Seine Kindheit und Jugend verbrachte Berger in Salzburg, arbeitete später in Paris und London zunächst als Dressman und Fotomodel und wirkte in Werbespots mit.

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Helmut Berger bei der Präsentation seines Buches "Ein Leben in Bildern" im Regent-Hotel in Berlin 2012.

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Mit Rollen in Filmen wie "Das Bildnis des Dorian Gray", "Der Garten der Finzi Contini", "Die Rivalin" oder "Der Pate – Teil III" erlangte Helmut Berger Weltruhm.

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Die erste Rolle bei Visconti war in "Die Verdammten" (1969)

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Berger führte das Jetset-Leben der Stars – hier mit Faye Dunaway 1976 am Festival von Cannes.

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Wien/Salzburg – Schönheit zeigt sich häufig zweimal: auf ihrem Höhepunkt, dann noch einmal im Verfall. Helmut Berger war ein schöner Mann, seine Karriere hatte viele Höhepunkte, und vermutlich hätte er niemals zugegeben, dass er in den späteren Jahren verfiel. Wer ihn jedoch zum Beispiel in Albert Serras Liberté (2019) sah, einem seiner letzten Auftritte, musste wohl beides erkennen: einen hinfälligen Mann, der aber doch die Spuren seiner beinahe klassischen Schönheit zeigte.

Für einen Schauspieler gibt es viele Möglichkeiten, Attraktion oder Charisma zu entwickeln. Helmut Berger aber hatte seine größte Zeit mit einem Künstler, der alles auf "bellezza" gab: Der homosexuelle italienische Regisseur Luchino Visconti wurde in den 1960ern seine Muse, seine große Liebe. Und er drehte mit Berger in Hauptrollen zwei Filme, in denen man die Geschichte Europas als Dekadenzphänomen sehen konnte.

Aus der Hotelbranche

In Die Verdammten (1969) spielte Berger einen jungen Nazi, der sich sexuell erpressbar gemacht hatte; in Ludwig II. (1973) spielte er den König von Bayern, dem die Welt das Schloss Neuschwanstein und andere Denkmäler einer übersteigerten Ästhetisierung der Welt verdankt.

Eine der Rollen, die für Helmut Berger den Durchbruch brachten: In Luchino Viscontis "Ludwig II." gab der österreichische Schauspieler den exzentrischen König von Bayern, hier mit Romy Schneider als Elisabeth.

Der Sohn einer Familie aus der Hotelbranche, geboren in Bad Ischl als Helmut Steinberger, aufgewachsen in Salzburg, war um 1970 zu einem Phänomen geworden: ein Kinostar, ein Dandy, eine Skandalnudel mit Wohnsitz in Rom, umtriebig in vielen Betten und mit beiden Geschlechtern. In seiner Autobiografie, die den naheliegenden Titel Ich trägt, schildert Berger schon auf den ersten Seiten, wie er sich an Alain Delon rächt, der mit ihm um Rollen rittert. Er geht mit Delons damaliger Frau Nathalie ins Bett und gleich auch noch mit Maria Schneider, der tragischen Hauptdarstellerin von Der letzte Tango in Paris.

Klatsch und Tratsch waren auch das Lebenselixier eines Mannes, der von sich sagte, es wäre ihm immer nur um eines gegangen: geliebt zu werden. Als Kind hatte er dabei keineswegs zu wenig Liebe bekommen, seine Mutti war ihm "überschäumend" zugetan gewesen.

Helmut Berger, 1996 bei Harald Schmidt in Köln. Beide haben ihren Spaß.
Jochen Reinhardt

Krise ohne Visconti

Viscontis Tod im Jahr 1976 stürzte Berger in eine tiefe Krise, aus der er aber immer wieder mit denkwürdigen Rollen auftauchte. Quentin Tarantino zum Beispiel schwört auf Der Tollwütige (1977) von Sergio Grieco, in dem Berger einen eiskalten Mörder spielte. In Salon Kitty, dem opulenten Naziporno von Tinto Brass, war er ebenso dabei wie 1983/84 in elf Folgen der Fernsehserie Denver-Clan.

Zwischen Schund und Kult fand Berger einen traumwandlerischen Weg. Unweigerlich wurde jemand wie Christoph Schlingensief auf ihn aufmerksam und besetzte ihn in seiner Fassbinder-Hommage Die 120 Tage von Bottrop. Peter Kern, ein österreichischer Wahlverwandter von Fassbinder, setzte 2009 bei Blutsfreundschaft auf die Bereitschaft Bergers, für Freunde und bei den richtigen Gelegenheiten auch für bescheidene Gage zu arbeiten.

Auch bei der Viennale

1993 drehten die Brüder Dubini mit ihm Ludwig 1881, in dem er noch einmal (brillant) seine Lebensrolle interpretierte. Manche werden sich noch an seinen Auftritt damals bei der Viennale erinnern, ein Höhepunkt im Fach der Starallüren.

Helmut Berger in Blumfelds "1000 Tränen tief"
Nicolas Gibelin

Für eine echte Verfallsgeschichte ist es im 21. Jahrhundert unumgänglich, sich auch einmal in einem Dschungelcamp zu zeigen, was Berger 2013 tat. Dagegen konnte er allerdings auf Auftritte in Musikvideos von Madonna (Erotica) bis Blumfeld (Tausend Tränen tief) verweisen. Die Liste der Sexualpartner und -partnerinnen ist endlos. Selbst mit Mick Jagger teilte Berger das Bett, allerdings war damals Bianca dabei, und es lief ausnahmsweise einmal nichts. So jedenfalls nachzulesen in Ich.

Am Donnerstag ist Helmut Berger im Alter von 78 Jahren in seiner Heimatstadt Salzburg "friedlich, aber dennoch unerwartet entschlafen", wie seine Agentur mitteilte. (Bert Rebhandl, 18.5.2023)