gegen Sonnenbrand gefragt war, ist das sicher ein linguistischer Age-Marker. Oder es handelt sich um einen Akt mangelnder Klimawandel-Awareness. Nun ist es aber, wie es ist: nass und kühl. Irgendwann reicht’s mit dem Spaziergang und dem Buch-fertig-Lesen. Streamen ist zwar kein klimaschonender Akt, kann aber echt gut fürs Gemüt (und somit für die Gute-Laune-Verbreitung) sein.

Anempfohlen dafür: "Diplomatische Beziehungen". Ein Diplomatenpaar mit massiven Ego- und Eheproblemen kommt ständig in die Situation, gleich die ganze Welt retten zu müssen. Nicht à la Statham oder Van Damme mit Faust und Feuerwaffe, sondern via Diplomatie. Erschreckend, wie das Geschick der Erde offenbar an ganz wenigen Personen hängen will, die noch dazu andauernd ihre verhaltensoriginellen Staatschefs (aktuelle Anklänge an das Vereinigte Königreich offensichtlich) zähmen müssen.

Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz

Die völlig undiplomatische Sprache der Diplomatin Kate Wyler (Keri Russell) ist ebenso erfrischend und stellenweise wirklich lustig wie die Gender-Posse im Hintergrund. Erstaunlich, wie beliebt ein solcher Stoff auf Netflix werden kann. "House of Cards", "Borgen", "Designated Survivor" haben es schon vorgemacht.

Und interessant, wie die Protagonistinnen wieder als vorkämpfende und eigentlich steuernde Frauen erscheinen und sie diejenigen sind, die uns die Moralfrage im politischen Geschäft stellen, Steuerung und Manipulation erschreckend vor Augen führen. Ist die Heldin diesmal eine Gute? Es lohnt sich, unter wettertechnisch richtigen Umständen reinzuschauen. (Karin Bauer, 18.5.2023)