Versuch einer Interpretation der bisherigen Interviews mit Julian Hessenthaler, unter anderem im STANDARD, zuletzt bei Armin Wolf: Der ehemalige Privatdetektiv und nunmehrige Sicherheitsbeauftragte einer Immobilienfirma wirkt konzentriert, überlegt, ausgeglichen, tough.

Julian Hessenthaler, der Privatdetektiv, dessen Aktivitäten die Republik aufgewühlt haben, ist ein Instrument gewesen – nämlich eines der österreichischen Zustände.
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Wir sehen einen Profi, der in einem Schattenbereich arbeitet. Warum hat er sich darauf eingelassen, H.-C. Strache und Johann Gudenus auf Ibiza eine Oligarchennichte-Falle zu stellen? Hat er das große Geld gewittert?

Er sagt, er habe "aus Freundschaft" zu Anwalt Dr. M. gehandelt, der seinerseits wieder "ideologisch motiviert" (also gegen die FPÖ) gewesen sei. Am Versuch, das Video zu verklopfen, sei er nicht beteiligt gewesen. Im Zuge der monatelangen Aktion habe er jedoch "Einblicke" erhalten, die ihn motiviert hätten, "das weiterzuverfolgen". Seine Motive wären somit vielleicht nur professioneller Ehrgeiz, vielleicht auch Verachtung für das politische Bild, das sich da bot. Im STANDARD sagte er, Strache und Kurz hätten, "nach allem, was ich höre und weiß", nichts in der Politik verloren.

Dass Hessenthaler glatt verneinte, es habe irgendwelche dunklen "Auftraggeber" gegen die FPÖ gegeben, muss grundsätzlich nichts heißen. Aber es gibt keine plausiblen Ansätze für diese Verschwörungstheorie. Allerdings ist der Privatdetektiv, dessen Aktivitäten die Republik aufgewühlt haben, doch ein Instrument gewesen – nämlich eines der österreichischen Zustände. (Hans Rauscher, 18.5.2023)